Thema des Tages

Pollen für alle

Allergiker wissen es schon lange, die Hochsaison der Gräserpollen ist
da. Überall blüht und grünt es und durch ausbleibenden Regen halten 
sich die Pollen lange in der Luft.


In Deutschland werden Hasel, Erle, Esche, Birke, Gräser, Roggen, 
Beifuß und Ambrosia als die 8 allergologisch wichtigsten Pflanzen 
betrachtet. Die Pollen der Pflanzen dringen über die Luft in die 
oberen Atemwege von Menschen und lösen dort bei einigen eine 
allergische Reaktion aus. Weitläufig kennt man die Pollenallergie als
"Heuschnupfen". Der Name stammt aus der früheren Beobachtung 
erkältungsähnlicher Symptome bei Menschen, die mit Heu in Kontakt 
kamen und auf Gräserpollen allergisch reagierten.

Vor allem in den westlichen Industriestaaten hat sich der Anteil an 
Allergikern in den letzten Jahrzehnten teils um das 20-fache erhöht. 
Bei knapp einem Drittel der Deutschen Erwachsenen wird im Laufe des 
Lebens eine Allergie festgestellt, wobei Heuschnupfen am häufigsten 
vorkommt. Etwa jeder 7. Erwachsene ist betroffen, Frauen häufiger als
Männer. Immer öfter leiden auch Kinder an Heuschnupfen (etwa jedes 
10. Kind in Deutschland). Und die Zahlen steigen. 

Wissenschaftler führen die steigende Zahl an Heuschnupfenpatienten 
auf den Wohlstand und die im Vergleich zu früheren Zeiten gestiegene 
Hygiene in den Industriestaaten zurück. Studien haben zudem ergeben, 
dass es einen Unterschied gibt zwischen Kindern, die in städtischer 
und in ländlicher Umgebung aufwachsen. So fiel die 
Wahrscheinlichkeit, an Heuschnupfen zu erkranken bei Stadtkindern um 
50 % höher aus, als bei Kindern, die auf einem Bauernhof aufwuchsen.

Auslöser der Pollenallergie ist der Blütenstaub. Je kleiner er ist, 
umso leichter kann er vom Wind verteilt werden und in die Atemwege 
eindringen. Man geht von einer Größe von 10 bis 20 Mikrometer (ein 
millionstel Meter) pro allergieauslösender Polle aus. Sind die Pollen
größer, so nimmt auch ihr Gewicht zu und sie können weniger leicht 
durch die Luft wirbeln.
Dringt nun der Blütenstaub in die Atemwege ein, so kann das 
Immunsystem diesen eigentlich harmlosen Stoff als Krankheitserreger 
erkennen und gegen ihn Antikörper bilden. Bei einem weiteren 
Zusammentreffen von Immunsystem und Pollen wird der "Erreger" sofort 
erkannt, die Immunzellen im Körper aktiviert und entzündungsfördernde
Stoffe freigesetzt. Die Botenstoffe führen dann zu den typischen 
Symptomen wie Niesen, Husten oder Ausschlag.

Um den Allergikern einen Überblick über die aktuelle Pollenbelastung 
in Deutschland zu liefern, werden an etwa 40 Stellen der 
Bundesrepublik sogenannte Pollenfallen bedient. Die gesammelten Daten
werden dem Deutschen Wetterdienst übermittelt, welcher dann unter 
Zuhilfenahme der Phänologie und dem Wetter der kommenden Tage eine 
Vorhersage zur Pollenbelastung erstellt.

In den kommenden Tagen ist vor allem die Belastung mit Gräserpollen 
weiterhin hoch. Auch Roggenpollen sind vermehrt in der Luft zu 
finden. Da flächendeckender Regen bis weit in die nächste Woche nicht
in Sicht ist, können die Pollen auch nicht "ausgewaschen" werden.


Dipl.-Met. Jacqueline Kernn 
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 29.05.2020

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Diesen Artikel und das Archiv der "Themen des Tages"
finden Sie unter www.dwd.de/tagesthema

Weitere interessante Themen zu Wetter und Klima finden
Sie auch im DWD-Wetterlexikon unter: www.dwd.de/lexikon

====================================================
Sie können diesen Newsletter über die Webseite

   https://www.dwd.de/DE/service/newsletter/newsletter_thema_des_tages_node.html

zu jeder Zeit wieder abbestellen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre Pressestelle des DWD

Telefon: 069 8062 4501
Fax: 069 8062 4509
E-Mail: pressestelle@dwd.de
====================================================