SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 20.08.2019 um 10.30 UTC
Insgesamt ruhiges Sommerwetter, vom Süden in die Mitte ausgreifend einzelne
Gewitter.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 27.08.2019
Am Freitag bestimmt ein flacher Höhenrücken in 500 hPa das Wetter in
Deutschland, am Nordrand des Rückens liegt die am 300er Jet gut erkennbare
Polarfront über dem Süden Skandinaviens. Zwar zieht die Rückenachse im Laufe des
Tages nach Polen, allerdings wird der Rücken durch WLA auf der Vorderseite eines
atlantischen Langwellentroges regeneriert. Dadurch bildet sich über
Großbritannien und der Nordsee eine neue Achse des Rückens aus, wodurch die
antizyklonale Kontur der Höhenströmung, zumindest über dem Norden Deutschlands,
wiederhergestellt wird. Die einzig erkennbare Störung in der Höhe ist ein
Kaltlufttropfen, der am Tage über Norditalien zu erkennen ist. Er intensiviert
sich, und in der Nacht sinkt in seinem Bereich das Geopotential etwas, so dass
zum Morgen ein Höhentief vom Tyrrhenischen Meer bis zu den Westalpen und nach
Südbaden reicht. Da mit dem atlantischen Höhentief auch am Boden ein Tiefkomplex
korrespondiert und das bis dato dominierende Bodenhoch nach Osteuropa abgezogen
ist, stellt sich im Süden niedertroposphärisch (850 hPa) eine schwache
ost-südöstliche Strömung ein, durch die in den Süden etwas feuchtere Luft
advehiert wird. Somit ist es dort wechselhafter und einzelne Gewitter, eventuell
mit Starkregen, sind am Alpenrand nicht ausgeschlossen, ansonsten präsentiert
sich das Wetter sommerlich freundlich und ruhig. Bei 850er Temperaturen zwischen
11 und 15 Grad stellen sich hochsommerliche Temperaturen von meist zwischen 25
und 30 Grad ein.
Am Samstag nimmt das italienische Höhentief über die 584er Isohypse Verbindung
mit dem tieferen Geopotential über der Nordsee auf, so dass sich in 500 hPa eine
Trogkonfiguration ergibt, die vom Neckar bis nach Sizilien reicht. Dabei bleiben
aber drei Faktoren zu konstatieren: erstens, dass das Geopotential über
Deutschland trotz des Troges immer noch sehr hoch ist, zweitens, dass der Trog
über Süddeutschland (Cut-Off-Like) etwas eingeschnürt ist und die Höhenströmung
dort insofern immer noch einen antizyklonalen Touch hat, und drittens, dass die
Geopotentialgegensätze insgesamt sehr gering sind. Dies sind alles Faktoren, die
nicht für dynamische Hebung sprechen. Immerhin wird mit der schwachen
südöstlichen Höhenströmung (und auch mit der niedertroposphärisch weiterhin
ost-südöstlichen Strömung zwischen dem Hoch über Osteuropa und dem tiefen
Luftdruck über dem nahen Atlantik) feuchtere Luft, erkennbar z.B. an der 700er
Feuchte, von den Alpen bzw. Südosteuropa bis in den Mittelgebirgsraum
verfrachtet. Damit zeigen sich dort bei insgesamt weiterhin freundlichem
Wettercharakter mehr Wolken, während der Norden weiterhin verbreitet freundlich
ist. In den Gebieten erhöhter Feuchte können sich im Tagesverlauf einzelne
Schauer und Gewitter mit Starkregen bilden. Die 850er Temperaturen liegen
zwischen 11 und 16 Grad, was im Vergleich zum Vortag auf Höchstwerte schließen
lässt, die einen Tick höher liegen als noch am Vortag.
Am Sonntag und in der Nacht zu Montag gibt es laut EZMW-Hauptlauf gleich den
Doppel-Cut-Off. Am Tage soll der Italientrog abtropfen und als elliptisches
Höhentief wieder das altbekannte Gebiet von den Westalpen bis zum Tyrrhenischen
Meer überdecken. Am Tage und in der Nacht zu Montag soll dann auch der ungleich
kräftigere Langwellentrog über dem nahen Atlantik abtropfen. Das aus letzterem
resultierende Höhentief erreicht zum Dienstagmorgen das Seegebiet westlich von
Galizien. Während durch die beschriebenen Prozesse am Tage die Höhenströmung
zumindest über dem Norden Deutschlands durchglättet, verbleibt der Süden unter
dem weiterhin schwachen Einfluss des weiterhin schwachen Höhentiefs. In der
Nacht wölbt sich durch massive WLA über dem Ostatlantik (Nordflanke Azorenhoch)
westlich von Irland ein neuer Rücken auf. Allerdings können auf dessen
Vorderseite die südöstlichen Strömungen in der mittleren und der niederen
Troposphäre im Doppelpass feuchte Luft bis in den Norden und bis zum Rhein
schieben. Insofern zeigen sich im Tagesverlauf ein paar Wolken mehr, im
Mittelgebirgsraum und im Süden kann es Schauer und Gewitter geben, aber die
850er Temperaturen bleibt im Bereich zwischen 11 und 16 Grad, womit die
Höchstwerte 26 bis 32 Grad erreichen dürften.
Am Montag und in der Nacht zu Dienstag überläuft der atlantische Höhenrücken
Großbritannien, am Dienstag dann auch die Nordsee. Da es am Montag auf seiner
Vorderseite über Osteuropa zu einer kräftigen Austrogung kommt, setzt seine
Wirkung auf Deutschland etwas verzögert ein. Dies gilt auch für das
korrespondierende Bodenhoch, das durch Druckfall über dem östlichen Mitteleuropa
im Bereich der Austrogung an einer schnellen Verlagerung nach Mitteleuropa
gehindert wird. Am Montag bildet sich über Westpolen sogar ein flaches Bodentief
aus, welches über eine Tiefdruckrinne mit einem Tief über der Iberischen
Halbinsel verbunden ist. Da im Bereich dieser Rinne noch feucht-labile Luft
lagert, kann es am Montag über dem Süden und der Mitte Deutschlands verbreiteter
Schauer und Gewitter geben. Mit dem von Nordwesten her steigenden Luftdruck am
Dienstag ziehen diese sich in den Südosten zurück. Da sich die 850er
Temperaturen kaum ändern, bleibt es weiterhin hochsommerlich warm.
Am Mittwoch und Donnerstag unter hohem Geopotential meist freundlich, trocken
und weiterhin hochsommerlich warm.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der aktuelle Lauf des EZMW zeigt bis zum Samstag eine recht gute Übereinstimmung
mit den Vorläufen. So sind beim aktuellen Lauf wie auch bei den beiden Vorläufen
am Samstag um 12 UTC das nach Osten abziehende Hoch und ein Langwellentrog über
Westeuropa und dem nahen Ostatlantik zu erkennen. Der Langwellentrog zeigt aber
im gestrigen 00-UTC-Lauf aber geringere Amplitude bei größerer Wellenlänge, als
dies der gestrige 12-UTC- und der heutige 00-UTC-Lauf zeigen.
Ab Sonntag zeigen die Modellläufe eine deutlichere Spreizung der Ergebnisse. So
simuliert der gestrige 00-UTC-Lauf für Sonntag 12 UTC eine von der Nordsee nach
Südosten ausgreifende Tiefdruckzone, der der Westeuropäische Langwellentrog mit
nach Süden gerichteter Achse unmittelbar folgt, wobei die Achse schon auf
Frankreich übergreift. Die beiden jüngeren Läufe sehen die gradientschwache
Tiefdruckzone über West- und Mitteleuropa und einen mit seiner Südspitze
zurückhängenden Trog, der schon in Richtung Biskaya abtropft, was der „ältere“
Lauf nicht im Programm hat.
Am Montag zeigen sich dann noch deutlichere Unterschiede zwischen dem gestrigen
00-UTC-Lauf und den beiden letzten Läufen. Während die beiden latzgenannten um
12 UTC vor bzw. an der Nordwestküste Spaniens ein Tief simulieren, soll nach
gestrigen 00-UTC-Lauf dort eine Hochdruckbrücke von den Azoren nach Osteuropa
verlaufen. Im 500er Geopotentialfeld korrespondiert mit den Bodentiefs jeweils
ein entsprechendes Höhentief (die abgetropften Trogresiduen), wovon sich im
gestrigen 00-UTC-Lauf nichts zeigt. Dort greift stattdessen der Trog von West-
auf Mitteleuropa über, gefolgt von einem flachen Rücken über Großbritannien, den
man bei den jüngeren Läufen vergeblich sucht.
Im Weiteren sieht man ein weiteres divergieren der Modelläufe, auch zwischen
gestrigem 12-UTC- und heutigem 00-UTC-Lauf.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis in den Samstag gehen die anderen Globalmodelle (hier ICON, GFS, LFPW und
UKMO) den Weg von EZMW mit: nach Osten abziehendes Hoch, Langwellentrog und
Nord-Süd-Tiefdruckrinne über Westeuropa bzw. dem nahen Ostatlantik.
Am Sonntag (12 UTC) zeigen ICON und EZMW dann einen abgeschlossenen Cut-Off über
Irland mit kräftigem (EZMW) bzw. sehr kräftigem (ICON) Höhentief vor der
Biskaya. UKMO deutet den Cut-Off-Prozess nur an, allerdings in etwa auf der
gleichen Breite, während GFS den Abtropfprozess über Nordwestspanien stattfinden
lassen will. Laut ICON liegt zu diesem Zeitpunkt ein großräumiges Tief über der
Biskaya, laut UKMO liegt dieses über dem Ärmelkanal, wogegen GFS über Westeuropa
eine von Nord nach Süd verlaufende Rinne simuliert. EZMW dagegen prognostiziert
über Spanien ein kleinräumiges Tief, nördlich davon aber einen Hochkeil.
Am Montag deuten dann alle Modelle eine Hochdruckbrücke an, die nach
Mehrheitsmeinung über der Ostsee nach Norden verlaufen soll. Diesbezüglich
schießt nur GFS quer, dessen Brücke über Deutschland und Polen nach Osten
verläuft. Bezüglich des Geopotentialfeldes geht ICON den EZMW-Weg mit einem
Rücken über Westeuropa mit, deutet aber eine schnellere Ostverlagerung des
Rückens an und geht mit einem abgeschlossenen Hoch über der Nordsee und England
eigene Wege. GFS deutet über Westeuropa zumindest einen Keil an, der aber vom
Atlantik nach Nordosten weist und dessen Achse nicht, wie bei ICON oder EZMW, in
Nord-Süd-Richtung verläuft.
Am Dienstag zeigen sich dann phasenverschobene Trog-Rücken-Strukturen, aber
immerhin einheitlich tiefer Luftdruck über Südwesteuropa.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen bei nur sehr geringer Streuung bis zum
Sonntag einen Anstieg der 850er Temperaturen bis auf etwa 15 Grad. Danach bleibt
die Mehrzahl der Modellmember einschließlich des Haupt-und Kontrolllaufs auf
diesem hohen Niveau, es zeigen sich aber einzelne Ausreißer nach unten. Beim
Geopotential zeigt sich unter geringer Streuung ein Anstieg des Geopotentials
bis zum Freitag, dann soll das Geopotential unter moderaten Schwankungen auf
hohem Niveau bleiben. Ab Samstag zeigen die Ensembles darüber hinaus sehr
geringe Schauersignale.
Die GFS-Ensembles stützen die Ansichten des EZMW-Ensembles. Die 850er
Temperaturen steigen unter sehr geringer Streuung an bis auf etwa 15 Grad,
danach zeigt sich, stärker als bei den EZMW-Ensembles, eine Zunahme der Varianz,
wobei insbesondere Ausreißer nach unten auftreten (da die 850er Temperaturen am
Sonntag im Schnitt knapp 5 Grad über dem langfristigen Mittel liegen sollen,
sind Ausreißer nach oben auch eher unwahrscheinlich).
Für Freitag und Samstag werden zwei etwa gleich große (25 und 26 member) Cluster
simuliert, wobei Haupt- und Kontrolllauf in Cluster zwei liegen und beide
Cluster durchgängig in der Kategorie „Blocking“ verharren.
In den Zeitfenstern von +120 bis +168 Stunden und von +192 bis +240 Stunden
dominiert die Idee der Blockierungslage. In beiden Zeitfenstern bleiben 3
Cluster durchweg in dieser Kategorie, wobei diese Cluster zusammen anfangs 42,
später 40 Ensemblemember umfassen, zu denen auch jeweils die Haupt- und
Kontrollläufe gehören. Die schwarzen Schafe unter den Clustern (ein 9er-Cluster
im ersten Zeitraum, der von der Blockierungslage zur positiven NAO wechselt und
ein 11er-Cluster im zweiten Zeitraum, der durchweg der Kategorie des
Atlantischen Rückens angehört.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI zeigt ab dem Wochenende Signale für signifikant über dem Klimamittel
liegende Temperaturen. Ansonsten schweigt EFI, und COSMO-LEPS schweigt auch.
Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-MOS, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas