S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 19.08.2019 um 10.30 UTC

Unter Hochdruckeinfluss wärmer und bis auf wenige Ausnahmen meist trocken.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 26.08.2019

Am Donnerstag, zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraumes, befindet sich
Deutschland in einer westlichen Höhenströmung, die besonders nach Norden zu
leicht zyklonal gekrümmt ist. Im Nordseeumfeld macht sich so auch die Nähe zum
recht flachen Höhentrog bemerkbar, dessen Achse bis zum Abend den Norden
überquert. Das eine Drehzentrum, welches knapp südwestlich der Färöer liegt,
korrespondiert mit einem Bodentief an fast gleicher Stelle. Dieses wird aber
erst im weiteren Verlauf relevant. Zudem erstreckt sich ausgehend von einem Tief
über Island eine Okklusion über die Norwegische See bzw. den Westen Norwegens
bis in die Nordsee. Das führt im Norden und Nordwesten zu mehr Wolken und im
Nordseeküstenumfeld vielleicht auch zu ein paar Tropfen. Auch am Alpenrand sorgt
die dort schon seit längerer Zeit liegende Luftmassengrenze, die zu einem Tief
über der Karasee gehört, für etwas mehr Wolken und eine gewisse Schauer- und
Gewitterneigung. Der weitaus größere Teil Deutschlands profitiert von einer
Bodenhochdruckzone, wobei die antizyklonalen Schwerpunkte knapp westlich der
Bretagne und an der Frischen Nehrung zu finden sind. Somit dominiert überwiegend
sonniges und bei 850-hPa-Temperaturen zwischen gut 6 °C in Südschleswig und
knapp 15 °C am Alpenrand meist auch sommerlich warmes Wetter.

Am Freitag wölbt sich nach Abzug des o.e. flachen Troges ein relativ flacher
Rücken auf, dessen Achse Deutschland jedoch relativ zügig ostwärts verlässt,
sodass die Höhenströmung auf Westsüdwest dreht, was auch niedertroposphärisch zu
einem leichten Temperaturanstieg führt. Am Boden dominiert bei T850 von nahezu
landesweit über 10 °C eine abgeschlossene Antizyklone mit Schwerpunkten über
Belarus, der Mitte Deutschlands und dem Ärmelkanal. Ganz lupenrein ist das Ganze
jedoch nicht, denn die zum Tief bei den Färöern (nun knapp nordöstlich)
gehörende Warmfront erreicht streift auch den Nordwesten. Sie sorgt dort
wenngleich nicht für Regen, so doch für zeitweise Bewölkung. Allgemein lassen
sich damit die vielen hohen Wolken des direkten Outputs des IFS erklären. Bliebe
doch der unmittelbare Alpenrand, denn dort „lungern“ immer noch die Reste der
feuchteren Luft herum, sodass dort einzelne Schauer und Gewitter nicht
auszuschließen sind.

Am Samstag gelangen wir auf die Vorderseite eines Langwellentroges über
Westeuropa und dem nahen Atlantik in eine leicht antizyklonale Höhenströmung.
Von Westen her beginnt der Druck zu fallen, sodass Deutschland am Rande des
Hochs über Belarus in Gänze in eine südöstliche bis östliche Strömung gelangen.
Über dem Norden Iberischen Halbinsel bzw. über der südliche Biskaya kommt es auf
der Vorderseite des Troges zur Zyklogenese. Das entstehende Tief weitet sich im
Tagesverlauf bis nach Frankreich aus und nimmt zum Tageswechsel in Form einer
Rinne Verbindung mit der vom Seegebiet westlich der Hebriden bis zum Nordkap
reichenden Tiefdruckzone auf. Für das Vorhersagegebiet hat dies zunächst noch
keine Relevanz: Abgesehen von einzelnen Schauer und Wärmegewittern über dem
südlichen Bergland gestaltet sich das Wetter sonnig und trocken. Bei
Temperaturen zwischen 12 und 17 °C im 850-hPa-Niveau wird es sommerlich warm bis
heiß.

Am Sonntag kommt der Trog unter Verkürzung seiner Wellenlänge, jedoch unter
Vergrößerung seiner Amplitude ostwärts voran. Seine Achse weist zum
Mittagstermin über Schottland, England und die Bretagne hinweg zur Biskaya und
zum Kap Finisterre, zum Tageswechsel erreicht sie BeNeLux. Auf der Vorderseite
schiebt sich die Tiefdruckrinne auch nach Deutschland hinein, die eingelagerte
Kaltfront bleibt aber zunächst noch knapp außen vor. Über der Südosthälfte zeigt
IFS Niederschlagssignale, die wohl in erster Linie der Orografie zuzuschreiben
sind. Spricht: Über dem Bergland der Südosthälfte sollen sich in der zweiten
Tageshälfte Schauer und Wärmegewitter bilden. Im weitaus größeren Teil des
Landes wird es aber heiter, teils wolkig und meist trocken sein. Bei T850 von
nahezu landesweit über 15 °C wird es hochsommerlich warm bis heiß.

Am Montag erreicht die Kaltfront dann Deutschland. Sie kommt im Norden schneller
nach Osten voran als im Süden, sodass sie sich dann allmählich diagonale von
Südwest nach Nordost über Deutschland legt. Auch der Trog erreicht deutsche
Gefilde. Er schwenkt recht schnell durch, sodass seine Achse das
Vorhersagegebiet abends schon wieder verlässt. Entsprechend kommt es zeit- und
gebietsweise zu schauerartigem Regen und Gewittern, die bei der vorhandenen
feuchten und labilen Luftmasse mitunter auch kräftig ausfallen können.
Postfrontal fließt vorübergehend kühlere Luft in die Nordwesthälfte (Rückgang
der T850 auf 7 bis 12 °C), während in der Südosthälfte eine T850 von um die 15
°C erhalten bleibt. Ebenso baut sich nachfolgend am Boden ein Keil bzw. eine
Brücke zwischen einem Hoch mit Schwerpunkt an der Wolga und einem Hoch über dem
Atlantik auf. Diese wird gestützt durch einen Rücken, dessen Achse in der Nacht
zum Dienstag den Westen Deutschlands erreicht.

In der erweiterten Mittelfrist verbleiben wir nach deterministischer Lesart des
IFS sowohl am Boden als auch in der Höhe unter antizyklonalem Einfluss. Damit
stünde eine Rückkehr zum spätsommerlich warmen bis heißen und meist trockenen
Wetter ins Haus.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des neuesten IFS-Laufes im Vergleich mit den beiden Vorläufen
lässt sich zunächst als sehr gut bezeichnen. Am Sonntag und am Montag (bzw.
schon am Samstagabend westlich unseres Raumes) zeigen sich in den beiden
neuesten Läufen etwas ausgeprägtere zyklonalere Strukturen als im gestrigen
00-UTC-Lauf, wenngleich die Auswirkungen im direkten Modelloutput meist nur
gering sind. Die beiden neuesten Läufe zeigen für Sonntag ein Ausgreifen der
15-Grad-Isotherme in 850 hPa auf weite Teile Deutschlands, was der alte
00-UTC-Lauf so nicht im Programm hatte.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Andere Globalmodelle simulieren die Entwicklung im Mittelfristbereich zunächst
ähnlich. Am Samstag zeigen sowohl ICON als auch GFS statt eines abgeschlossenen
Höhentiefs (wie beim IFS), das keinen Einfluss auf unser Wetter hat, einen aus
der Höhenströmung „herausragenden“ Kurzwellentrog, an dessen Vorderseite in der
Südosthälfte gebietsweise Schauer induziert würden. Am Sonntag zeigen ICON und
IFS ähnliche Lösungen, während bei GFS der Trog nach Süden abtropft bzw. dazu
neigt (gleichwohl aber im Bodenniveau trotzdem antizyklonaler Einfluss
herrscht). Beim Übergreifen des Troges auf Deutschland wird dessen Amplitude
nach Lesart des ICON allerdings bedeutend geringer als beim IFS. Am Montag
deutet ICON eine postfrontale Rückkehr zu Antizyklonalität nur an (Modellfelder
nur bis 12 UTC vorhanden), während GFS noch voll die zyklonale Schiene fährt und
dies auch in der erweiterten Mittelfrist tut. GEM fährt eine Mischung aus GFS
und IFS (Abtropfen des Troges, in der neuen Woche Aufbau Hochdruckbrücke).

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen einer repräsentativen Auswahl deutsche Städte zeigen bezüglich
der Temperatur im 850-hPa-Niveau bei nur geringe Streuung der Kurvenschar einen
steten Anstieg. Einzig für München fällt dieser Anstieg moderater aus, aber dort
startet man auch auf höherem Niveau. Danach laufen die unterschiedlichen
Lösungen völlig auseinander, Haupt- und Kontrolllauf liegen jedoch noch im
Bereich der wahrscheinlichsten Variante (leichter Abfall und danach Verbleib der
T850 auf relativ hohem Niveau).
Ebenfalls nur wenig Streuung zeigt die Kurvenschar beim Geopotenzial bis zum
Samstag. Dieses steigt bis dahin auch leicht an. Am Sonntag divergieren die
Ensemblemitglieder, wobei Haupt- und Kontrolllauf zwar noch in den Bereich der
wahrscheinlichsten Lösung fallen, jedoch eher am unteren Rand dessen liegen.
Kurzum: Dass sich tatsächlich von Westen ein Trog nähert und dann auch
übergreift, ist noch keineswegs sicher, zumal nur relativ wenige Member auch
tatsächlich Niederschlagspeaks zeigen. Letztere pflanzen sich übrigens auch in
der erweiterten Mittelfrist fort, sodass der apostrophierte antizyklonale
Einfluss, wie ihn die Deterministik zeigt, ebenso noch nicht „in trockenen
Tüchern“ ist.

Beim Clustering gibt es für den Zeitraum von Donnerstag bis Freitag (T+72…96h)
drei – mit 19, 18 und 14 Membern recht gleichmäßig besetzte – Cluster, wobei
Haupt- und Kontrolllauf dem ersten Cluster zuzuordnen sind. Wirklich
entscheidende Unterschied ergeben sich allerdings nicht für Mitteleuropa, was ja
auch von den Rauchfahnen gestützt wird.
Für den nachfolgenden Zeitraum von Samstag bis Montag (T+120…168h) gibt es
erneut drei Cluster, diesmal „bevölkert“ mit 27, 17 und sieben Membern. Haupt-
und Kontrolllauf korrespondieren erneut mit dem ersten Cluster. Das erste
Cluster zeigt dabei eine relativ glatte Höhenströmung mit der Annäherung des
kurzwelligen Troges zum Sonntag/Montag. Hingegen erkennt man im dritten Cluster
deutlich stärker amplifiziertere Gebilde. So stößt der Trog auf dem Atlantik
weit nach Süden vor und neigt Montag 00 UTC sogar zum Abtropfen über der
Biskaya. Im Gegenzug wölbt sich ein mächtiger Höhenrücken über Mittel- bzw. dem
östlichen Mitteleuropa bis nach Svalbard auf, wobei wir auch am Boden unter
weitgehend antizyklonalem Einfluss bleiben würden (nur der Westen würde dann
eine Schwachstelle aufweisen). Das zweite Cluster repräsentiert eher eine
Zwischenlösung.

Dass das Clustering für die erweiterte Mittelfrist gleich vier Cluster
bereithält, verwundert nicht. Diese sind mit 18, 13, elf und 9 Membern besetzt
(Haupt- und Kontrolllauf im ersten Cluster). Dabei könnte das Potpourri kaum
größer sein: Von der Troglage über die Randtroglage bis zum fetten
Hochdruckeinfluss ist alles dabei.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Donnerstag und Freitag beschränken sich einzelne Gewitter mit Starkregen auf
den unmittelbaren Alpenrand. Samstag können diese über dem südlichen Bergland,
am Sonntag dann vor allem über dem Bergland der Südosthälfte auftreten.
Am Montag muss mit Front- und Trogdurchgang zeit- und gebietsweise mit kräftigen
Gewittern gerechnet werden.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, EZ-MOS (bei Niederschlag auf DMO setzen)

VBZ Offenbach / M.Sc. Met. Stefan Bach