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Thema des Tages
Schon wieder Gewitter? ? Ein paar Verhaltensregeln
Bereits in der vergangenen Woche kam es zu kräftigen Gewittern und auch in dieser Woche liest man in den Wetterberichten wieder davon, teilweise sogar bis in den Unwetterbereich. Höchste Zeit, über ein paar Verhaltensregeln bei Gewittern zu sprechen.
Nachdem Hoch „Tale“ am gestrigen Montag, dem 17.06.19, für ruhiges Wettergeschehen sorgte, gelangt Deutschland nun allmählich wieder auf die Vorderseite eines Tiefdruckkomplexes, der sich heute vom Europäischen Nordmeer über die Britischen Inseln bis nach Frankreich und Spanien erstreckt. Dabei wird mit einer südwestlichen Strömung wieder feuchte und energiereiche Luft zu uns geführt. In der Folge bilden sich bereits heute am internationalen Tag des Picknicks von den westlichen Mittelgebirgen bis nach Schleswig-Holstein sowie vom Schwarzwald bis zu den Alpen einzelne Gewitter. Während dabei die Gefahr von unwetterartigen Entwicklungen nur gering ist, nimmt die Unwettergefahr am morgigen Mittwoch wieder deutlich zu.
Dann kann sich in den auftürmenden Gewitterwolken, wie bereits im Thema des Tages vom 15.06.19 beschrieben (siehe
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2019/6/15.html), aufgrund von Ladungsunterschieden an Wolkenober- und Untergrenze eine Spannung von über einer Million Volt aufbauen. Der Abbau dieser Spannung erfolgt dann in Form von Blitzen, vor denen man wohl besser in Deckung geht. Aber wie verhalte ich mich denn am besten, wenn ich mich bei aufziehenden Gewittern im Freien befinde?
Natürlich wäre die beste Lösung, Schutz in Gebäuden mit
Blitzableitern oder Fahrzeugen mit metallener Karosserie zu suchen. Diese leiten nach dem Prinzip des Faraday’schen Käfigs den Blitz in den Boden ab, sodass die Gefahr von Verletzungen minimiert werden kann. Hat man im Moment des Gewitteraufzugs allerdings kein Gebäude oder Fahrzeug „zur Hand“, ist man dann dem Gewitter hoffnungslos ausgeliefert?
Der Volksmund rät im Allgemeinen dazu, „vor Eichen zu weichen und Weiden zu meiden“. Stattdessen sollte man „Buchen [auf]suchen“. Davon ist allerdings abzuraten. Blitze suchen sich häufig hohe Objekte als Ziel aus, vor allem, wenn diese frei stehen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich dabei nun um eine Eiche oder eine Buche handelt. Die zerklüftete Oberflächenstruktur der Eiche ist im nassen Zustand besonders empfänglich für Blitzentladungen, die auch ihre sichtbaren Spuren in Form von abgesprengter Rinde oder Ästen hinterlassen, die glatte Buchenrinde leitet hingegen den Blitz eher direkt in den Boden ab, ohne dass dabei sichtbare Schäden entstehen. Die Gefahr für den Schutzsuchenden ist in beiden Fällen jedoch gleich groß.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt, sich von offenem Gelände, Berggipfeln sowie frei stehenden Objekten wie Bäumen, Antennen, etc. fernzuhalten. Zu Überlandleitungen sollte ein Mindestabstand von 50 Metern unbedingt eingehalten werden. Schutz findet man möglichst in Bodensenken, sozusagen am niedrigsten Punkt der Umgebung. Hier empfiehlt es sich, mit eng zusammengestellten Füßen in die Hocke zu gehen, da so verhindert wird, dass besonders viel Strom durch den Körper fließen kann. Außerdem sollte man den Kopf und Nacken schützen, da Gewitter unter Umständen Hagelschlag verursachen. In leeren Flussläufen oder engen Schluchten sollte man jedoch bedenken, dass hier womöglich die Gefahr von Überschwemmungen aufgrund von Starkregen besteht. Außerdem empfiehlt es sich, nach Möglichkeit metallische Gegenstände vom eigenen Körper zu entfernen (z. B. Regenschirme, Golfschläger, Wanderstöcke, etc.).
Und falls ich mich nun zufällig in einem Wald befinde, wenn mich das Gewitter überrascht? Am besten suche ich dann tiefer gelegene Bereiche auf, an denen jüngere und kleinere Bäume stehen. Aber auch hier gilt, einen möglichst großen Abstand zu den Bäumen einzuhalten. Denn dort kann nicht nur der Blitz einschlagen, kräftige Böen können Bäume auch durchaus zu Fall bringen.
Grundsätzlich sollte man bei Aufenthalten in der Natur immer aufmerksam sein und bei den ersten Anzeichen eines Gewitters, d.h. bei aufziehenden dunklen Wolken mit Blitz und Donner in der Ferne, möglichst einen sicheren Zufluchtsort suchen. Denn auch wenn sich das Gewitter nicht direkt über dem eigenen Standort befindet, ist Vorsicht geboten. Zum einen können Gewitterwolken eine große horizontale Ausdehnung erreichen und theoretisch ist darunter überall Blitzschlag möglich, zum anderen kann auch in mehreren Kilometern Entfernung zum eigentlichen Gewitter ein Blitz auftreten. Denn Blitze suchen sich immer den Weg des geringsten (Luft-) Widerstands, und dieser stellt nicht zwangsläufig den kürzesten Weg zwischen dem Kern der Gewitterwolke und dem Erdboden dar. Daher kann es auch in seltenen Fällen passieren, dass am Himmel die Sonne scheint und trotzdem ein Blitz aus dem Randbereich einer Gewitterwolke
einschlägt. Bevor man sich nach einem Gewitter wieder ins Freie wagt, sollte man entsprechend möglichst so lange warten, bis sich die Wolke verzogen hat und man keinen Donner mehr hört.
Alternativ empfiehlt es sich für den Ausflug ins Freie natürlich, sich bereits im Vorfeld über mögliche Wettergefahren unter www.dwd.de zu informieren. Unterwegs lassen sich Wetterwarnungen auch bequem mit dem Smartphone über die DWD-Warnwetter-App abrufen.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.06.2019
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