#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Mittwoch, den 05.02.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 05.02.2025 um 10.30 UTC
Massives Blocking gepaart mit kleinräumigen Höhentiefs. Im äußersten Westen und
Südwesten lokal geringe Glatteisgefahr.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 12.02.2025
Wie bereits in der synoptischen Übersicht vom gestrigen Dienstag geschrieben,
steht der gesamte mittelfristige Vorhersagezeitraum im Zeichen eines kräftigen
Blockings. Etwas Stirnrunzeln bereitet einem dabei weiterhin die genaue Lage,
Ausprägung und Zugbahn diverser Kaltlufttropfen und es dürfte keine allzu kühne
Behauptung sein, dass man mit dieser Problematik wohl selbst noch in der
Kurzfrist gut zu tun haben dürfte.
Gehen wir trotz allem mal etwas ins Detail und beginnen mit einem „Hoch die
Hände – Wochenende!“. Am Samstag liegen wir etwas zwischen den Stühlen unter
einer südlichen Höhenströmung. Diese ergibt sich durch ein massives Höhenhoch
über Nordwestrussland und einem Tiefdruckkomplex, der sich von Westeuropa bis
nach Südskandinavien erstreckt. Letzterer enthält zwei Drehzentren, eines über
Nordfrankreich und ein weiteres über Südnorwegen. Am Boden sind diese Strukturen
nur teilweise wiederzufinden. Dem nicht zu übersehenden Hoch über
Nordwestrussland (1055 hPa!), steht ein weitaus unspektakuläreres Tief über
Nordfrankreich gegenüber. Bodennah ergibt sich damit eine östliche Strömung, was
in Kombination mit dem südlichen Höhenwind in Warmluftadvektion resultiert. T850
steigt dabei bundesweit wieder in den positiven Bereich an und an den Alpen sind
mit Föhnunterstützung sogar zweistellige Höchstwerte nicht ausgeschlossen.
Während es im Großteil des Landes bei einem Mix aus Sonne, ein paar
Wolkenfeldern und örtlich wohl auch etwas Nebel trocken bleibt, könnte im Westen
die Nähe zum Nordfrankreichtief ausreichen, um etwas Niederschlag zu generieren.
Je nach nächtlicher Auskühlung wäre dort in den Morgenstunden lokal gefrierender
Regen mit Glatteisgefahr nicht ganz ausgeschlossen.
Am Sonntag zieht das Höhentief westlich von uns etwas südwärts ins zentrale
Frankreich, das korrespondierende Bodentief löst sich auf. Das „Höhen-Ei“ über
Südnorwegen macht sich gen Norden auf und wird von der weit nördlich
verlaufenden Frontalzone „geschluckt“. Während sich das Nordwestrusslandhoch
etwas nach Osten verlagert, rückt von Westen bereits der nächste Vertreter
dieser Zunft heran und liegt abends irgendwo im Seegebiet zwischen Island,
Schottland und Südnorwegen. Am Boden verlagert sich der Hochschwerpunkt damit
nach Südskandinavien. Niedertroposphärisch dreht die Strömung auf Nordost, womit
wieder etwas kühlere Luft einströmt. Im äußersten Südwesten stellt sich erneut
die Frage, ob der französische Kaltlufttropfen schwache Niederschläge induzieren
kann, was in den Frühstunden eine gewisse Glatteisgefahr birgt.
Am Montag und Dienstag ändert sich nicht viel. Dem kräftigen Blocking über
Südskandinavien steht weiterhin der Kaltlufttropfen gegenüber, der von
Zentralfrankreich langsam Richtung Norditalien zieht. Demzufolge werden über dem
äußersten Südwesten und Süden gebietsweise weiterhin leichte Niederschläge
simuliert, die teils als Schnee, teils als (gefrierender) Regen fallen können.
Ansonsten gibt es abseits von Nebel und Hochnebel viel Sonnenschein, allerdings
bei böigem Ost- bis Nordostwind.
Am Mittwoch streckt ein weiterer Höhentiefkomplex im Großraum Schwarzes Meer
seine Fühler westwärts bis in den Alpenraum aus (bzw. trogt aus) und verleibt
sich „unseren“ Kaltlufttropfen ein. Ein nennenswerter Hebungsantrieb wird diesem
Szenario seitens des IFS-Hauptlaufs allerdings nicht zugetraut. Das sehen nicht
alle Modelle so – so viel schon einmal vorweg.
Erwähnt werden muss natürlich noch, dass die Nächte meist durchweg frostig
verlaufen. Gebietsweise ist auch mäßiger Frost wahrscheinlich.
In der erweiterten Mittelfrist bleibt uns das Blocking erhalten. Über den Alpen
tropft die oben beschriebene Austrogung ab und zieht rasch Richtung Britische
Inseln.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des aktuellen 00-UTC-Lauf des IFS kann, was die groben Strukturen
angeht, als gut bezeichnet werden. Demnach stehen die Zeichen über den gesamten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum auf Blocking, respektive Hochdruckeinfluss.
Unsicherheiten zeigen sich dabei hauptsächlich hinsichtlich der genauen Lage,
Ausprägung und Zugbahn diverser Höhentiefs/Kaltlufttropfen. Nach aktuellem Stand
hat dies vor allem auf die Niederschlagsentwicklung im Südwesten einen
entscheidenden Einfluss und das bereits ab Sonntag. Wäre es nach dem gestrigen
00-UTC-Lauf dort über den gesamten Vorhersagezeitraum noch komplett trocken
geblieben, zeigen die beiden jüngsten IFS-Läufe nun teils durchaus nennenswerte
Niederschlagssignale, wobei sich der gestrige 12-UTC-Lauf als der deutlich
aggressivere erweist.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Der Vergleich des aktuellen IFS-Laufs mit anderen Globalmodellen (ICON, GFS,
UK10) bestätigt zunächst einmal den groben Fahrplan: Massives Blocking gepaart
mit umherwabernden Kaltlufttropfen/Höhentiefs. Gleichzeitig liefert er aber auch
die Erkenntnis, dass die Prognose der genauen Lage, Zugbahn, Ausprägung und
teilweise sogar auch nur die Existenz der Höhentiefs höchst unsicher ist. Im
Detail darauf einzugehen, macht an dieser Stelle wenig Sinn, da die Modelle
selbst in sich zum Teil sehr inkonsistent sind. Als Beispiel sei hier die Nacht
zum Sonntag erwähnt, in der ICON und UK10 das westeuropäische Höhentief, mal
abgesehen von der genauen Position, deutlich kräftiger simulieren als IFS. In
der Folge kommen demnach von Westen Niederschläge auf, die bei einfließenden
T850er Werten von (im Westen) -4 bis -8 Grad teilweise sogar bis in tiefe Lagen
in Schnee übergehen würden. Wichtig an dieser Stelle: Das Szenario bei ICON fußt
bereits auf dem 06-UTC-Lauf. Beim Vorgänger blieb es gänzlich trocken.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen für verschiedene deutsche Städte bestätigen den Hauptlauf
hinsichtlich der Blockinglage, was sich am insgesamt relativ hohen Geopotential
bei gleichzeitig geringem Spread zeigt. Auch bei der Temperatur bleibt der
Großteil der Member recht gut gebündelt auf einigermaßen konstantem Niveau (um 0
Grad, im Norden und Osten tendenziell etwas kälter). In der neuen Woche gibt es
allerdings immer wieder negative Ausreiser, die T850er-Werte Richtung -10 Grad
anvisieren. Interessant wird es bei der Niederschlagsprognose. Während der
Hauptlauf in weiten Teilen des Landes über den gesamten Zeitraum hinweg quasi
keinen Niederschlag anbietet, zeigt sich besonders in der West- und
Südwesthälfte ein sichtliches Gezappel unter der Memberschar – vor allem am
Sonntag und Montag. Das dürfte auf die unterschiedliche Prognose der Höhentiefs
zurückzuführen sein und die Fragen ob und wie stark ein Hebungsimpuls von ihnen
ausgeht.
Das Clustering bietet keine wirklich neuen Erkenntnisse. Bis in die erweiterte
Mittelfrist hinein sind alle Szenarien dem Blocking-Regime zugeordnet. Am
Wochenende gibt es wie auch von Montag bis Mittwoch je zwei, von der Memberzahl
ziemlich ausgeglichene Gruppierungen, von Donnerstag bis Samstag dann sogar nur
noch eine.
FAZIT: Das Blocking ist nicht nur in Stein gemeißelt, sondern förmlich
zementiert. Der Teufel steckt im Detail, genauer gesagt in der genauen Prognose
von Lage, Zugbahn und Ausprägung der um uns herum wabernden Höhentiefs bzw.
Kaltlufttropfen. Die damit verbundenen zum Teil enormen Unsicherheiten und
Auswirkungen auf unser Wetter wurden u.a. beim Modellvergleich angesprochen. Gut
vorstellbar, dass man sich mit dieser Problematik auch noch in der Kurzfrist
herumschlagen muss. Nichtsdestotrotz darf man sich regional sicherlich auch mal
auf ein paar sonnige Tage freuen.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Abgesehen von der lokal nicht ausgeschlossenen Glatteisgefahr Samstagfrüh im
Westen sowie in den Folgenächten im äußersten Südwesten gibt es als markante
Wettergefahr nur noch den Wind, der am Samstag in den Hochlagen der Alpen
föhnbedingt Sturmböen (Bft 8-9) hervorbringt.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS(-EPS), ICON(-EPS), GFS, UK10, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Tobias Reinartz