S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 07.07.2021 um 10.30 UTC

Unbeständig und mäßig warm bis warm. Unwettergefahr durch Gewitter oder
Starkregenfälle

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 14.07.2021

Am Samstag greift ein markanter Trog auf Deutschland über, der am Sonntag über
den Ostalpen abtropft. An der Vorderseite des Troges entwickelt sich von Benelux
bis zu den Westalpen eine Tiefdruckrinne, die sich am Sonntag von der Elbmündung
bis nach Tschechien erstreckt. Im Bereich der Tiefdruckrinne bilden sich Schauer
und kräftige Gewitter, die in der Nacht zum Sonntag als schauerartiger Regen die
Elbe erreicht. Dabei ist aufgrund der relativ langsamen Zuggeschwindigkeit der
Gewitter Starkregen bis im Unwetterbereich zu erwarten. Andere
Begleiterscheinungen wie größerer Hagel oder schwere Sturmböen sind in der
Westhälfte Deutschlands möglich. Am Sonntag muss größere Teile des Landes noch
mit Schauern und Gewittern gerechnet werden. Lediglich im Südwesten sorgt die
Aufwölbung eines Rückens über Ostfrankreich für eine Stabilisierung der
Luftmasse.

Am Montag verstärkt sich der Hochkeil durch den kräftigen Austrogung über
Westeuropa über Deutschland. Zudem setzt sich mit eine Südwestlichen
Höhenströmung starke WLA über Deutschland ein. Diese dämpft zunächst die
konvektiven Umlagerungen, so dass wahrscheinlich am Montag zumindest tagsüber
eine „Unwetterpause“ bekommen.

Die Pause hält nicht lange an, denn aus der Austrogung über Westeuropa bildet
sich in der Nacht zum Dienstag ein kräftiges und ausgeprägtes Höhentief mit Kern
über dem westlichen Ärmelkanal. Die Ausläufer des korrespondierenden Bodentiefs
über Südostengland greifen schon Dienstagfrüh auf Westdeutschland über mit
ersten schauerartigen, teils gewittrigen Regenfällen, die schon unwetterartig
ausfallen können.

Man kann also für den Dienstag leicht ausdenken, dass es ein Unwettertag wird.
Das Höhentief bleibt blockiert über Nordfrankreich, dabei liegt Deutschland in
der südlichen Höhenströmung. Durch die Überströmung der Alpen entwickelt sich am
Dienstag tagsüber auf der Alpennordseite eine kräftiges Leetief, das eine
Verbindung mit dem Tief über England bekommt. Die Tiefdruckgebiete trennen die
mäßig-warme Luftmasse in Westdeutschland von der heißen Luft im Osten und
Südosten.

Im Bereich der Tiefdruckrinne und rückseitig davon fällt schauerartiger und
teils kräftiger Regen. An der Vorderseite der Tiefdruckrinne kommen alle Zutaten
für eine ausgeprägte Unwetterlage zusammen: hohe CAPE-Werte, starke Windscherung
usw. Wahrscheinlich können sich einzelne vorlaufende Superzellen bilden, die
Großhagel bringen können. Später entsteht wahrscheinlich vom
Bodensee/Oberschwaben ein MCS, das in der Nacht zum Mittwoch nordwärts bzw.
ostwärts zieht. Heftiger Starkregen, Böen bis Orkanstärke, und Hagel mit
geringer Wahrscheinlichkeit sorgen dann vielerorts für Schäden. Ob man nicht
genug hätten im diesen Sommer.

Am Mittwoch zieht das Höhentief nach Südosten Richtung Oberitalien, während das
Bodentief nach Nordwesten über Norddeutschland. Deutschland liegt in dessen
Einflussbereich, d.h. weitere Regenfälle bis in den Unwetterbereich sind
vorprogrammiert.

Dies kann sich im erweiterten Mittelfrist weiter fortsetzen. Denn das Höhentief
verbleibt mit seinem Drehzentrum über dem Ostalpenraum. An seiner Ost- und
Nordseite strömt feuchtwarme Luft nach Deutschland, die mit einem Bodentief, das
am Donnerstag von Polen nach Deutschland zieht, für ergiebige Niederschläge
sorgen dürfte.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der aktuelle IFS-Lauf passt bis Sonntag hinsichtlich der großräumigen
Druckverteilung gut zu seinen Vorgängern. Ab Montag nehmen die Unterschiede
stark zu, was größere Folgen für den Wetterablauf ab Dienstag haben könnte. Nach
dem heutigem 00 UTC-Lauf verbleibt Deutschland länger in der sehr warmen Luft,
da die Austrogung bzw. Abtropfprozessen findet durch die stärkere Blocking über
Osteuropa weiter westlich statt.

Während im gestrigen 00 und 12 UTC-Lauf das Bodentief am Dienstag schon über
Norddeutschland bzw. über Polen liegt, befindet sich das Tief im heutigen 00
UTC-Lauf über England und auf der Alpennordseite kann sich durch die starke
Überströmung eine Leetief entwickeln.

Am Mittwoch und am Donnerstag gleicht sich der gestrige 00 UTC- mit dem heutigen
00 UTC-Lauf an. Beiden lassen das Höhentief Richtung Alpenraum ziehen. Der
gestrige 12 UTC-Lauf erfolgt das Abtropfprozess deutlich später (am
Mittwochfrüh) und etwas südlicher. Dies scheint eine Einzellösung zu sein. Nach
diesem Lauf wäre eine ausgeprägte Unwetterlage unwahrscheinlich. Ansonsten ist
mit der Position des Höhentiefs über dem Alpenraum oder knapp östlich davon mit
der herumgeholten Warmluft aus Osten die Wahrscheinlichkeit für eine größere
Dauerregenlage deutlich erhöht, mit der Folge einer möglichen
Hochwassersituation.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis Sonntag rechnen die anderen Globalmodelle, wie ICON und GFS, die großräumige
Druckverteilung ähnlich. Die Unterschiede nehmen am Montag deutlich zu. Zwar
sehen alle die nächste Austrogung über Westeuropa, aber die weitere Entwicklung
des Troges wird dann sehr unterschiedlich gerechnet. Während nach IFS und GFS
die Achse des Troges über Westeuropa eine leichte negative Neigung aufweist, ist
die Achse nach ICON von Nordwesten nach Südosten gerichtet, zudem ist das
Blocking nach ICON schwächer gerechnet, so dass der Trog deutlich schneller nach
Osten schwenkt und Deutschland wäre dann im Trogbereich in der kälteren Luft.

Am Mittwoch ergibt sich eine völlig unterschiedliche Lage des Höhentiefs. Nach
ICON ist der Kern des Höhentief über Südskandinavien, nach GFS über Deutschland
und nach IFS über Frankreich zu finden.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Im Zeitraum t+120-168 h gibt es 4 Cluster mit dem Kontroll- und Hauptlauf im
Cluster 1 und 21 Member. Danach käme Deutschland von einer SWz in eine TM-Lage.
Nach Cluster 4 hält das Blocking im Osten stärker an.

Im erweiterten Mittelfrist gibt es nur 1 Cluster, dabei verbleibt Deutschland im
Trogbereich. Mit einem Blocking über Osteuropa bis nach Nordskandinavien.

Die Rauchfahne zeigen anfangs der neue Woche ein Maximum in der 850er hPa
Temperatur. Jedoch gehen die Einzelläufe auseinander. Der Kontroll- und
Hauptlauf sind ab Dienstag am oberen Rand zu finden, wobei ab der Wochenmitte
die meisten Member zur kühleren Temperaturen tendieren.

Die Rauchfahne des Geopotentialfeldes weist ab Dienstag vor allem im
Süddeutschland eine Delle auf, in der sich auch der Kontroll- und Hauptlauf
befinden. Im Nord- und Ostdeutschland bleiben sie mehr am oberen Rand.

Die Niederschlagsignale sind mehr oder weniger in ganz Deutschland ausgeprägt
mit Hinweis auf Starkregenereignissen.

Die Rauchfahne von GFS liegen ähnlich hinsichtlich der Temperatur mit einer
zunehmenden Unsicherheit im Laufe der kommenden Woche, was auf die Position des
Höhentiefs zurückzuführen ist.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Bei den immer wieder nach Mitteleuropa schwenkenden Höhentrögen bzw. den
Höhentief, die in unserer Nähe simuliert werden und bei nur schwachem
Luftdruck-Gradienten muss gebietsweise mit Starkregen durch langsam ziehende
Schauer oder Gewitter gerechnet werden. Vereinzelt kann der Regen auch mal
länger andauern. Für Dienstag gibt es schon EFI Signale für Starkregen und auch
für eine mögliche schwere Gewitterlage mit einer Überlappung von CAPE und
Scherung.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, GFS, EPS, EFI

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marco Manitta/Thomas Schumann