S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 22.02.2021 um 10.30 UTC

Meist ruhiger, vorübergehend etwas kühlerer, aber weiter für die Jahreszeit zu
warmer Witterungsabschnitt.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 01.03.2021

Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am kommenden Donnerstag liegt
Deutschland rückseitig eines breiten, sich weit Nord nordostwärts aufbäumenden
Rückens, dessen Achse von Italien bis nach Nordwestrussland reicht. Somit kann
ein Langwellentrog, der sich ausgehend vom Nordmeer bis vor die Küste
Nordwestafrikas amplifiziert, zunehmend an Einfluss auf Mitteleuropa gewinnen.
Der Langwellentrog umfasst dabei westlich der Iberischen Halbinsel einen Cut-Off
sowie über den Britischen Inseln einen markanten Kurzwellentrog als Residuum des
Abschnürungsprozesses. Zwischen beiden Drehzentren bekommt der Langwellentrog
eine Sollbruchstelle, wo sich etwa von den Pyrenäen nordwestwärts ein schwacher
Rücken bildet, der wiederum eine Verbindung mit einem Rücken über dem Atlantik
herstellt. Bodennah korreliert der Cut-Off mit einem Bodentief an der
Südwestküste Portugals und das Höhentief über dem Nordmeer mit einem Tief an
gleicher Stelle. Beide Luftdruckgebilde verbindet dabei ein Frontenzug, der sich
über die Britischen Inseln hinweg zieht. Deutschland liegt am Donnerstag auf der
Nordseite einer zum Höhenrücken über Südeuropa gehörenden großräumigen
Hochdruckzone unter leicht zyklonalen bodennahen Strömungsverhältnissen. Dabei
schwenkt von der Nordsee her allmählich ein Bodentrog geringer Amplitude ins
Land, der schließlich besagtes Frontensystem enthält. Ab dem Abend ist demnach
von Nordwesten her, südostwärts ausgreifend, im Umfeld der Kaltfront mit
geringen Niederschlägen zu rechnen. Rückseitig der Kaltfront fließt mit
Winddrehung auf Nordwest vorübergehend auch etwas kühlere Meeresluft polaren
Ursprungs ein. Während die Temperaturen in 850 hPa tagsüber von Nordwest nach
Südost noch bei 3 bis 11 Grad liegen, sinken diese ausgangs der Nacht auf Werte
zwischen -4 und +5 Grad ab. Gleichzeitig schiebt sich das, zum atlantischen
Rücken korrelierende Bodenhoch über Nordfrankreich und England bis an die
deutsche Grenze.

Am Freitag ist der Cut-Off-Prozess endgültig abgeschlossen. Das hochreichende
Tief vor der Küste Nordwestafrikas verbindet nur noch eine schwach ausgeprägte
Geopotentialrinne von der Frontalzone über dem nördlichen Atlantik. Stattdessen
bäumt sich vom westlichen Mittelmeerraum über die Britischen Inseln hinweg
östlich Island vorbei bis nach Grönland ein Rücken auf, der neben der Hauptachse
eine weitere Achse westwärts aufweist und so eine Verbindung mit einem Rücken
auf dem Atlantik herstellt. In Zusammenarbeit dieser beiden Gebilde hohem
Geopotentials kann sich bodennah ein kräftiges und großräumiges Hoch mit Zentrum
zwischen England und Nordfrankreich breitmachen. Deutschland liegt entsprechend
auf der Vorderseite des hochreichend hohen Luftdrucks im Bereich eines
Langwellentroges, der mehrere, teils markante kurzwellige Anteile umfasst. Ein
Kurzwellentrog schwenkt dabei über das Land hinweg nach Osten weiter und
korreliert am Boden weiter mit einem Trog geringer Amplitude samt induzierter
Kaltfront. Diese Kaltfront wird zwischen den beiden Luftdruckstrukturen mit
einer nordwestlichen Strömung Richtung Alpen gedrückt, wo sie schleifend
zunehmend an Aktivität einbüßt. Ein weiterer kurzwelliger Anteil greift zudem
von der Nordsee auf den Norden und Osten über und sorgt seinerseits ebenfalls
für ausreichend Hebung, um leichte Niederschläge zu generieren. Der Westen und
Südwesten gelangen dagegen bei hochreichend antizyklonalen Verhältnissen erneut
unter Hochdruckeinfluss. Allerdings ist das Temperaturniveau mit Werten zwischen
-5 und +1 Grad zunächst deutlich niedriger als bei der vergangenen
Hochdruckphase.

Am Samstag steht dem Höhenhoch von den Britischen Inseln bis nach Nordafrika der
Langwellentrog von Nordwestrussland bis nach Südosteuropa gegenüber. Die
Haupttrogachse zieht sich dabei von Russland bis nach Sizilien. Eine Achse des
Höhenhochs erstreckt sich von Frankreich über die Nordseeinseln hinweg zur
nördlichen Ostsee. Entsprechend befindet sich Deutschland bei hochreichend
antizyklonalen Verhältnissen in einer nördlichen bis nordwestlichen Strömung.
Die Reste der sich auflösenden Kaltfront im Zusammenspiel mit einer gewissen
Staukomponente führen am östlichen Alpenrand sowie teils auch am Erzgebirge noch
für leichte Niederschläge. Ansonsten bleibt es weitgehend trocken.

Am Sonntag ist zwischen dem Cut-Off vor der Küste Nordafrikas und der Zone
tiefen Geopotentials von Neufundland bis nach Nordwesteuropa weiter ein breiter
Rücken dominant, wobei das Höhenhoch sich schwächelnd über Belgien legt. Auf die
Verhältnisse im Bodenniveau hat dies aber kaum Einflüsse, dort ist korrelierend
zum Rücken weiter ein Hochdruckgebiet aktiv, welches sich von den Britischen
Inseln bis in den zentralen Mittelmeerraum erstreckt. Kurzwellige Anteile in der
nordwestlichen bis nördlichen Höhenströmung auf der Vorderseite des
hochreichenden Hochs beeinflussen allenfalls den Nordosten und Osten des Landes,
indem dort Hebungsprozesse ansetzen und bevorzugt am Erzgebirge anfangs noch
etwas Regen bringen können. Im Rest des Landes dominiert hoher Luftdruck, wobei
von Nordwesten und Westen zunehmend auch wieder milde atlantische Luft das Land
erreicht. Demnach steigen die Temperaturen bis Sonntagabend in 850 hPa schon
wieder auf -2 bis +5 Grad an.

Am Montag nehmen die Geopotential und Luftdruckverteilungen über Europa und dem
Atlantik eine Omegastruktur an. Ausgehend von Nordafrika bäumt sich ein breiter
Rücken bis zum Nordostatlantik aus und verfügt über Benelux und
Nordwestdeutschland über einen Schwerpunkt. Flankiert wird der Rücken auf seiner
Ostseite von einem Langwellentrog über Osteuropa, der sich mit seiner Achse von
Russland über das Schwarze Meer bis nach Griechenland und die Ägäis zieht. Über
dem Atlantik dockt der Cut-Off unter Abschwächung wieder an die Frontalzone an,
sodass beide gemeinsam einen Langwellentrog ausbilden, der sich wiederum von
Neufundland über den Atlantik hinweg bis nach Nordwestafrika erstreckt und somit
den Rücken im Westen flankiert. Am Boden legt sich zum Rücken korrelierend die
großräumige Hochdruckzone direkt über Mitteleuropa. Unter Absinken stellt sich,
entsprechend des Hauptlaufes des IFS, erneut ruhiges und sonniges, bei
Temperaturen zwischen 2 und 7 Grad in 850 hPa auch frühlingshaft mildes Wetter
in Deutschland ein.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen IFS-Lauf ist insgesamt als gut zu bezeichnen. Die
großskaligen Strukturen werden über den gesamten Zeitraum vergleichbar
simuliert. Auffällig ist nur, dass auf der Ostflanke des sich über West- und
Nordwesteuropa nordwärts aufbäumenden Rückens die Verlagerungsgeschwindigkeit
des Kurzwellentroges mit korrelierender Bodenfront zum Vortag geringer ist.
Entsprechend verlagern sich auch die potentiell geringen frontalen Niederschläge
am Freitag langsamer südostwärts. Auf der Westflanke des Rückens zeigt der
neuste IFS-Lauf über den betrachteten Zeitraum dagegen eine etwas schnellere
Verlagerung eines Kurzwellentroges. Der vergangene 12 UTC Lauf zeigt zudem an
der Nordseite des Rückens hochreichend leicht zyklonale Verhältnisse und
generiert dabei ausreichend Hebung für leichte Regenfälle im Osten von
Deutschland. Die 0 UTC-Laufe sehen dieses Szenario allerdings nicht.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis Samstag zeigen auch weitere Globalmodelle führender Wetterdienste (ICON,
GFS, GEM, UKMO) zum IFS übereinstimmende Entwicklungen. Ab Samstag werden die
großräumigen Geopotential- und Luftdruckstrukturen zwar weiter vergleichbar
simuliert, im Detail gibt es allerdings erste, teils deutliche Abweichungen
untereinander. Während ICON der IFS-Linie mit einem Rücken über West- und
Nordwesteuropa folgt, sieht das GFS über den Britischen Inseln ein
Höhentiefableger. Der Rücken wird somit aufgespaltet, wobei der östliche Ast
direkt über Deutschland läge. Entsprechend wird vom GFS auch der Langwellentrog
auf der Ostseite viel weiter Richtung Russland geschoben. Das ICON korreliert
auch hier die Struktur analog zum IFS, bleibt aber bei der
Verlagerungsgeschwindigkeit der Trogachse hinter der des IFS zurück. Im
Bodenniveau bleiben sich die Modelle weitgehend einig und zeigen übereinstimmend
das großräumige Hoch mit Schwerpunkt irgendwo über England. Die Abweichungen in
der Höhe machen sich schließlich kaum beim Wettergeschehen hierzulande
bemerkbar. Allenfalls die Bewölkungsverhältnisse sind unterschiedlich. Während
ICON und IFS in der Nordosthälfte dichtere Wolkenfelder zeigen, simuliert das
GFS infolge des Höhentiefs von Südwesten stärkere Bewölkung. Bis zum Ende des
mittelfristigen Zeitraums nähern sich GFS sowie ICON und IFS wieder an, wobei
die Lage des Rückens über Mitteleuropa sowie dessen Ausdehnung nach Norden
genauso geringen Unterschieden unterliegt wie die potentiellen Kurzwellentröge
über dem östlichen Mitteleuropa.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen diverser Städte über Deutschland verteilt zeigen am Donnerstag,
zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums, bei einem geringen Spread der
Temperatur in 850 hPa und des Geopotentials in 500 hPa noch eine hohe
Vorhersagegüte. Ab Freitag nehmen landesweit die Unsicherheiten deutlich zu. Bei
den Temperaturen stellt sich nahezu gleichbleibend bis in die erweiterte
Mittelfrist hinein ein Spread um 12 Grad ein. Allerdings stützt die Mehrzahl der
ENS Member über den gesamten Zeitraum den Haupt- und Kontrolllauf. Am Freitag
und Samstag zeigen die meisten Mitglieder analog der Deterministik einen
deutlichen Temperaturrückgang auf rund -4 Grad in 850 hPa, um nachfolgend wieder
einen Temperaturanstieg auf rund 5 Grad abzubilden. Auch beim Geopotential
tummelt sich die Mehrzahl der Member im Bereich des Haupt- und Kontrolllaufs. In
den Meteogrammen bilden die entsprechenden Box-Plots ab Samstag die größeren
Unsicherheiten durch eine zunehmende Spreizung dieser ab.

Die Clusteranalyse nach dem IFS zeigt im Zeitraum von +72 bis +96h drei
unterschiedliche Muster, welche die Abweichungen im Geopotential- und
Luftdruckfeld ausreichend beschreiben. Dabei werden zunächst alle Cluster in das
Schema einer positiven NAO eingeordnet, die über dem Atlantik mit mehr oder
weniger starken zonalen Verhältnissen einhergeht. Über Europa selber sind
dagegen jedoch stärkere meridionale Strömungsverhältnisse zu verzeichnen, die
mit einem kräftigen, vom zentralen Mittelmeerraum nordwärts ausgreifenden Rücken
einhergehen. Zum Ende des betrachteten Zeitraums wechselt Cluster 2 schon zum
blockierenden Schema, indem bei dieser Lösung der in allen Mustern vorhandene
Rücken über dem Ostatlantik schon etwas stärker simuliert wird. Sonstige
Unterschiede zwischen den Lösungen sind eher gering und lassen sich auf die
Intensität des Cut-Off oder des Rückens beschränken.
Im Zeitraum von +120 bis +168h reichen weiter drei Cluster aus, um die
Unterschiede in der Geopotential- und Luftdruckverteilung zu erklären. Die
ersten beiden Cluster sind dabei voll auf der Linie eines Blockings über West-
bzw. Nordwesteuropa, indem sie dort einen kräftigen, bis ins Nordmeer reichenden
Rücken aufweisen. Gleichzeitig kann sich auf der Ostflanke der Langwellentrog
bis in den östlichen Mittelmeerraum bzw. zum Nahen Osten ausdehnen. Atlantische
Tiefs müssen demnach entweder über eine nördliche Route oder aber über
Nordafrika ausweichen. Die Abweichungen zwischen diesen beiden Clustern befinden
sich im Randbereich des Rückens und sind somit für das Wetter in Deutschland
nicht oder kaum von Bedeutung. Das dritte Cluster will von einem nachhaltigen
Blocking nicht wissen und bleibt bei zonalen Verhältnissen teilweise bis weit in
den europäischen Kontinent hinein. Zwar wird von dieser Lösung ebenfalls ein
Rücken über Südwesteuropa gezeigt. Allerdings wird dieser nach Norden durch tiefes
Geopotential begrenzt bzw. abgehobelt. Hierzulande würde demnach eine westliche
bis nordwestliche Strömung vorherrschen, mit der wiederholt auch Frontensysteme
das Land mit Niederschlägen erreichen könnten. Gestützt wird diese
Außenseitervariante aber nur von vier ENS-Member.
In der erweiterten Mittelfrist im Zeitraum von +192 bis +240h werden insgesamt
fünf Cluster benötigt, die Unsicherheiten ausreichen abzubilden. Alle Cluster
zeigen dabei über den gesamten Zeitraum blockierende Verhältnisse über West- und
Nordwesteuropa. Die Unterschiede zwischen den Clustern sind bei der Ausdehnung
des Rückens, dessen Achsen samt Lage sowie potentieller Kurzwellentröge
inklusive deren Phase über dem östlichen Mitteleuropa und Osteuropa zu finden.
Die ersten drei Cluster sind dabei genauso wie die Cluster vier und fünf nahezu
gleichverteilt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im mittelfristigen Zeitraum gibt es derzeit keine Hinweise auf signifikante
Wettereignisse. Der EFI zeigt allenfalls für den Starttag in die Mittelfrist im
Vergleich zum Modellklima noch deutlich zu milde Verhältnisse.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZ, EZ-EPS, ICON-EPS, MOSMIX für TT

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel