S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 25.09.2020 um 10.30 UTC

Überwiegend zyklonales Geschehen mit leichtem Temperaturanstieg.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 02.10.2020

Am Montag, dem Beginn des Mittelfristzeitraums, liegen wir am Rand eines
Höhentiefs, dass sich vom zentralen Mittelmeer ins östliche Mitteleuropa und
nach Ostdeutschland erstreckt. Forciert durch einen Randtrog entwickelt sich ein
Bodentief, das von Nordostdeutschland nach Westen bis Südwesten zieht. Durch
Warmluftadvektion an seiner West- und Südwestflanke werden Regenfälle ausgelöst.
Bodennah wird sehr kühle Meeresluft nach Deutschland advehiert.
Am Dienstag entfernt sich der Höhentrog langsam zum Balkan, von dort ausgehend
richtet sich aber ein Trog, im Bodendruckfeld eine Rinne nach
Nordostdeutschland. Die herangeführte Luftmasse wird wieder etwas milder, die
Chancen auf Auflockerungen steigen, so dass sich die Temperaturen wieder leicht
erholen.
Am Mittwoch wird für uns ein flacher Höhenrücken interessant, der von Westen
nach Mitteleuropa schwenkt. Er trennt das nach Osteuropa abziehende Höhentief
von einem sich über dem Nordatlantik nähernden Langwellentrog ab. Eine
Zyklogenese über dem Schwarzen Meer hat keine Bedeutung mehr für uns, Reste
eines Tiefausläufers über Deutschland sollten sich auflösen, können aber noch
für Bewölkung und leichte Regenfälle sorgen. Temperatur- und Wettertechnisch
geht der Trendpfeil wieder leicht nach oben, die 20 Grad rücken im Südwesten
wieder in greifbare Nähe.
Am Donnerstag tropft ein Teil des Troges über Atlantik nach Deutschland hin ab.
Damit verbunden bildet sich über der Nordsee ein Tief das nach Norddeutschland
ziehen soll. In der Folge würde uns mit Tiefausläufern ein Schwall
Meereskaltluft erreichen. Der wechselhafte Wettercharakter bleibt dabei und die
Temperaturen gehen erneut zurück.
Am Freitag nistet sich das Höhentief vorübergehend über Deutschland ein, während
der tiefe Druck im Bodendruckfeld sich über dem Norden konzentriert. Die Folge
wäre teilweise windiges Wetter mit Regenfällen oder Schauern auf niedrigem
Temperaturniveau.
In der erweiterten Mittelfrist geht es zyklonal dominiert weiter mit Regenfällen
und eventuell zögernd wieder steigenden Temperaturen, da die Strömung von
westlichen auf südwestliche Richtungen dreht.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS ist schon eingangs der Mittelfrist nicht berauschend, zum
Ende wird sie schlecht. Während sich wenigstens die Geopotentialfelder der
letzten Läufe anfangs noch ähneln, sind die Bodendruckprognosen bereist dann
sehr unterschiedlich und die Niederschlags- und Windsimulationen kaum brauchbar.
Zur Wochenmitte zeichnet sich eine leichte Wetterberuhigung ab, wenigstens darin
besteht einigermaßen Konsens. In der Folge berechneten die letzten Läufe eine
sehr milde, teilweise trockene Südlage, aktuell zonalisiert es jedoch zum Ende
wieder stärker mit der Advektion sehr kühler Meeresluft.

Hinter den Aussagen zur mittelfristigen Wetterentwicklung stehen also jeweils
mehr oder weniger große Fragezeichen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die betrachteten Globalmodelle GFS, ICON und UKMO zeigen ebenfalls den Abzug des
Höhentiefs nach Osten und zur Wochenmitte den flachen Rücken, der für die
Wetterberuhigung ursächlich ist. Die Unsicherheiten stecken aber im Detail und
sind ähnlich geartet, wie schon in der Kurzfrist. D.h. die Verteilung
(Intensität) von Bodendruck, Regen und Wind wird unterschiedlich berechnet, so
dass die jeweiligen Prognosen schon zu Wochenbeginn auf wackligen Füßen stehen.
Zum Ende werden auch die Unterschiede von Modell zu Modell größer. ICON und GFS
verfolgen die gestrigen Lösungen des IFS. GFS mit einer antizyklonalen Südlage,
ICON hat eine Südsüdwestlage mit leicht zyklonalem Touch auf der Karte; beide
Lösungen sind aber viel milder, als die IFS Variante. IM IFS liegt die 850 hPa
Temperatur Freitag 12 UTC bei ca. 0 Grad, GFS und ICON haben im Süden und Osten
10 bis 15 Grad zu bieten.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembleprognosen sehen eigentlich für Haupt- und Kontrolllauf gar nicht so
schlecht aus. Sie stützen nämlich die Aussagen derselben und weisen bis zur
Mitte der nächsten Woche einen relativ geringen Spread auf. Niederschlagssignale
sind immer vorhanden, wenn auch sie zur Wochenmitte etwas abnehmen. Zumindest
der großräumige Ablauf scheint damit gar nicht mal so unsicher zu sein.
Ab Donnerstag wird der Spread aber deutlich größer und die Kurven des
deterministischen Laufs rutschen an den unteren Rand der Verteilung bei
Geopotential 500 und Temperatur 850. Da die Niederschlagssignale bleiben, sollte
es wechselhaft weitergehen, aber nicht auf so niedrigem Temperaturniveau, wieder
Hauptlauf uns glauben machen will.

Die Clusterung liefert für die ersten beiden Zeitschritte 4 Cluster mit dem
Hauptlauf zunächst in Cluster 2 (15 Member), dann in Cluster 1 (wieder 15
Member). Für den ersten Zeitschritt sind die Unterschiede zwischen den Clustern
aber nur gering. Im Zeitraum bis +168h zeigen die 3 anderen Cluster, die es
zusammen auf 36 Member bringen, den Trogschwerpunkt über der Nordsee und
Westeuropa, was wechselhaftes, aber nicht ganz so kühles Wetter nach sich ziehen
dürfte.
Auch zum Ende sollte zyklonaler Einfluss die Oberhand behalten. Die Lösungen
reichen von Trog Mitteleuropa und West zyklonal bis Süd zyklonal.
Nur Cluster 4 und 5 (zusammen 14 Member) zeigen eher antizyklonale Lösungen mit
W a und S a.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Das insgesamt wechselhafte Wetter dürfte für Windwarnungen gut sein, auch
Niederschläge spielen im Warnmanagement möglicherweise eine Rolle. Belastbare
Aussagen über Details dazu, sind aber noch nicht möglich. Extreme Ereignisse
zeichnen sich aktuell aber nicht ab.

Aufgrund der heterogenen Lösungen in den Ensembles halten sich auch die Hinweise
in den probabilistischen Verfahren sehr in Grenzen, bzw. sind nicht vorhanden.
EFI beispielsweise hat mittelfristig keine Signale zu bieten.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS, IFS EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner