S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 08.08.2020 um 10.30 UTC

Heiß bis sehr heiß. Andauer der teils extremen Trockenheit. Erst ab Donnerstag
von Westen und Südwesten zunehmende Gewitterneigung und leichter
Temperaturrückgang.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 15.08.2020

Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Dienstag liegt Deutschland
im Bereich der Achse eines Rückens, der sich vom Mittelmeerraum bis nach
Spitzbergen erstreckt. Dies stützt im Bodendruckfeld ein kräftiges Hoch über
Skandinavien, dem eine Tiefdruckrinne über Westeuropa gegenüber steht. Auf der
Südflanke des Hochs wird mit einer schwachen Strömung trockene und heiße Luft
nach Deutschland geführt. Es herrscht allgemein Absinken und bedingt durch die
meist ungehinderte Einstrahlung steigen die Temperaturen, wie schon an den
Vortagen, abgesehen vom Küstenbereich, erneut auf über 30 Grad an. In den
Städten des Westens sinken die Temperaturen in der Nacht kaum unter 20 Grad. Im
Bereich der Mittelgebirge und der Alpen besteht eine geringe Wahrscheinlichkeit
für Hitzegewitter.

Am Mittwoch ändert sich an der Lage bei uns nicht viel. Wir befinden uns
weiterhin im Einflussbereich der Rückenachse. Allerdings kommt der atlantische
Trog etwas weiter voran und seine Achse liegt am Abend westlich von Irland und
über der Iberischen Halbinsel. Westlich der Britischen Inseln kommt es zu einem
Cut-Off. Dadurch kann sich auch die Tiefdruckrinne etwas weiter ostwärts
verlagern und daher steigt im Westen die Wahrscheinlichkeit für Hitzegewitter.
Ansonsten ist es weiterhin sonnig, trocken und heiß.

Am Donnerstag ändert sich an der Konstellation weiterhin nicht viel. Das Cut-Off
Tief kommt nur wenig nach Osten voran, allerdings wandert auf seiner Vorderseite
ein Randtrog über Westfrankreich hinweg nordwärts. Dadurch kann sich die
Tiefdruckrinne weiter ostwärts verlagern, was in der Folge im Westen unseres
Landes für verstärkte konvektive Bewölkung und zur Bildung von Schauern und
Gewittern führen wird. Aufgrund der von Westen herzunehmenden Bewölkung wird die
Einstrahlung gedämpft, sodass die 35-Grad-Marke nicht mehr überschritten wird.

Am Freitag wandert das Cut-Off Tief über dem östlichen Atlantik weiter in
Richtung Südosten und liegt am Abend westlich der Bretagne. Dadurch wird die
Achse des Keils weiter nach Osten gedrückt und befindet sich am Tagesende über
Ostdeutschland. Die Tiefdruckrinne verlagert sich im Tagesverlauf bis in die
Mitte Deutschlands, was in der gesamten Südwesthälfte für unbeständiges Wetter
mit Schauern und Gewittern führt. Lediglich der Nordosten bleibt trocken und
hier werden nochmals Temperaturen über 30 Grad erreicht. Die Schauer und
Gewitter können mit Starkregen verbunden sein, die durchaus von den Mengen her
die Schwelle zum Unwetter überschreiten können.
Am Samstag erreicht das Cut-Off Tief Westeuropa und ein vorderseitiges
Frontensystem erreicht Frankreich und Belgien. Vor und an der Front werden
heftige Entwicklungen simuliert, erreichen aber Deutschland noch nicht. Die
Tiefdruckrinne die zunehmend unter einen Hochkeil gerät, schwächt sich über der
Mitte und dem Osten Deutschlands ab. Im Bereich der Rinne sind aber weiterhin,
vor allem im Gebirge, Schauer und Gewitter wahrscheinlich. Die Temperaturen
erreichen nur noch an den Flüssen Temperaturen über 30 Grad.

In der erweiterten Mittelfrist am Sonntag erreicht das Höhentief die Nordsee,
die vorgelagerte Kaltfront das mittlere Deutschland. Abgesehen vom Nordosten ist
es weiterhin unbeständig mit Schauern und Gewittern. Der Höhentiefkern wird am
Montag über Norddeutschland simuliert und hinter der durchschwenkenden Kaltfront
wird etwas kühlere Luft zu uns geführt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis Donnerstag stimmen die Vorläufe mit dem aktuellen Lauf recht gut überein.
Danach deutet sich eine recht gute Übereinstimmung zwischen den beiden letzten
Läufen an, die Unterschiede zum gestrigen 00UTC-Lauf nehmen aber immer mehr zu.
Die letzten Läufe simulieren den Höhenkeil bei uns recht persistent, während der
gestrige 00UTC-Lauf ein Höhentief simuliert, das sich vom Nordmeer bis nach zum
Baltikum verlagert und vor allem das Wettergeschehen im Norden beeinflussen
soll. Die beiden letzten Läufe sind auch bei der Simulation des Wetterverlaufs
im erweiterten Mittelfristzeitraum recht ähnlich.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Das IFS betont stärker als die anderen Modelle die Tiefdruckrinne, die ab
Donnerstag mehr und mehr an Einfluss auf unser Wetter erringt Bei ICON ist das
Tief räumlich deutlich kleinräumiger und schwächer entwickelt. Bei GFS findet
die Verlagerung weiter im Norden statt. Im erweiterten Mittelfristzeitraum
verlagert sich beim IFS, wie oben beschrieben, das Höhentief in Richtung
Norddeutschland, bei GFS jedoch rutscht es in den Mittelmeerraum, während sich
bei uns wieder ein Hochkeil durchsetzt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensemble-Clusterung zeigt für Dienstag und Mittwoch nur ein Cluster, von
Donnerstag bis Samstag werden 4 Cluster gerechnet, wobei alle Lösungen dem
kriminologischen Regime ‚Blocking‘ zugeordnet sind. Der aktuelle Lauf des IFS
ist Cluster 3 zugeordnet, wobei die drei ersten Cluster sich bei uns lediglich
in den Amplituden der Tröge und Keile unterscheiden. Nach Cluster 4 läuft ein
kleinräumiger Trog von den Britischen Inseln in Richtung Skandinavien, eine
Lösung die auch beim GFS zu erkennen ist. Die Clusterlösung der erweiterten
Mittelfrist stützen alle das Szenario, dass ein Trog auf Mitteleuropa übergreift
mit mehr oder weniger stark ausgeprägter Amplifizierung.

Die Rauchfahnen zeigen alle ab Freitag einen leichten Rückgang der Temperaturen.
Die Niederschlagssignale haben eine sehr große Streuung der einzelnen Members,
ein Hinweis auf konvektive Ereignisse. Trotz des Rückgangs der Temperatur ab dem
nächsten Wochenende sind die Mediane der Temperaturmaxima und -minima noch
deutlich über dem Mittel der Modellklimatologie. Das GEFS Ensemble liegt auf der
selben Linie wie EZMW-EPS und stützen damit die Prognosen des aktuellen Laufs
des IFS.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI zeigt keine Signale für ein Wind- oder Niederschlagsereignis. Dagegen
wird bis Freitag für den gesamten Vorhersagezeitraum ein warmer und im Westen
auch ein sehr warmer Witterungsabschnitt prognostiziert.
EZMW-EPS signalisiert ab Donnerstag zunächst im Westen, später auch im Rest des
Landes eine geringe Wahrscheinlichkeit für über 25 mm/24h Regen, ein Hinweis auf
die erwarteten konvektiven Umlagerungen.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, EZMW-IFS, EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich