S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 01.07.2020 um 10.30 UTC

Westwetterlage, anfangs antizyklonal, später vorübergehend zyklonal mit einem
Trogdurchgang wahrscheinlich am Montag. Dabei bis Dienstag Einfluss kühler bis
mäßig warmer Atlantikluft. Ab Mittwoch wieder wärmer.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 08.07.2020

Am Samstag liegt die Nordhälfte Deutschlands in einer flauen westlichen
Strömung. Der Süden wird von einem Höhenkeil südostwärts überquert, der einen
dort liegenden Azorenhochkeil stützt. Dabei kann sich die eingeströmte
Atlantikluft erwärmen. Der Norden wird im Tagesverlauf von einem Frontensystem
beeinflusst.

Am Sonntag nähert sich von Westen ein breiter Höhentrog und die Höhenströmung
dreht damit auf Südwest zurück und greift auch auf die Mitte über. Dabei zieht
eine Frontalwelle nach Norddeutschland und seine Kaltfront überquert bis zum
Abend den Westen Deutschlands.

Am Montag überquert der kräftige Höhentrog Deutschland langsam ostwärts und die
zugehörige Kaltfront zieht südostwärts ab. Mit auf Nordwest drehender
niedertroposphärischer Strömung gelangt kühle Meeresluft nach Deutschland, wobei
die 5-Grad-Isotherme in 850 hPa abends die Mainlinie überquert.

Die eingeströmte Meeresluft kommt am Dienstag unter den Einfluss eines sich nach
Süddeutschland ausweitenden Azorenhochkeiles und lediglich der Norden wird noch
von einem Kurzwellentrog mit höhenkalter Luft überquert.

Bis Mittwoch spaltet sich vom Azorenhochkeil eine Hochzelle ab, die zu den
Karpaten wandert. Auf ihrer Westseite strömt von Süden vorübergehend wärmere
Luft ein. Die Warmfront eines zur nördlichen Nordsee ziehenden Tiefs beeinflusst
dabei den äußersten Norden mit etwas Regen. Die westliche Höhenströmung ist bei
uns vorübergehend leicht antizyklonal strukturiert.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Sonntag simuliert der neue Lauf von IFS die synoptischen
Basisfelder ähnlich wie die beiden Modellruns von gestern.
Am Montag wird der Durchgang eines kräftigen atlantischen Troges deutlich
schneller simuliert als gestern und entsprechend ist in 850 hPa die Luft auch
bereits um 4 bis 5 Grad kälter als zuvor simuliert, denn die
niedertroposphärische Nordwestströmung ist kräftiger ausgeprägt.
Am Dienstag erreicht um 18 UTC die Trogachse nach dem Lauf von gestern 00 UTC
erst das zentrale Deutschland und die vorgelagerte Kaltfront erst den Südosten
Bayerns, während der aktuelle Lauf deutlich schneller simuliert.

Am Mittwoch setzt sich nach allen Läufen vorübergehend leichter
Zwischenhocheinfluss durch. Lediglich der äußerste Norden wird im neuen Lauf von
einer Warmfront mit etwas Regen gestreift.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Am Sonntag ist bei NAVGEM (Lauf von gestern 18 UTC) ein erster Höhentrog (der
bei IFS nur rudimentär ausgeprägt ist) sehr kräftig ausgebildet und würde für
Schauerwetter sorgen und auch noch am Montag bei uns das Wetter bestimmen. Bei
ICON ist dieser Trog schneller und geht bereits in der Nacht zum Sonntag mit
Schauern durch.
Die Lösung von NAVGEM scheint aber eine extreme Einzellösung zu sein.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse von IFS zeigt heute bis zum 7. Folgetag 4 Cluster, die alle
eine Westlage zeigen. So differieren nennenswert eigentlich nur Cluster 2 mit
einer Gesamtheit von 14 Läufen, wobei hier am kommenden Mittwoch rasch ein Keil
herandriftet, während im Cluster 3 mit 12 Modellruns der Keil langsamer folgt
und die Wetterberuhigung insofern auf sich warten lassen würde.
Die Rauchfahne von Offenbach zeigt bis Samstag einen Anstieg bei der
850-hPa-Temperatur auf rund 10 Grad. Am Sonntag findet ein Temperaturrückgang
statt auf Werte um 5 Grad. Dabei fällt auf, dass einige Modellruns bereits in
der Nacht zum Sonntag den Rückgang der Temperatur bringen und andere erst in der
Nacht zum Montag (Timingunterschied bei der Kaltfront). Ab Dienstag gibt es
große Differenzen bei der 850-hPa-Temperatur. Offensichtlich gibt es größere
Phasendifferenzen bei Keilen und Rücken sowie beim Durchgang von Warm- und
Kaltfronten. Allerdings ist die Regenwahrscheinlichkeit nur gering, was erneut
auf eine Antizyklonale Westlage hindeutet.
Entsprechend sieht man in Wochenfrist auch in den EPS-Meteogrammen überwiegend
Wind aus Südwest bis Nordwest. Erst in der erweiterten Mittelfrist (Donnerstag
bis Samstag nächster Woche) nimmt der Anteil von Nord- und Nordostwinden zu.
Dabei kommt es bei steigender Variabilität zum leichten Anstieg der mittleren
Temperaturen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen ist insgesamt nur
zeitweise leicht erhöht.
Am Wochenende ist die Gefahr von stürmischen Böen an der Nordsee erhöht und am
Sonntag kann es in Nordwestdeutschland zu Stark- oder Dauerregen über 25 mm
innerhalb von 6 bis 12 Stunden kommen (CosmoLEPS, IFS-/ICON-EPS). Am Montag kann
es vor allem im Norden zu Gewittern mit Starkregen und stürmischen Böen oder
Sturmböen kommen.
Am Dienstag deuten ICON- und IFS-EPS im Alpenraum eine geringe
Wahrscheinlichkeit von Stark- oder Dauerregen an.
An der See sind noch stürmische Böen möglich.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden