Thema des Tages

Wetterextreme 2019 – Teil 2

Das heutige Thema des Tages behandelt den zweiten Teil der
Zusammenfassung des Wetterjahres 2019 mit Schwerpunkt auf extreme Wetterereignisse.

Juli ? Hitzerekord und Dürre 2.0

Der Juli begann wechselhaft, im Norden kühl, im Süden sommerlich warm. Viel Regen gab es aber nicht. Ab der Mitte des Monats setzte sich dann hoher Luftdruck über Mitteleuropa fest. Mit einer südlichen Strömung gelangte wieder afrikanische Heißluft bis weit in den Norden und führte zur dritten Hitzewelle des Jahres. Am 25.07. wurde dann an mehreren Stationen der deutsche Allzeittemperaturrekord geknackt. Gleich an mehreren Stationen stieg die Temperatur auf über 40 Grad Celsius. Die Gewittersaison legte eine längere Pause ein. So war auch der Juli zu warm und deutlich zu trocken, sodass es erneut zu einer landesweiten Dürre kam. Durch den fehlenden Regen konnten sich in den vom Vorjahr geschwächten Wäldern Schädlinge wie der Borkenkäfer stark vermehren, sodass viele Bäume der Dürre und den Schädlingen zum Opfer fielen. Waldsterben war wieder ein Thema.

August – Warm und trocken

Im August brachten Tiefausläufer zunächst etwas Regen und auch Abkühlung, sodass sich die Dürre etwas entspannte. Dieser
Witterungsabschnitt endete aber am 18.08. mit einer
Schwergewitterlage: Mehrere Superzellen brachten Orkanböen und großen Hagel. Eine von ihnen traf das südliche Rhein-Main-Gebiet. Starke Fallböen sorgten für einen Hagelsturm, bei dem Dächer abgedeckt, ganze Waldabschnitte gerodet und Fassaden zerstört wurden. Ein weiterer Schwerpunkt lag in Mittelfranken bis zur Oberpfalz, wo bei einem Gewitter eine Fallböe von 151 km/h registriert wurde. Danach meldete sich die Dürre und später auch die Hitze bei einer weiteren Hochdrucklage zurück. Somit lautet auch das Augustfazit: zu warm und zu trocken.

September – Der lang ersehnte Regen

Der September war von Tiefdruckeinfluss geprägt, der endlich den lang ersehnten Regen brachte. Zu erwähnen ist dabei die Lage vom 08. und 09.10., bei der ein Tief über eine Vb-artige Zugbahn von Tschechien über Westpolen zur Ostsee zog und vom Vogtland, über Franken bis in die Oberpfalz sowie im Allgäu starken Regen brachte. Dabei fielen in der Spitze sogar über 70 Liter pro Quadratmeter Regen in nur 24 Stunden. Wegen der vorangegangenen Trockenheit und dem damit einhergehenden Niedrigwasser blieb Hochwasser an kleineren Flüssen und Bächen aber aus. Ansonsten verlief der September besonders im äußersten Norden und im Süden zu nass, während es vor allem in Hessen sowie in Unter- und Mittelfranken weiterhin zu trocken blieb. Dort verschärfte sich die Dürre weiter. Schließlich eröffnete das Sturmtief „Mortimer“ am 30.09. die Sturmsaison. Von der
Windgeschwindigkeit war „Mortimer“ zwar vergleichsweise harmlos, dennoch sorgte er an den noch belaubten Bäumen insbesondere im Nordosten Deutschlands für einigen Windbruch. Sommertage gab es nur selten und ein Kaltlufteinbruch brachte in der zweiten Dekade sogar die ersten Frostnächte. In der Gesamtbilanz war der September somit recht durchschnittlich temperiert.

Oktober – Südwestwetterlage und kurzer Oktobersommer

Im Oktober dominierte eine Südwestwetterlage, bei der mit einer südwestlichen Strömung feuchte, aber auch vergleichsweise warme Luft herangeführt wurde. So gestaltete sich der Oktober zu warm und zu nass. Zu erwähnen ist ein außergewöhnlicher Warmluftvorstoß Mitte Oktober, der nochmals für sommerliche Höchstwerte sorgte. Mit Temperaturen von über 27 Grad Celsius wurden sogar einige
Dekadenrekorde gebrochen. Von der nassen und milden Witterung profitierten auch die Pilzsammler, die vor allem ab der Mitte des Monats fündig wurden. Das Ende fand der Oktobersommer schließlich am 16.10. mit einer für die Jahreszeit ungewöhnlich heftigen
Gewitterlage. Am Ende des Monats gab es dann einen schwachen „Kaltlufteinbruch“, der zwar für der Jahreszeit entsprechende Temperaturen im einstelligen Plusbereich sorgte, für Schnee im Bergland reichte es jedoch nicht. Kurzes Fazit: spürbar zu warm und zu nass.

November – Tief über Westeuropa, erster Schnee im Bergland

Der November war geprägt von tiefem Luftdruck über Westeuropa. So floss kühlere Polarluft in den Westen Deutschlands ein, während der Osten sich häufiger im Bereich einer Südströmung befand, die subtropische Luft heranführte. Damit war der November im Westen normal temperiert, während er im Osten zu warm ausfiel. Ein kurzer Kaltlufteinbruch zur Mitte des Monats brachte den ersten Schnee im Bergland. In den westlichen Mittelgebirgen schneite es sogar bis auf eine Höhe von 400 Meter herab. Eine längere Inversionswetterlage mit Hochnebel in den Niederungen und Sonne auf den Bergen gab es in der letzten Dekade, bevor sich am Ende des Monats ein erster „richtiger“ Kaltlufteinbruch ankündigte. Schließlich schloss der Monat etwas zu mild, etwas zu trocken und zugleich recht sonnenscheinarm ab.

Dezember – Erst Schnee, dann „Adventsfrühling“

Pünktlich zum Dezemberbeginn kehrte zumindest vorübergehend der Winter ein. Polare Kaltluft brachte im Bergland und im Alpenvorland Schnee. Dieser hielt aber nicht lange, denn im Anschluss stellte sich eine Westwetterlage ein, die für Milderung sorgte. Ab dem 12. Dezember wurden die Tiefdruckgebiete dann auf eine südlichere Zugbahn gedrängt, sodass Deutschland auf der kalten Seite der Frontalzone lag. Kräftige Niederschläge verstärkten dabei die Abkühlung, sodass sich selbst in tieferen Lagen kurzzeitig eine Schneedecke ausbildete. Diese kühle Episode wurde dann am dritten Adventswochenende von einer Serie schwächerer Stürme beendet. Sie führten deutlich wärmere Meeresluft heran, wodurch auch in den Gipfellagen der Mittelgebirge Tauwetter einsetzte. Anschließend kippte die Strömung auf Südwest und warme Saharaluft wurde herangeführt. Dadurch kam es zu einem ungewöhnlich milden Witterungsabschnitt mit zweistelligen
Höchstwerten von teils über 15 Grad Celsius. An den Alpen gab es einen Föhnsturm. Mit Höchstwerten von bis zu 20 Grad Celsius herrschte dort Biergartenstimmung statt Après-Ski-Party. Das Weihnachtsfest wird in diesem Jahr wohl erneut graugrün und gebietsweise regnerisch ausfallen. Wer weiße Weihnachten sucht, der muss schon im Schwarzwald, im Bayerischen Wald oder in den Alpen hoch hinaus.

Dipl.-Met. Christian Herold / MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.12.2019

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