S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Sonntag, den 19.05.2019 um 10.30 UTC

Überwiegend unbeständig mit Schauern und Gewittern und nur kurzer Wetterberuhigung, mäßig warm.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 26.05.2019

Am Mittwoch, zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums, liegen weite Teile Europas
im Bereich eines Langwellentroges, der die Gebiete vom Nordostatlantik bis nach Russland umfasst und sich südwärts bis in den Mittelmeerraum erstreckt. Eingebettet in diese Langwellenstruktur sind diverse kurzwellige Tröge und Höhentiefs. Demnach wird Deutschland von tiefem Geopotential in die Zange genommen. Der Westen wird von einem Kurzwellentrog mit Schwerpunkt über Schottland beeinflusst, der Osten liegen im Bereich eines Höhentiefs über Polen.
Zudem dreht eine Höhentief über dem nördlichen Mittelmeerraum (Golf von Genua) seine Kreise. Kompensierend kann sich ein schwacher Keil von der Iberischen Halbinsel und Frankreich Richtung Nordsee schieben. Für die weiteren Entwicklungen lohnt sich auch ein Blick auf den zentralen Nordatlantik, wo sich ein neuer Kurzwellentrog stramm Richtung Europa verlagert. Am Boden korrelieren die Höhenstrukturen mit einem Tiefdruckkomplex über Südskandinavien und dem östlichen Mitteleuropa sowie einem Tief über Norditalien. Entsprechend des Höhenkeils kann sich im Bodenfeld von der Iberischen Halbinsel bis zu den Britischen Inseln Zwischenhocheinfluss durchsetzen. Deutschland würde dabei in einer nordwestlichen Strömung liegen, mit der nur mäßig warme, teils kühle Luft das Land flutet.
Zum Donnerstag liegt Deutschland im Bereich des schwachen Rückens, der am Boden mit schwachem Hochdruckeinfluss in Verbindung steht. Die zunehmend schwächelnden
Höhentiefs über Ostpolen, dem östlichen Österreich und Süditalien beeinflussen Deutschland nur noch im Osten und Südosten, indem im Nordosten noch teils frontalgebundene Niederschläge auftreten und im Südosten die Hebungsprozesse des
Höhentiefs über Österreich für eine Labilisierung der Troposphäre führen. Gleichzeitig erreicht der Nordatlantik Trog die britischen Inseln und vergrößert
allmählich seine Amplitude nach Süden.
Zum Freitag kann sich der Kurzwellentrog über den Britischen Inseln deutlich weiter südwärts bis in den westlichen Mittelmeerraum ausdehnen und beginnt sich über Nordengland allmählich abzuschnüren. Dabei gelangt lediglich der äußerste Westen und Südwesten Deutschlands auf die Trogvorderseite, wo sich am Boden korrelierend ein Tief über Ostfrankreich entwickelt. Induzierte Hebungsprozesse können nach den neusten Berechnungen des IFS bevorzugt von der Eifel bis zum Alpenrand mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit für konvektive Niederschläge sorgen. Weite Teile des restlichen Landes liegen unter einem schwachen Rücken, der sich westlich eines Höhentiefs über der Slowakei ausgehend vom nördlichen Mittelmeerraum Richtung Alpen und Balkan erstreckt.

Entgegen des gestrigen IFS-Laufes schließt der Trog über Westeuropa zum Samstag seinen Abschnürungsprozess rasch ab und wandert mit als eigenständiges Höhentief
in den westlichen Mittelmeerraum. Dort übernimmt er schließlich die steuernde Funktion des ausgeprägten Langwellentroges, der weiter große Teile Europas umfasst. Als Folge des Abschnürungsprozesses kann sich ausgehend vom Ostatlantik
ein Rücken über Frankreich ostwärts ausbreiten. Das kleinräumige Höhentief über der Slowakei verlagert sich zum Samstag nur leicht nordostwärts und liegt dann im Bereich von Südostpolen. Im Bodenfeld kann sich ein Viererdruckfeld ausbilden, mit hohem Luftdruck über dem Atlantik und Nordostrussland und den Tiefschwerpunkten dem
Nordostatlantik sowie der Nordsee und dem zentralen Mittelmeerraum. Deutschland liegt dabei im Zentrum dieses Feldes. Wettertechnisch gibt es vor allem Süden weitere Niederschlagssignale.
Zum Sonntag soll der Langwellentrog unter Abschwächung des steuernden Höhentiefs
die Wellenlänge deutlich verkürzen und sich gleichzeitig nach etwas Osten verlagern. Vom Atlantik her bäumt sich über die Iberische Halbinsel hinweg bis nach Ostfrankreich ein Rücken auf. Deutschland liegt dabei im Bereich durschwenkender Kurzwelliger Anteile, die im Bodenniveau mit Frontensystemen einhergehen. Die Folge ist ein unbeständiger Wettercharakter.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der aktuelle Lauf des IFS zeigt die großskaligen Geopotential- und Luftdruckverteilung recht konsistent zu den Vorläufen. Im Detail ergeben sich jedoch schon zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am kommenden Mittwoch Unterschiede in der Phasengeschwindigkeit sowie der Amplitude der Muster. In dem
ausgeprägten Langwellentrog, der sich über West- und Mitteleuropa südwärts bis in den Mittelmeerraum erstreckt, sind mehrere kleinräumige Höhentiefs oder kurwellige Strukturen eingebettet. Deren Lagen und Verlagerung werden je nach Modelllauf immer leicht unterschiedlich simuliert, sodass sich möglich Niederschlagsgebiete ebenfalls in Raum und Zeit verschieden auftreten. Im Vergleich zu den Vorläufen ist die Verlagerung der neusten IFS Interpretationen langsamer. Gleichzeitig schnürt sich das Höhentief ab und verlagert seinen Schwerpunkt weiter südwärts. Demnach muss am Mittwoch in der gesamten Osthälfte noch mit teils kräftigen Niederschlägen gerechnet werden. Am Donnerstag ist noch der äußerste Osten betroffen. Am Freitag zeigt sich nach den neusten Berechnungen überwiegend trocken, geringe
Niederschlagswahrscheinlichkeiten gibt
es im äußersten Westen und Südwesten. Auch am Samstag ist bevorzugt nur im Südwesten und Süden mit einer gewissen Schauer- und Gewitterneigung zu rechnen. Am Sonntag zeigen die Bodenluftdruckverteilungen wieder ähnlich Strukturen, in der Höhe liegen aber weiter Phasenverschiebungen der Trogstrukturen vor. Bezüglich des Wetter herrscht jedoch wieder Einigkeit. Der Sonntag sollte unbeständig werden.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Mittwoch zeigen die Globalmodelle führender Wetterdienste (GFS,ICON,IFS,UKMO,GEM) eine ähnlich Geopotential- und Luftdruckverteilung, wobei das GEM die größten Abweichungen aufweist. Bis Sonntag werden vor allem die Höhenstrukturen modellübergreifend recht konsistent
simuliert. Dabei zeigen besonders ICON, GFS und UKMO eine gute Übereinstimmung. Das IFS unterscheidet sich in der Lage und Ausprägung der kleinräumigen Höhentiefs und zeigt zudem eine etwas langsamere Verlagerung als die anderen genannten Modelle. Dies macht sich bevorzugt am Freitag und Samstag bemerkbar, wo ICON und GFS schon nahezu landesweit Niederschläge prognostizieren, während IFS lediglich im Westen den und Süden geringe Signale liefert. Den Sonntag sehen alle Modelle unbeständig, die Phasen der durchschwenkenden
Frontensysteme werden
jedoch verschieden dargestellt. Am Boden sind die Verteilungen etwas diffuser. Größere Übereinstimmungen zeigen sich dort bevorzugt beim IFS und ICON. Unterschiede gibt es typischerweise für eine Troglage vor allem bei der Lage und
Intensität der Extrema.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen diverser Städte in Deutschland zeigen bis einschließlich Mittwoch bei einem sehr geringen Spread eine hohe Vorhersagegüte der Temperatur in 850 hPa und des Geopotentials 500 hPa. Ab Donnerstag nehmen die Unsicherheiten stetig zu. Am Donnerstag gibt es dabei im Norden einige Member, die einen wärmeren verlauf zeigen, während es im Süden einige Ausreißer in die kühleren Temperaturbereiche gibt. Auffällig ist, dass im Süden zudem der Haupt- und Kontrolllauf bezüglich der Temperatur im oberen Bereich des ENS liegen und die meisten Läufe einen etwas kühleren Verlauf simulieren. Ab Sonntag spreizt sich das Ensemble vor allem im Norden und der Mitte signifikant, wenngleich die meisten Member dort mit dem Hauptlauf vergleichbar verlaufen. Die Spreizung wird
dabei vor allem von einigen markant kälteren Interpretationen hervorgerufen. Die Meteogramme bestätigen die Rauchfahnen mit kleinen Boxplots bis Donnerstag, die sich in der Folge entsprechend zunehmender Unsicherheiten stetig vergrößern.
Erfasst werden auch die negativen Temperaturpicks im Norden und der Mitte ab Samstagabend.

Im Zeitraum +72 bis +96h werden die Unsicherheiten der Geopotential- und Luftdruckmuster insgesamt in sechs nahezu gleichverteilten Cluster aufgeteilt, die zunächst alle in das Regime einer blockierenden Wetterlage eingeordnet werden können. Im Verlauf wechseln vier von sechs Cluster in das Regime einer negativen NAO, die eine Zonalisierung der Strömung auf dem Atlantik kennzeichnet. Alle Cluster zeigen einen ausgeprägten Langwellentrog über Europa.
Die Unterschiede sind dabei in der Lage und Intensität der einzelnen Höhentiefs auszumachen. Zudem sind gewisse Phasenunterschiede bei der Verlagerung zu verzeichnen. Der Haupt- und der Kontrolllauf befinden sich dabei in Cluster 2.
Im Zeitraum +120 bis +168h repräsentieren drei Cluster die Unterschiede der Geopotential- und Luftdruckverteilung des ENS und können nahezu komplett in das großskalige Muster eines atlantischen Rückens zugeordnet werden. Angelehnt an den Rücken, der sich Cluster übergreifend vom Atlantik bis nach Grönland ausbreitet, zeigen Cluster 1 und 3 einen Abschnürungsprozess über Westeuropa, während Cluster 2 diesen nicht vollendet. Im Vergleich zu Cluster 1 zeigt Cluster 3 über
Norddeutschland das durchschwenkenden eines Kurzwellentroges, während Cluster 1 eher eine glatte Strömung weiter nach Norden Richtung Dänemark verschoben anbietet. Cluster 3 ähnelt dabei den Ausführungen von ICON und GFS, ist mit 14 Mitgliedern bezüglich Cluster 1 (22 Member) inklusive IFS-Hauptlauf aber unterpräsentiert. Der Kontrolllauf des IFS befindet sich in Cluster 2.
In der erweiterten Mittelfrist von +192 bis +240h werden die Unsicherheiten der großskaligen Strukturen erneut in drei Cluster eingeteilt, wobei Cluster 1 und 2
im Verlauf wieder das Regime wechseln und auf dem Atlantik zu den Verteilungen einer positiven NAO-Phase tendieren. Haupt- und Kontrolllauf befinden sich in Cluster 1, das mit 24 Mitgliedern fast die Hälfte alle Modellläufe umfasst. Das Cluster zeigt eine starke Zonalisierung mit einem kräftigen Tiefdruckkomplex über dem
Nordostatlantik und Norwegen. Cluster 2 ist ähnlich aufgestellt, jedoch mit einem weniger starken Tiefkompex und dafür einem markanteren Rücken vom Atlantik bis nach Mitteleuropa reichend. Cluster 3 hält dagegen überwiegend an einem meridionalen Strömungsmuster fest, wobei Mitteleuropa weiter im Bereich eines Langwellentroges läge. Cluster 2 würde die sonnigste und trockenste Variante bedeuten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Mittwoch gibt es vom ICON-EPS als auch vom EZ-EPS
Wahrscheinlichkeiten zwischen 10 und 40% für stürmische Böen oder Sturmböen für die Hochlagen der östlichen Mittelgebirge. C-LEPS zeigt geringe Signale (um 10%) für entsprechende
Böen im Ostseeumfeld. Für Böen der Stärke 7 liegen sowohl vom ICON-ES als auch vom EZ-EPS und C-LEPS in der Nordosthälfte geringe Werte bis 60% vor. Bezüglich Niederschlag zeigen ICON-EPS, EZ-EPS und C-LEPS bei abklingender Dauerregenlage bevorzugt am östlichen Alpenrand und am Erzgebirge noch Wahrscheinlichkeiten bis 10% für Regenmengen über 30 l/qm in 24 Stunden.

Am Donnerstag zeigt das ICON-EPS am gesamten Alpenrand, EZ-EPS nur noch im Berchtesgadener Land mit Werten bis 5% weiterhin geringe Hinweise für Dauerregen
über 30 l/qm. ICON-EPS hat zudem geringe Wahrscheinlichkeiten für den Nordosten im Programm. Markante Windgeschwindigkeiten sind nicht mehr zu erwarten.
Auch am Samstag und Sonntag gibt es beim EZ-EPS bevorzugt südlich von Mosel und Main wieder geringe Wahrscheinlichkeiten bis 16% für 24-stündige Regensummen über 30 l/qm.

Basis für Mittelfristvorhersage
EZ-EPS, det EPS, MOSMIX bei Temperatur

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel