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Thema des Tages
„An Tagen wie diesen“
Der Klassiker „An Tagen wie diesen“: Der Hals kratzt, die Nase läuft und der Schädel brummt – Anzeichen einer Erkältung. Auch wenn bekannter Titel der Düsseldorfer Rockband „Die Toten Hosen“ textlich einen anderen, viel positiveren Hintergrund verfolgt, passen Passagen daraus derzeit wie die berühmte Faust aufs Auge.
Egal ob in der Schule, auf der Arbeit, in den öffentlichen
Verkehrsmitteln oder beim Einkaufen – „Durch das Gedränge – der Menschenmenge“ sieht man zahlreiche Personen, die derzeit wieder in ihre Taschentücher schnauben oder husten bis sie kaum noch Luft bekommen. Wer dann noch einen Job hat, bei dem viele Hände zu schütteln sind – wie zum Beispiel bei persönlichen Kundengesprächen in der Bank oder der Versicherung – kann sich ohne ständiges Händewaschen samt Desinfektion schon mal vorsorglich einen Termin beim Hausarzt besorgen. Doch ist dafür wirklich das Wetter
verantwortlich?
Nun, in der Tat sind wir statistisch gesehen im Winterhalbjahr häufiger krank als im Sommerhalbjahr. Das Infektionsrisiko steigt dabei signifikant an, sobald die Außentemperaturen dauerhaft unter die 10 Grad-Marke sinken. Im Schnitt erwischt eine Erkältung einen Erwachsenen in Deutschland dreimal im Jahr mit der größten Häufigkeit im Januar. Bei mehr als 200 bekannten Viren, die eine Erkältung auslösen können, übernimmt ein sich langsam wieder stärkendes Immunsystem den Heilungsprozess. Anders als die Einnahme von Antibiotika beim Befall von Bakterien helfen Arzneimittel bei viralen Infekten in der Regel lediglich dabei, die Symptome zu lindern. Letztlich verursachen nicht die Kälte oder Nässe eine Erkältung, sondern die Viren. Also lässt sich generell gar kein Zusammenhang zum Wetter finden? Naja, ganz so einfach ist es dann leider doch nicht.
In kalter Umgebung, in Kombination mit unangepasster Kleidung, kühlt der Körper – angefangen bei den Extremitäten – aus. Als Gegenwehr zum Schutz vor weiteren Wärmeverlusten kommt es zur Verengung der Blutgefäße, beispielsweise auch in den Schleimhäuten der Nase. Die Folge ist eine schlechtere Durchblutung, womit das Immunsystem geschwächt wird. Wer leicht friert, empfindet Kälte zusätzlich als körperlichen Stress, wodurch die Schwächung des Immunsystems noch verstärkt wird. Haben die Viren einmal die Oberhand gewonnen, „Bahnen“ sie sich „den altbekannten Weg“. Beheizte, vor allem trockene und schlecht gelüftete Räume sind hier ein idealer Nährboden, „Wo die anderen warten, um […] zu starten und
abzugehen“. Selbst gesunde Menschen haben dann dermaßen
ausgetrocknete Schleimhäute, dass sie anfälliger für eine
Viruserkrankung sind.
Nun wird der ein oder andere von Ihnen denken: Normalerweise müssten es Viren in kalter Umgebung doch schwerer haben zu überleben, schließlich bevorzugen sie doch allgemein feucht-warme Bedingungen. Die für die meisten Erkältungen verantwortlichen Rhinoviren umgeben sich bei kaltem Wetter mit einem Gel, das sie vor äußeren Einflüssen schützt. Auch wenn sie sich „Unendlichkeit wünschen“ – bei etwa 15 Grad beginnt dieser Überzug zu schmelzen, womit die Viren austrocknen und absterben. Daher ist im Frühjahr häufig das Ende der Grippewellen erreicht. Doch bis dahin „Haben wir noch ewig Zeit“.
Und wie schaut es mit der Nässe aus? Regendurchnässte Kleidung oder auch nasse Haare begünstigen ein zusätzliches Auskühlen des Körpers, wobei wir wieder beim Einfluss der Kälte und der dadurch bedingten Schwächung des Immunsystems sind. Die Feuchtigkeit in der Luft ist aber hilfreich, da die Erreger durch den Wasserdampf weniger gut verteilt werden können und die Schleimhäute nicht so leicht austrocknen. Insofern sind wir bei trockener Kälte sogar anfälliger für eine Erkältung als beim nass-kalten „Schmuddelwetter“, wie es derzeit in weiten Teilen des Landes vorherrscht.
Wie geht es nun in den nächsten Tagen beim Wetter weiter? Das Hoch „GOTTHARD“ über Skandinavien verbündet sich mit dem Hoch „FRIDO“ (nicht FRODO!) über Frankreich. Diese Allianz vertreibt das Tief „MARIELOU“ über Polen, womit Regen- und Schneefälle auch im Osten des Landes immer mehr nachlassen. Bei Temperaturen, die am kommenden Freitag nur noch entlang der Küsten und des Rheins zarte Plusgrade erreichen (sonst leichter Dauerfrost), kann man getrost von weihnachtsmarkttauglichem Winterwetter sprechen. Über Schnee droht „In dieser Nacht der Nächte“ strenger Frost unter minus 10 Grad – insbesondere bei größeren Wolkenlücken. Während die Vorzeichen im Westen zum Wochenwechsel auf Milderung stehen, heißt es für den Osten hingegen vorerst: „Kein Ende in Sicht!“
Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.12.2018
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