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Wetter aktuell


Markanter Luftmassenwechsel beendet die Hitzewelle

Ein markanter Luftmassenwechsel vollzieht sich heute und am morgigen
Samstag und beendet die große Hitze in Deutschland. Überwiegend
freundliches Wetter bleibt uns aber erhalten.

Die zweite etwas länger andauernde Hitzewelle dieses Sommers ist bald
vorbei. Hitzegeplagte Bundesbürger können in den kommenden Tagen also
etwas aufatmen. Ursache für den Temperaturrückgang ist, dass sich
unser Hoch JULIA nach Osteuropa verabschiedet und von einem neuen
Hoch namens KYRA abgelöst wird. Während Hoch JULIA in den letzten
Tagen über dem östlichen Mitteleuropa lag, befindet sich das neue
Hoch KYRA mit seinem Schwerpunkt über dem Atlantik und Großbritannien
(Abb. 1). Diese unterschiedliche Position macht den Unterschied.
Deutschland liegt nämlich östlich von Hoch KYRA und da sich um ein
Hoch die Strömung mit dem Uhrzeigersinn dreht, gelangen wir in eine
nördliche Luftzufuhr. Damit wird trockenere und weniger warme Luft zu
uns geführt, die die schwül-warme Luft aus Deutschland allmählich
verdrängt. Die Grenze zwischen diesen beiden Luftmassen bildet eine
Kaltfront, die vom heutigen Freitag bis zum morgigen Samstag von
Nordwest nach Südost einmal quer über Deutschland zieht.

Die Front kommt aber nur sehr gemächlich voran, wie man eindrucksvoll
anhand der pseudopotentiellen Temperaturverteilung in 850 hPa (ca.
1500 m über Meeresniveau) erkennen kann. Dabei handelt es sich um ein
Maß, das die Temperatur und Feuchte einer Luftmasse beschreibt. Je
wärmer und feuchter eine Luftmasse ist, desto höher ist die
pseudopotentielle Temperatur und umgekehrt. Daher ist dieses Maß
bestens geeignet, um Luftmassen zu charakterisieren. Zudem kann man
damit gut Fronten analysieren, indem man linienhafte Bereiche
identifiziert, in denen sich die pseudopotentielle Temperatur auf
engem Raum stark ändert.

Am heutigen Freitagnachmittag liegt die Kaltfront etwa auf einer
Linie Eifel ? Hannover ? Schwerin (Abb. 2, oben links). Südöstlich
dieser Linie befindet sich weiterhin die schwül-heiße Luft mit
pseudopotentiellen Temperaturwerten zwischen 50 und teils über 60 °C
? für Mitteleuropa sehr hohe Werte. Durchquert man die Front Richtung
Nordwest, geht die pseudopotentielle Temperatur innerhalb weniger
Kilometer auf Werte von 35 bis 45 °C zurück. Dies zeigt eindrücklich,
dass die Luftmasse nicht nur weniger warm ist, sondern auch weniger
Feuchtigkeit besitzt und dadurch nicht mehr als schwül empfunden
wird. Folglich hat der Nordwesten Deutschlands bereits am heutigen
Freitag die größte Hitze hinter sich und kann bei Höchstwerten von 24
bis knapp 30 Grad etwas durchatmen (Abb. 3, oben links). Vor der
Front wird es mit 30 bis 36 °C nochmals sehr heiß und zunehmend
drückend schwül.

In der kommenden Nacht kommt die Front etwas süd(ost)wärts voran und
liegt dann auf einer Linie Mosel ? Mittelhessen ? Südbrandenburg
(Abb. 2, oben rechts). Südlich davon kühlt es nochmals nur sehr
langsam ab und vor allem in Ballungsräumen und auf Anhöhen kann die
Nacht erneut tropisch werden (d.h. Tiefsttemperaturen nicht unter 20
Grad). Bis zum morgigen Samstagnachmittag erreicht die Front etwa die
Mainlinie (Abb. 2, unten links). Im Süden wird es ein letztes Mal
dampfig, mit 26 bis 31 Grad aber zumindest nicht mehr ganz so heiß
(Abb. 3, oben rechts). Deutlich angenehmere 20 bis 27 Grad erwarten
uns hingegen rückseitig der Front im Norden und in der Mitte
Deutschlands. Bei der pseudopotentiellen Temperatur ist zudem zu
erkennen, dass im Norden Deutschlands ein zweiter Schwall trockenerer
und kühlerer Luft einströmt, in der die Werte sogar unter 30 °C
zurückgehen. Bis Sonntagmittag hat die Kaltfront Deutschland komplett
überquert und die schwül-heiße Luftmasse endgültig verdrängt (Abb. 2,
unten rechts). Der zweite Schwall Kaltluft, der Samstagnachmittag
Schleswig-Holstein bereits erfasste, hat bis Sonntagnachmittag den
Main erreicht. Bundesweit kann man sich über angenehme 21 bis 28 °C
freuen (Abb. 3, unten links). Zu Beginn der neuen Woche kann die
Sonne die Luft zwar wieder von Tag zu Tag etwas stärker erwärmen,
sodass am Dienstag entlang von Rhein, Mosel und im Rhein-Main-Gebiet
auch wieder die 30-Grad-Marke knapp überschritten wird. In den
übrigen Regionen werden meist sommerliche 25 bis 30 Grad erreicht. Da
uns die trockene Luftmasse aber erhalten bleibt, lassen sich die
Temperaturen recht gut ertragen, zumal es auch in den Nächten
ordentlich abkühlt. Bei Tiefstwerten zwischen 14 und 8 Grad kann man
wieder gut durchlüften.

Und wie wird das Wetter in den nächsten Tagen? Am morgigen Samstag
können sich in der dampfigen Luft im Süden und Südosten nochmals
teils kräftige Gewitter bilden, wobei sich mit der südwärts
vorankommenden Kaltfront die Gewittertätigkeit im Tagesverlauf auf
die Gebiete südlich der Donau und den Schwarzwald zurückzieht. Da die
Gewitter nur sehr langsam ziehen, geht die Hauptgefahr von Starkregen
aus, der bei einem Volltreffer auch unwetterartig ausfallen kann.
Vollgelaufene Keller und Unterführungen können die Folge sein. Die
Tatsache, dass die Gewitter nur sehr langsam ziehen, hat aber auch
zur Folge, dass nur wenige Orte von den heftigen Wettererscheinungen
getroffen werden, während in einem Großteil der Gebiete nur wenig
oder kein Regen fällt. Von der Nordsee breitet sich hochnebelartige
Bewölkung bis in die Landesmitte aus. Daher startet der Tag in der
Nordhälfte teils bedeckt. Im Tagesverlauf lösen sich die Wolken aber
mehr und mehr auf und die Sonne kommt zum Vorschein. Am Sonntag und
zu Beginn der neuen Woche verwöhnt uns Hoch KYRA mit viel
Sonnenschein. Nur Richtung Nordsee sind die Wolken weiterhin
zeitweise etwas dichter. Mit neuen Schauern ist frühestens am
kommenden Mittwoch wieder zu rechnen.


Dr. rer. nat. Markus Übel

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.08.2025

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