Thema des Tages
Wetter aktuell
Sonne als Medizin
Sonnenlicht ist entscheidend für die körpereigene Bildung von Vitamin
D, einem zentralen Baustein für Gesundheit und Wohlbefinden. Warum
das natürliche "Sonnenvitamin" so wichtig ist, wird im heutigen Thema
des Tages dargelegt.
Nach dem Winter, der auch als "dunkle Jahreszeit" bezeichnet wird,
zeigt sich der Frühling in Deutschland von seiner sonnigen Seite. Die
Sonne hat dabei einen großen Einfluss auf unsere Psyche und
körperlichen Vorgänge. So verbessert beispielsweise eine gesunde
Portion Sonne nachweislich unseren Schlaf. Sowohl im März als auch im
April lag die Sonnenscheindauer deutlich über dem klimatologischen
Mittel.
Nach einer kurzen wechselhafteren Witterungsphase in den vergangenen
Tagen sorgt derzeit Hochdruckeinfluss wieder für zunehmend sonnige
Abschnitte ? ideale Bedingungen, um nicht nur die Natur, sondern auch
den eigenen Körper mit einem essenziellen Nährstoff zu versorgen:
Vitamin D. Dieses sogenannte "Sonnenvitamin" ist für zahlreiche
Prozesse im menschlichen Körper von zentraler Bedeutung und seine
Produktion ist direkt vom Wetter abhängig.
Vitamin D wird nur zu einem geringen Teil über die Nahrung
aufgenommen. Beispielsweise enthalten Pilze eine gewisse Menge
Vitamin D, ebenso wie einige tierische Produkte. Der Großteil wird
jedoch in der Haut gebildet, wenn diese der UV-B-Strahlung der Sonne
ausgesetzt ist. Genau hier kommt das Wetter ins Spiel: In den
Wintermonaten, wenn die Sonne tief steht und dichte Wolken den Himmel
dominieren, reicht die UV-B-Strahlung in Deutschland nicht aus, um
nennenswerte Mengen an Vitamin D zu bilden. In dieser Zeit greifen
viele Menschen auf Nahrungsergänzungsmittel zurück, oder sie bauen
auf die Speicherreserven, die im Sommer zuvor aufgebaut wurden. Doch
diese sind nach dem Winter oft erschöpft.
Mit dem meteorologischen Frühling ändert sich die Lage nun spürbar.
Die Tage werden länger und die Sonne steht wieder höher am Himmel.
Dies geht vielerorts mit längeren Sonnenphasen einher. Dabei wird
auch die Produktion von Neurotransmittern wie Serotonin angeregt -
ein Hormon, dass die Kommunikation zwischen Nervenzellen unterstützt
und gleichzeitig für gute Stimmung sorgt. Die klimatische Veränderung
ist somit mehr als nur ein Grund zur Freude: Sie markiert den Beginn
jener Phase, in der der Körper wieder selbstständig Vitamin D
produzieren kann.
Wer in diesen Tagen regelmäßig spazieren geht oder sich eine kleine
Auszeit auf dem Balkon oder im Park gönnt, kann seinem Körper auf
natürliche Weise helfen, die leeren Vitamin D-Speicher wieder
aufzufüllen. Dafür braucht es keine stundenlangen Sonnenbäder. Zwei-
bis dreimal pro Woche etwa 15 bis 30 Minuten Sonnenlicht auf Gesicht,
Händen und Unterarmen genügen für die körpereigene Synthese. Wichtig
ist dabei, dass keine Sonnencreme aufgetragen ist, da diese zwar vor
Hautschäden schützt, aber zugleich die Vitamin-D-Produktion
blockiert. Ein maßvoller Umgang mit der Sonne ist also entscheidend:
genug Licht für die Gesundheit ohne das Risiko eines Sonnenbrands.
Diese wetterabhängige Versorgungslage mit Vitamin D macht deutlich,
wie eng unsere körperliche Gesundheit mit klimatischen Bedingungen
verknüpft ist. Während die Sonne im Sommer oft als
Selbstverständlichkeit wahrgenommen wird, ist sie nach Monaten der
Dunkelheit ein wertvoller medizinischer Faktor. Angesichts aktueller
Studien, die einen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und einer
erhöhten Anfälligkeit für Infekte, depressive Verstimmungen oder
chronische Erkrankungen nahelegen, gewinnt dieser Aspekt an
Bedeutung.
Der aktuell zunehmende Hochdruckeinfluss bietet also eine echte
Chance: Der Frühling zeigt sich von seiner sonnigen, heilsamen Seite
? und der Körper ist bereit, neue Energie zu schöpfen sowie die über
den Winter geleerten Vitamin-D-Speicher wieder aufzufüllen. Und das
allein mithilfe des Sonnenlichts. Es lohnt sich, diese natürlichen
Ressourcen bewusst zu nutzen, denn sie tragen zu Wohlbefinden,
Leistungsfähigkeit und langfristiger Gesundheit bei.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.05.2025
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