Thema des Tages
Wetter aktuell
Wetterextreme 2024 Teil 2
Das heutige Thema des Tages behandelt den zweiten Teil der
Zusammenfassung des ereignisreichen Wetterjahres 2024 mit Schwerpunkt
auf extreme Wetterereignisse.
Juli: Es dominiert die Westwetterlage
Der Juli war geprägt von einer West- bis Südwestwetterlage, bei der
sich sehr schwüle mit etwas kühleren Phasen abwechselten. Es gab auch
einige Gewitterlagen. Hervorzuheben ist der 12. Juli, an dem im Osten
und Süden heftige Gewitter mit großem Hagel und Starkregen auftraten
und bei Münster in Nordrhein-Westfalen ein Tornado beobachtet wurde.
Ansonsten blieben aber überregionale Schwergewitterlagen genauso aus,
wie stabiles Hochdruckwetter. Niederschlags- und temperaturmäßig
verlief der Monat normal.
August: Schwül mit häufigen Gewittern
Auch im August herrschte eine stärker mäandrierende Westwetterlage
vor. Frontdurchgänge mit Gewitter, danach kurze
Zwischenhochabschnitte anschließende Tiefvorderseiten mit sehr
schwüler Subtropikluft und erneuten lokalen Gewittern prägten das
Bild. Die erste schwere Gewitterlage trat am 1. August auf. An einer
Superzelle am Oberrhein wurden bis zu 5 cm großer Hagel gemeldet.
Zudem wurde an einer Station in Nordhessen in Trendelburg innerhalb
von nur 12 Stunden über 150 l/qm registriert. Auch der 13.08. brachte
lokale Überschwemmungen und größeren Hagel. Die nächste Gewitterlage
ließ am 18.08. nicht lange auf sich warten. Betroffen war die
Südosthälfte mit lokalen Starkregenspitzen bis 100 mm, die vor allem
in Südbayern und Sachsen zu lokalen Überschwemmungen führten. Am
24.08. brachten Gewitter an der Nordsee orkanartige Böen. Großräumige
Unwetter blieben jedoch aus. Der August war etwas zu warm, im
Nordosten deutlich zu trocken, sonst waren die Niederschlagsmengen
normal. Damit war der Sommer im Vergleich zum Klimamittel 1991-2020
eher durchschnittlich, zeitweise recht unbeständig, phasenweise sehr
schwül, größere Hitzewellen blieben aber aus und großräumige
Schwergewitterlagen blieben die Ausnahme.
September: Nach heißem Beginn, Temperatursturz in den Herbst
Der September begann schwül und heiß mit einer Hitzewelle. Starke
Gewitter waren fast tägliche Begleiter. Am 08.09. beendete eine
Kaltfront mit heftigen Starkregenfällen vor allem in der Mitte das
Sommerwetter. Von da an begann der Herbst mit einer wechselhaften und
kühleren Witterungsphase, die von häufigen Tiefdruckgebieten geprägt
war. Am 12.09. zog ein Tiefdruckgebiet auf einer Vb-artigen Zugbahn,
wurde dabei aber rückläufig und sorgte für verheerende Regenfälle mit
großem Hochwasser in Österreich und Tschechien. Der Südosten Bayerns
und Sachsens wurde dabei von den stärksten Niederschlägen "nur"
gestreift. Im Berchtesgadener Land fielen teilweise über 140 mm. In
der Nacht zum 15.09. sorgte ein Kaltlufteinbruch in der Mitte und im
Westen für den ersten Bodenfrost. Der Südwesten und der Alpenrand
waren erneut von ergiebigen Niederschlägen betroffen. Oberhalb von
800 m kehrte in den Alpen der Winter ein. In Lagen über 1500 m fiel
mehr als ein halber Meter Schnee. Die tiefe Schneefallgrenze
verhinderte aber ein größeres Hochwasser. Vom 20. bis 23.09. wurde es
wieder deutlich wärmer. Es folgten die letzten Sommertage, die am 24.
mit kräftigen Gewittern endeten. Anschließend entwickelten sich am
25.09. in Nordrhein-Westfalen aus vergleichsweise schwachen, aber
dynamischen Gewitterzellen gleich 3 Tornados. Die letzten
Septembertage waren durchwachsen und herbstlich. Der September ging
als etwas zu warmer, aber auch als deutlich zu nasser Monat in die
Geschichtsbücher ein.
Oktober: Die erste länger andauernde Hochdruckphase
Im Oktober wechselten sich zunächst Tiefdruckgebiete mit nur kurzen
Hochdruckphasen ab. Es blieb zunächst mäßig warm. Am 10.10. brachte
ein kleinräumiges Sturmtief im Süden in den Hochlagen einzelne
Orkanböen und im Westen Dauerregen. Zur Monatsmitte stellte sich die
Wetterlage um. An der Westflanke eines sich immer wieder
regenerierenden Hochdruckgebietes wurde für die Jahreszeit
ungewöhnlich warme Luft herangeführt. Es war die erste längere
Hochdruckphase seit mehr als einem Jahr. Die Nächte gestalteten sich
sehr mild und die Höchsttemperaturen lagen häufig über 20 °C. Der
wärmste Tag war der 17.10. mit bis zu 25 °C am Alpenrand mit
Föhnunterstützung. Damit fiel der Oktober zu warm aus. Allerdings
konnte sich die warme Luft nicht überall durchsetzen. Vor allem im
Süden bildete sich zunehmend Nebel, der sich tagsüber kaum auflöste.
So war der Oktober dort teilweise deutlich zu trüb.
November: Dankelflaute und erster Wintereinbruch
Im November hielt die Hochdruckwetterlage an. Unter dem
Hochdruckgebiet lagen weite Teile Mitteleuropas unter einer
Hochnebeldecke und es folgten tagelange Dunkelflauten. Die
eingeflossene milde Meeresluft kühlte sich nur sehr langsam ab. Erst
zur Monatsmitte kippte die Zirkulation auf Nordwest und brachte
zunächst den Mittelgebirgen, später auch tieferen Lagen Schnee. Am
22. sorgte das von Frankreich zu den Alpen ziehende Sturmtief RENATE
im Süden für kräftige Schneefälle. Dabei fielen rund 20 cm, in den
Allgäuer Alpen sogar über 40 cm Schnee. Diese Polarluft wurde aber
schon bald auf der Vorderseite eines großräumigen Atlantiktiefs mit
einem kräftigen Warmluftvorstoß ausgeräumt. Am Oberrhein, wo wenige
Tage zuvor noch Schnee gefallen war, stieg die Temperatur am 25.11.
auf bis zu 22 °C und erreichte damit einen Dekadenrekord. Selten gab
es Ende November eine so warme Periode. Insgesamt war der November
normal temperiert, im Norden zu nass, im Süden zu trocken.
Dezember: Hochdrucklastig und kaum winterlich
Anfang Dezember setzte sich eine stärker mäandrierende Westwetterlage
durch. Es blieb unbeständig und nur im höheren Bergland zeitweise
winterlich. Am 09.12. schnürte sich ein Tief über Oberitalien ab,
sodass von Nordosten kältere Luft einsickerte. In den Mittelgebirgen
gab es leichten Schneefall, sonst häufig Frost. Bald setzte sich aber
wieder Hochdruckeinfluss mit Hochnebel und bodennaher Kaltluft durch.
Vielerorts herrschte Dauerfrost. Ab dem 16. stellte sich eine sehr
milde Westwetterlage mit Hochdruckeinfluss im Süden ein. Erst kurz
vor Weihnachten brachte eine Nordwestwetterlage am Alpenrand und vor
allem in den östlichen Mittelgebirgen etwas Schnee, sodass es dort
auch einmal wieder weiße Weihnachten gab. Mit einem nachrückenden
Hochdruckgebiet, das sich als Dauerhoch etablierte, setzte sich in
der Höhe sehr milde Luft durch, was zu einer ausgeprägten
Inversionswetterlage führte. In den Kammlagen der Mittelgebirge
stiegen die Temperaturen teilweise über 10 °C. Der Brocken meldete am
28.12. mit 13,1 °C einen neuen Dezemberrekord. Gleichzeitig herrscht
in den Niederungen Dauerfrost. Diese Situation wird sich auch in den
nächsten Tagen bis Silvester fortsetzen. Auch der Dezember wird zu
warm und leicht zu trocken
Das Jahr 2024 wird als das wärmste Jahr seit Beginn der
Aufzeichnungen in die Geschichte eingehen. 2024 ist auch eines der
nassesten Jahre. Von der großräumigen vorherrschenden Wetterlage
schlug das Jahr 2024 einen anderen Weg ein als die Vorjahre. Der
Trend der letzten Jahre zu hochdruckgeprägten Dürresommern mit
längeren Hitzewellen wurde in diesem Jahr gebrochen. Es dominierten
überwiegend Westwetterlagen mit häufig südwestlichem Einschlag.
Schwere Stürme blieben dennoch fast gänzlich aus.
Dipl.-Met. Christian Herold, M.Sc.-Met. Nico Bauer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.12.2024
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