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Pazifische Taifunbilanz 2024
Die pazifische Taifunsaison 2024 geht als eine der teuersten jemals
und leider auch die tödlichste seit 2013 in die Geschichte ein. Mehr
dazu im heutigen Thema des Tages.
Von einer wirklichen "Saison" kann man eigentlich nicht so recht
sprechen, denn Taifune können sich über dem Pazifik das ganze Jahr
über bilden. Dennoch gibt es einen Hauptaktivitätszeitraum, der sich
von Juli bis November erstreckt. Spricht man von einem pazifischen
Taifun, so ist die Rede von einem tropischen Wirbelsturm, der sich in
einem Bereich nördlich des Äquators sowie zwischen 100 und 180 Grad
östlicher Länge bewegt. Während die Benennung von Hurrikanen
(tropische Wirbelstürme über dem Nordatlantik und Ostpazifik) allein
dem Nationalen Hurrikan Center (NHC) in Miami obliegt, können die
Namen pazifischer Stürme - je nach genauem Entstehungsgebiet
beziehungsweise genauer "Wirbelzone" - von zwei Einrichtungen
vergeben werden: der Japan Meteorological Agency (JMA) und der
Philippine Atmospheric, Geophysical and Astronomical Services
Administration (PAGASA). Dadurch kann es durchaus vorkommen, dass ein
und derselbe Sturm zwei Namen führt, was dieses Jahr auch hin und
wieder vorkam.
Benannt werden von der JMA dabei alle Stürme die eine zehnminütige
mittlere Windgeschwindigkeit von 65 km/h überschreiten. Die PAGASA
vergibt bereits ab einem Zehnminutenmittel von 39 km/h einen Namen,
allerdings nur, wenn sich der Wirbel innerhalb des philippinischen
Verantwortungsbereich zwischen 115 und 135 Grad östlicher Länge sowie
5 und 25 Grad nördlicher Breite aufhält. PAGASA benennt im Gegensatz
zu JMA damit also auch tropische Tiefs. Von einem Taifun spricht man
übrigens ab einem zehnminütigen Geschwindigkeitsmittel von 118 km/h
und von einem schweren Taifun (auch Supertaifun genannt) ab 185 km/h,
was der Kategorie 3 auf der fünfteiligen Saffir-Simpson-Skala
entspricht.
Soweit zum Hintergrundwissen. Blicken wir nun einmal auf die
Prognosen, die im Vorfeld der Hauptsaison erstellt wurden. Das
englische Tropical Storm Risk Konsortium (TSR) prognostizierte im Mai
2024 eine leicht unterdurchschnittliche Saison mit 25 Tropischen
Stürmen, von denen sich 15 zu Taifunen und davon wiederum 7 zu
schweren Taifunen entwickeln sollten. Als Begründung wurde
hauptsächlich die Umwandlung von El Nino in ein La-Nina-Event
angeführt. Dabei handelt es sich grob gesagt um großräumige
Zirkulationsmuster über dem Pazifik. PAGASA sagte im Januar 2024 für
das erste Halbjahr 0 bis 6 tropische Systeme voraus (inkl. tropischer
Tiefs, die beim TSR nicht berücksichtigt wurden) und im Juni 10 bis
17 Systeme für das zweite Halbjahr voraus. Das sind insgesamt also 10
bis 23 tropische Entwicklungen - wohlgemerkt nur in der
vergleichsweise kleinen Region, für die sich PAGASA verantwortlich
zeigt.
Im Mittel (1991-2020) treten übrigens 25,5 tropische Stürme auf,
davon 16 Taifune und davon wiederum 9,3 schwere Taifune. Tatsächlich
aufgetreten sind bisher 25 Tropenstürme, von denen 12 zu Taifunen und
davon wiederum 4 zu schweren Taifunen heranreiften. Ihre Zugbahnen
sind in Abbildung 1 aufgeführt. Damit verlief 2024 tatsächlich etwas
unterdurchschnittlich, vor allem was die Anzahl schwerer Taifune
angeht. Zudem hatte die "Saison" mit Taifun "Ewiniar" den
fünftspätesten Startzeitpunkt seit Beginn der dortigen
Wetteraufzeichnungen. Er entwickelte sich am 23. Mai südöstlich von
Palau. Danach ging es vergleichsweise ruhig weiter. Im Juni gab es
sogar überhaupt keinen Sturm - das erste Mal seit 2010. Erst Mitte
Juli machte Taifun "Gaemi" (von PAGASA als "Carina" getauft) leider
unmissverständlich klar, dass man sich am Beginn der
Hauptaktivitätszeit befand. Er zog zweimal auf Land (zunächst in
Taiwan, danach in China) sorgte zugleich aber auch auf den
Philippinen für enorme Regenfälle, was dort zu 126 Toten führte.
Im August legte die Taifunsaison dann so richtig los und hielt - mit
einer kleinen "Schwächelphase" im Oktober - bis etwa Mitte November
an. Als schwere Taifune gingen dabei "Yagi" ("Enteng", 195 km/h),
"Krathon" ("Julian", 195 km/h), "Kong-rey" ("Leon", 185 km/h) und
"Man-yi" ("Pepito", 195 km/h) in die Geschichte ein. In Klammern
steht jeweils der Name, den PAGASA vergeben hatte, sowie das maximale
Zehnminutenmittel der Windgeschwindigkeit. Ein beeindruckendes
Satellitenbild ergab sich am 11. November, als sich vier tropische
Systeme gleichzeitig zeigten, die zudem allesamt eine ähnliche
Zugbahn hatten, nämlich über den Norden der Philippinen hinweg
Richtung Vietnam, China oder Taiwan.
Doch so schön solche Bilder auch sind, so zerstörerisch sind die
Kräfte, die am Boden wirken. Die traurige Bilanz dieses Jahr waren
1255 Tote und Schäden in Höhe von rund 26 Milliarden US-Dollar, was
die pazifische Taifunsaison 2024 zur tödlichsten seit 2013 und
fünftteuersten jemals macht.
(Die Bilder und Links zum heutigen Thema des Tages finden Sie wie
immer im Internet unter www.dwd.de/tagesthema.)
Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.12.2024
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