Thema des Tages
Wetter aktuell
Hurrikan BERYL
Gleich zwei tropische Stürme treiben gerade ihr Unwesen in
Zentralamerika. Der tropische Sturm CHRIS ist schon auf die Küste
Mexikos getroffen. Hurrikan BERYL liegt zurzeit bei den Antillen und
knackt gerade einige Rekorde.
Bereits vor einigen Wochen wurde eine ereignisreiche Hurrikan-Saison
für dieses Jahr prognostiziert (siehe dazu Thema des Tages vom
25.06.2024). Nach Tropensturm ALBERTO, der am 20.06.2024 auf Mexiko
traf, sind nun gleich zwei tropische Stürme gleichzeitig aktiv und
ein dritter könnte weiter östlich im Nordatlantik in den nächsten
Tagen entstehen. Der tropische Sturm CHRIS ist verhältnismäßig
schwach ausgeprägt und sehr kurzlebig. Er befindet sich momentan an
der Küste Mexikos und wird bereits in den nächsten Stunden zur
tropischen Depression herabgestuft werden. Er bringt dem
zentralamerikanischen Land vor allem viel Regen und an der Küste auch
orkanartige Böen.
Anders verhält es sich mit dem Hurrikan BERYL, der schon einige
Rekorde geknackt hat. Gestern wurde der extrem gefährliche
Tropensturm auf der Saffir-Simpson Skala zu einem Kategorie 4
Hurrikan hochgestuft. Er gilt damit als der erste Kategorie 4
Hurrikan der jemals im Juni im Nordatlantik aufgetreten ist. Zudem
ist die Entwicklung von BERYL ungewöhnlich, da er für die Jahreszeit
untypisch, sehr weit im Osten entstanden ist (bei 49,3° westlicher
Länge). Bis jetzt gab es vermutlich keinen Hurrikan der im Juni
östlicher seinen Ursprung fand. Den aktuellen Rekord hielt bis jetzt
der Trinidad Hurrikan aus dem Jahr 1933 inne. Dieser entstand etwa
auf dem 59. Längengrad westlicher Länge.
Grund für die Entwicklung des Hurrikans waren die außergewöhnlich
hohen Meeresoberflächentemperaturen im Nordatlantik und der damit
verbundenen sehr feuchten Atmosphäre. Durch geringe Windscherung
konnten sich initiierte Gewitter gut organisieren und formierten eine
tropische Depression. Diese entwickelte sich rapide innerhalb von nur
wenigen Stunden zum Tropischen Sturm. Die rasante Entwicklung setzte
sich weiter fort und führte schließlich zum stärksten Juni-Hurrikan
im Nordatlantik. Damit wurde Hurrikan Audrey aus dem Jahr 1957 von
ihrem Platz verdrängt.
Am heutigen Montag beeinflusst Hurrikan BERYL Barbados, die südlichen
karibischen Inseln Grenada sowie St. Vincent und die Grenadinen.
Dabei treten Windgeschwindigkeiten von bis zu 215 Kilometern pro
Stunde auf. Der tiefste Druck im Zentrum des Sturms lag bis jetzt bei
958 Hektopascal. Es werden für die südliche Karibik Regenmengen
zwischen 80 und 150 Litern erwartet. Im weiteren Verlauf verlagert
sich der Sturm mit etwa 30 Kilometern pro Stunde westwärts weiter
über die Karibische See hinweg. Das Einflussgebiet umfasst einen
Bereich mit Radius von 200 Kilometern um das Auge des Sturms. Dabei
werden neben extremen Orkanböen, Sturmfluten, extrem heftigem
Starkregen auch hoher Seegang erwartet.
Der Hurrikan befindet sich wahrscheinlich bereits auf seinem
Höhepunkt. Bis Dienstagabend, soll er laut Prognosen "nur noch"
maximal Kategorie 2 auf der Saffir-Simpson Skala erreichen. Doch auch
als nur noch mäßiger Hurrikan werden noch in Böen
Windgeschwindigkeiten bis zu 170 Kilometern pro Stunde
prognostiziert. Zum Wochenende erreicht der Sturm dann
voraussichtlich die südliche Küste Mexikos oder die nördliche
Küstenlinie Belizes.
Der Höhepunkt der Hurrikan-Saison liegt statistisch zwischen Mitte
August und Ende September. In diesem Zeitraum traten am häufigsten
Hurrikans der Kategorie 5 auf, was auch an den Wassertemperaturen
liegt, die im Mittel vergleichbar mit den aktuellen
Meeresoberflächentemperaturen sind. Es bleibt also abzuwarten, wie
sich die diesjährige Hurrikan-Saison weiterentwickelt.
MSc Sonja Stöckle
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.07.2024
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
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