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Wetter aktuell

Im Mai bisher extrem ungleiche Regenverteilung



Während das Saarland und die Südwestpfalz mit sintflutartigen 
Regenfällen und heftigen Hochwassern zu kämpfen hat, war es in 
anderen Regionen im Mai bisher staubtrocken.



Die Regenverteilung in Deutschland im bisherigen Mai könnte 
unterschiedlicher kaum sein. Extrem ergiebige Regenfälle am 
vergangenen Freitag hatten vom Saarland bis zur Pfalz schwere 
Überschwemmungen und Hochwasser zur Folge. Aber auch zuvor war es vor
allem im Südwesten und Westen Deutschlands im Mai ungewöhnlich nass.

Ein ganz anderes Bild zeigt sich hingegen in weiten Teilen des 
Nordens und Ostens der Bundesrepublik, wo bisher nur sehr wenig 
Regen, örtlich sogar noch kein einziger Tropfen gefallen ist. Dort 
kommt es durch die Trockenheit zu immer größeren Problemen. Zeitweise
gab es dort schon eine hohe Waldbrandgefahr und auch von Staubstürmen
wurde in der vergangenen Woche berichtet, als ein lebhafter und teils
böiger Wind über die noch unbestellten Felder wehte und dadurch den 
Straßenverkehr einschränkte.

Die Ursache dieser komplett gegensätzlichen Wetterverhältnissen ist 
in den dominierenden Wetterlagen der vergangenen drei Wochen zu 
finden. Das Wetter in der Nordosthälfte Deutschlands wurde fast 
durchweg von Hochdruck bestimmt. Dabei strömte mit östlichen Winden 
zudem trockene Festlandsluft ein. Unter diesen Bedingungen hat Regen 
kaum eine Chance und somit blieb es dort die meiste Zeit trocken. In 
der Südhälfte, insbesondere aber im Südwesten und Westen der 
Bundesrepublik, war häufig Tiefdruckeinfluss wetterbestimmend. Zudem 
floss zeitweise mit einer südwestlichen Strömung feuchte Meeresluft 
ein. Dadurch kam es im Mai dort immer wieder zu teils kräftigen 
Regenfällen, mal in heftigen Schauern und Gewittern, mal in Form 
größerer Regengebiete. Den vorläufigen Höhepunkt brachte schließlich 
ein Tief, welches sich am vergangenen Donnerstag über Südbayern 
bildete und in der Nacht zum Freitag und am Freitag nordwestwärts 
nach Nordrhein-Westfalen zog. Es löste an seiner Südwestflanke 
großflächige und intensive Regenfälle aus, die sich von 
Baden-Württemberg nord- bzw. nordwestwärts ausbreiteten und innerhalb
weniger Stunden erhebliche Regenmengen brachten. Da sich der 
Niederschlag über dem Saarland und der Pfalz ungünstig eindrehte, 
regnete es dort über einen längeren Zeitraum so intensiv, dass 
zahlreiche Bäche und Flüsse ein 20- bis 100-jährliches Hochwasser 
führten, mit verheerenden Schäden und Auswirkungen.

Abbildung 1 zeigt die aus Radardaten abgeleiteten und an Messtationen
angeeichten Regenmengen des aktuellen Monats (bis einschließlich 18. 
Mai). Von Baden-Württemberg über Rheinland-Pfalz und dem Saarland bis
in den Südwesten von NRW fielen verbreitet 100 bis teils 180 mm 
Regen. Kleinräumig prasselten sogar über 200 mm vom Himmel (z.B. 
203,0 mm in Saarbrücken-Burbach; 201,2 mm in Schweix, Kreis 
Südwestpfalz). Etwa 120 mm davon fielen allein beim Regenereignis von
dieser Woche, aber auch die zwei Wochen zuvor waren mit rund 80 mm 
bereits deutlich regenreicher als normal. Das hat zur Folge, dass in 
den genannten Regionen die durchschnittliche Regenmenge des gesamten 
Mais vielerorts schon deutlich überschritten wurde (s. Abbildung 2). 
Vom Saarland bis zur Vorderpfalz kam sogar die zwei- bis lokal knapp 
dreifache Regenmenge eines durchschnittlichen Mais zusammen. Aber 
auch in der südlichen Köln-Bonner-Bucht und an der Ahrmündung bei Bad
Neuenahr/Ahrweiler regnete es schon mehr als das Doppelte der 
üblichen Mairegenmenge, was dort u.a. auf heftige Gewitter am 2. Mai 
zurückzuführen ist.

Betrachtet man nur den Zeitraum vom 1. bis 18. Mai (Abbildung 3), so 
war nicht nur der Westen und Südwesten, sondern auch große Teile der 
Mitte und des gesamten Südens überdurchschnittlich nass. Besonders 
hoch sind die Abweichungen zum vieljährigen Mittel in diesem 
18-tägigen Zeitraum im Rheinland (3- bis 4-fache Menge) und vom 
Saarland bis zur Vorderpfalz (4- bis 5-fache Menge). Aber auch in 
Teilen Hessens, Thüringens, Baden-Württembergs und Bayerns summierte 
sich der gefallene Niederschlag gebietsweise auf rund das Doppelte 
des Durchschnitts.

Ein ganz anderes Bild zeigt sich von Niedersachsen und 
Schleswig-Holstein bis nach Brandenburg, Vorpommern und Ostsachsen. 
Von lokalen Gewittern in Mecklenburg abgesehen wurden verbreitet nur 
1 bis 10 mm gemessen, was nur 1 bis 25 % des Monatssolls entspricht. 
In manchen Orten in Sachsen-Anhalt und Brandenburg fiel sogar kein 
einziger Regentropfen vom Himmel. Für die dortigen Bewohner ist es 
wahrscheinlich schwer vorstellbar, wie es im Saarland zu solch 
schlimmen Hochwassern kommen kann.

Und wie geht es in den kommenden Tagen weiter? Bereits am heutigen 
Pfingstsonntag und am Pfingstmontag kommt es im Norden, Westen und 
Teilen der Mitte zu kräftigen Gewittern. Kleinräumig kann dieser 
Regen die Trockenheit dort bereits mildern. Um flächendeckenden Regen
handelt es sich dabei aber nicht und viele Orte werden auch wieder 
komplett leer ausgehen. Spannend wird es am Dienstag und in der Nacht
zum Mittwoch. Erneut bildet sich über Südbayern ein Tief, welches auf
ähnlicher Zugbahn wie am vergangenen Donnerstag und Freitag wieder 
unter Verstärkung in den Westen zieht. Dadurch werden gebietsweise 
erneut kräftige Regenfälle ausgelöst, teils begleitet von Gewittern, 
die möglicherweise über ähnliche Regionen wie beim letzten 
Regenereignis niedergehen könnten. Aktuell werden die betroffenen 
Regionen und die zu erwartenden Mengen von den Wettermodellen aber 
noch sehr unterschiedlich simuliert (Abbildung 4). Das deutsche 
Modell sieht den Schwerpunkt aktuell über Ostfrankreich, aber auch im
Saarland und der Pfalz werden Mengen von 40 bis 60 mm berechnet. 
Bleibt zu hoffen, dass sich dies nicht bewahrheitet, da sonst dort 
mit einer erneuten Verschärfung der Hochwasserlage zu rechnen wäre. 
Am Mittwoch verlagern sich die gewittrigen Regenfälle auch in den 
Norden und Osten, sodass dort der lang ersehnte flächige Regen für 
eine Entspannung der Trockenheit sorgen sollte.


Dr. rer. nat. Markus Übel 

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 19.05.2024

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