Thema des Tages

Wissenschaft kompakt
Die Farbe der Ozeane verändert sich

In einer kürzlich veröffentlichten Studie kamen Wissenschaftler zu
dem Schluss, dass sich die Farbe der Ozeane verändert hat und sich
diese Veränderungen auf den menschengemachten Klimawandel
zurückführen lassen. Mehr dazu heute im Thema des Tages.

Wissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology und des
nationalen Zentrums für Ozeanografie in England stellten fest, dass
sich die Farbe der Ozeane in den vergangenen 20 Jahren signifikant
verändert hat. Diese Veränderung lässt sich jedoch nicht mit den
üblicherweise während eines Jahres auftretenden Schwankungen in
Verbindung bringen, sondern ist vielmehr auf den menschengemachten
Klimawandel zurückzuführen.

In ihrer Studie fassten die Forschenden zusammen: Auf mehr als der
Hälfte der Fläche der Weltmeere ist eine für das menschliche Auge
nicht erfassbare Farbveränderung festzustellen. Diese Fläche ist
größer als die gesamte Landfläche der Erde. Des Weiteren sind die
Ozeane insbesondere in subtropischen und tropischen Regionen in der
Nähe des Äquators im Laufe der Zeit immer grüner geworden.

Eine Veränderung der Ozeanfarbe weist auf eine Veränderung der
Ökosysteme an der Meeresoberfläche hin. Denn die Farbe der Ozeane ist
ein visuelles Produkt der Organismen und Materialien, die sich im
Wasser befinden. Eine tiefblaue Farbe deutet auf sehr wenig Leben
hin, grüne Gewässer hingegen zeigen das Vorhandensein von Ökosystemen
und vor allem von Phytoplankton an. Plankton stellt nicht nur die
Grundlage der marinen Nahrungskette dar, es spielt auch eine wichtige
Rolle bei der Fähigkeit des Ozeans, Kohlendioxid zu binden und zu
speichern. Durch Photosynthese wandelt Phytoplankton Kohlendioxid in
Sauerstoff um.

Derzeit können die Wissenschaftler noch nicht sagen, in wie fern sich
die marinen Ökosysteme verändern, um die Farbänderungen widerzugeben.
In einem Punkt sind sie sich aber sicher: Der wahrscheinlichste Grund
dafür ist der durch den Menschen verursachte Klimawandel. Doch wie
fanden die Forscher dies heraus?

Hierzu wurden Messungen der Ozeanfarben der letzten 20 Jahre – vor
allem in (sub-)tropischen Regionen – ausgewertet. Diese wurden mit
dem Radiospektrometer MODIS (Moderate Resolution Imaging
Spectroradiometer) auf dem Aqua-Satelliten aufgenommen. Das Ergebnis
ist eindeutig. Es ergibt sich ein klarer Trend der Farbveränderung,
der über die typische jährliche Variabilität hinausgeht. Denn
aufgrund der nicht vorhandenen Jahreszeiten in den Tropen und
Subtropen variieren die Farben an sich nicht so sehr, wodurch
Langzeitveränderungen eher sichtbar werden.

Um abzuschätzen, in wie fern der menschengemachte Klimawandel dazu
beigetragen hat, wurde ein Modell verwendet, das die
Farbveränderungen zum einen MIT und zum anderen OHNE den Einfluss von
Treibhausgasen berechnet hat. Bei der Simulation inklusive
Treibhausgasen ergab sich ein Trend innerhalb von 20 Jahren, der
Veränderungen der Ozeanfarbe auf mindestens 50 Prozent der
Ozeanoberfläche zeigt. Dies entspricht in etwa dem, was die
Wissenschaftler der Studie bei der Auswertung der realen Daten
herausfanden.

Die Forschenden kamen somit zu folgendem Ergebnis: Die Farbe der
Ozeane hat sich verändert. Noch ist aber nicht bekannt, wie dies von
statten geht. Allerdings spiegeln die Veränderungen der Farbe
Veränderungen in den Planktongemeinschaften wider, welche wiederum
alles beeinflussen, was sich von Plankton ernährt. Des Weiteren
verändert sich die Fähigkeit des Ozeans, Kohlenstoff zu speichern, da
unterschiedliche Arten von Plankton diesbezüglich unterschiedliche
Fähigkeiten haben. Computermodelle simulierten schon seit Jahren
Farbveränderungen der Ozeanoberfläche, nun zeigt sich in realen
Daten, dass diese Prozesse tatsächlich stattfinden.

Dipl.-Met. Julia Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.10.2023

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