#DWD #Thema des Tages 2023-10-01: Die besonderen Reize des Oktobers
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Die besonderen Reize des Oktobers
Mit dem heutigen Tag beginnt, neben den Frühlingsmonaten, einer der
wandlungsfähigsten und stimmungsvollsten Monate des Jahres. Die Natur
bietet vor dem Winter nochmal eine Vielzahl an optischen Reizen auf,
die durchaus auch mit einem physikalischen Blick gewürdigt werden
dürfen.
Im Oktober lohnt ein ausgiebiger Spaziergang in der Natur eigentlich
immer. In erster Linie können dabei natürlich die Veränderungen der
Natur mit der fortschreitenden Blattfärbung bestaunt werden, zum
anderen gibt es aber auch lokal auftretende Effekte zu beobachten.
Ein solcher ist der sogenannte „Seerauch“, der in den kommenden
Wochen, zumindest aus klimatologischer Sicht, häufiger auftreten
wird.
Dabei steigen Fragmente von Nebelschwaden von der Seeoberfläche auf
und verschwinden anschließend relativ schnell wieder. Der sich daher
ständig bewegende Seerauch ist eine besondere Nebelform und gehört
zur Klasse der Verdunstungsnebel. Wenn relativ warmes Wasser mit
deutlich kälterer Umgebungsluft in Berührung kommt, resultieren
daraus nämlich Verdunstungseffekte. Einer dünnen Luftschicht über dem
See wird dabei unter Erwärmung Wasserdampf zugeführt. Damit
einhergehend findet aber gerade über den größeren Seen auch eine
starke Labilisierung der untersten Atmosphärenschicht statt, denn die
nun erwärmte Luft steigt auf und mischt sich mit der relativ dazu
kälteren Umgebungsluft. Bei diesem Mischungsvorgang kondensiert der
Wasserdampf und der Seerauch entsteht. Besonders während des
Sonnenaufgangs kann dadurch eine eindrucksvolle Szenerie entstehen.
Da die kalte, trockenere Luft aber deutlich überwiegt, folgt beim
weiteren vertikalen Aufsteigen der feuchten Luft rasch wieder die
Verdunstung der Wassertröpfchen. Daher entsteht aus Seerauch in
vielen Fällen auch kein „richtiger“ Nebel.
Allerdings können tiefliegende Inversionen dafür sorgen, dass die
dünne Luftschicht darunter langsam mit erhöhter Feuchte angereichert
wird. Bei einem sehr großen See mit einem großen Wasserdampfangebot
passiert es dann ab und zu, dass es zur erneuten Kondensation kommt.
Die Inversion als atmosphärische Sperrschicht verhindert nun aber das
weitere Aufsteigen der Luftpakete und damit die Einmischung von
kalter, trockener Luft. Infolgedessen entsteht eine dünne (Hoch-)
Nebelschicht, die aber in den ersten Oktobertagen mit Hilfe der
Sonneneinstrahlung im Tagesverlauf häufig doch noch aufgelöst wird.
Doch wie schauen nun die Bedingungen für das Entstehen von Seerauch
in den nächsten Tagen aus? Dabei lohnt ein Blick auf die aktuellen
Wassertemperaturen der Seen. Der außergewöhnlich warme September
(wärmster September seit Aufzeichnungsbeginn) sorgte dafür, dass auch
die heimischen Seen meist eine überdurchschnittliche Wassertemperatur
aufweisen. Am Starnberger See, Chiemsee und Bodensee werden am
heutigen Tag Werte von knapp unter 20 Grad gemessen (Quelle:
Bayerisches Landesamt für Umwelt) und auch die Temperaturen der
Müritz liegen nicht weit darunter. Damit wäre die erste Zutat für die
Entstehung von Seerauch jedenfalls gegeben.
Allerdings mangelt es aktuell an der erforderlichen zweiten
Randbedingung: eine Luftmasse polaren oder subpolaren Ursprungs ist
zunächst nicht in Reichweite. Aktuell dominiert das Hochdruckgebiet
SONJA über Mitteleuropa und sorgt dabei für eine durchwegs warme,
stellenweise auch sommerliche Witterung. Am Montag verlagert sich
dieses Hoch mit seinem Schwerpunkt ostwärts und macht dabei die Bahn
frei für den Zustrom noch wärmerer Luft aus dem westlichen
Mittelmeerraum. Im Süden und der Mitte werden am Montag bei viel
Sonnenschein Höchstwerte zwischen 24 und 29 Grad erreicht, im Norden
sind des immerhin 20 bis 23 Grad. Es ist nicht ausgeschlossen, dass
im äußersten Südwesten die Marke von 30 Grad örtlich knapp
übertroffen wird.
Am Dienstag mischt sich vorübergehend ein kleines Tief, das von
England nach Südschweden zieht, in das mitteleuropäische
Wettergeschehen ein. Mit der dazugehörenden Kaltfront strömt zwar
deutlich kühlere Meeresluft heran, aber diese kommt zunächst aufgrund
des deutlich auffrischenden Windes nicht zur Ruhe. Am Beginn der
zweiten Wochenhälfte folgt schließlich eine weitere Kaltfront. Der
Blick in die Mittelfrist zeigt außerdem, dass zum kommenden
Wochenende der Temperaturtrend wieder deutlich nach oben zeigt. Daher
muss wohl dieses Jahr für die Beobachtung von Seerauch noch etwas
Geduld aufgebracht werden.
(Die Bilder zum heutigen Thema des Tages finden Sie wie immer im
Internet unter www.dwd.de/tagesthema.)
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 01.10.2023
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