Thema des Tages

Wetter aktuell
Nach dem „großen Knall“

Man will es natürlich nicht gleich übertreiben, aber die Gewitterlage
des gestrigen Abends hatte ziemliche Wucht und war bezüglich ihrer
Ausprägung schon etwas Außergewöhnliches. Ein kurzer Rückblick.

Man will es natürlich nicht gleich übertreiben, aber die Gewitterlage
des gestrigen Abends hatte ziemliche Wucht und war bezüglich ihrer
Ausprägung schon etwas Außergewöhnliches. Ein kurzer Rückblick.

„Was für eine Show!“ – So lässt sich der gestrige Abend zumindest aus
Sicht eines im Rhein-Main-Gebiet wohnenden Meteorologen beschreiben.
Bereits im letzten Thema des Tages berichteten wir über einen
nahenden Gewitterkomplex, der vor allem massive Starkniederschläge
bringen sollte. Im Nachhinein lässt sich sagen: Da hatten sie wohl
mal wieder größtenteils Recht, die Modelle.

Ab den frühen Abendstunden zog ein Gewitterkomplex aus Frankreich
heran und erreichte die deutsch-französische Grenze im Saarland.
Bereits auf französischer Seite brachte dieser teils schwere
Sturmböen der Stärke 10 mit Windgeschwindigkeiten von 90 km/h. Über
Deutschland angekommen, setzte er seinen Weg rasch nach Nordosten
fort und erreichte etwa 2 Stunden später bereits das
Rhein-Main-Gebiet. Unterwegs traf dieser Komplex dabei auf eine sehr
„günstige“, weil heiße, feuchte und labile Luftmasse, von der er sich
„ernähren“ konnte. Das hatte zur Folge, dass der Gewitterkomplex
pünktlich vor dem Eintreffen in Frankfurt und Umgebung nochmals
richtig an Fahrt gewinnen konnte und sich deutlich verstärkte.

Daraufhin kam es zu sintflutartigen Starkregenfällen, die recht
großflächig ganze Straßenzüge, Orte und sogar den Frankfurter
Flughafen unter Wasser setzte. Verbreitet fielen innerhalb von eins
bis zwei Stunden, teils auch noch in kürzerer Zeit, zwischen 30 und
60 mm Regen. Stellenweise wurden diese Mengen auch noch übertroffen.
Den Vogel abgeschossen hat dabei die Station Aura im Sinngrund im
Spessart, wo insgesamt 86 mm innerhalb von etwas mehr als zwei
Stunden fielen.

Aber nicht nur im Rhein-Main-Gebiet kam es zu derartigen Regenmengen.
Auch in Nordfranken wurden Werte von über 60 mm gemessen. In großen
Teilen Thüringens fielen über 30 mm. Und auch im Ruhrgebiet kam es in
einem Streifen zu unwetterartigen Starkregenmengen zwischen 40 und
knapp 70 mm.

Weniger problematisch war dagegen glücklicherweise der Wind. Meist
wurden nur Böen der Stärke 7, d.h. bis höchstens 60 km/h gemessen.
Nur an wenigen Standorten wurden einzelne Sturmböen der Stärke 8 bis
9 (etwa 70 bis 80 km/h) erfasst. Das war nicht selbstverständlich,
denn oftmals neigt diese Art Gewitterkomplex zur organisierten
Linienbildung, die dann mit heftigem Wind einhergehen. An dieser
Stelle kann man also sagen: „Schwein gehabt!“

Bis in die Morgen- und Vormittagsstunden des heutigen Donnerstages
zogen die Gewitter anschließend weiter nordostwärts und erreichten
weitere Teile von Niedersachsen, Brandenburg und
Mecklenburg-Vorpommern. Dort nahm die Intensität dann ab, sodass zwar
letztendlich noch etwas Starkregen fiel, das Ganze aber bei weitem
keinen unwetterartigen Charakter mehr besaß.

Mit Abzug dieses Gewittersystems geht die gewitterträchtige Lage nun
allmählich zu Ende. Am heutigen Donnerstag gibt es zwar vor allem im
Süden Deutschlands nochmals schwere Gewitter, ab dem morgigen Freitag
sind dann Unwetter aber kaum noch ein Thema. Dafür rückt die Hitze
wieder in den Fokus. Davon berichten wir dann voraussichtlich in
einem der nächsten Themen des Tages.

Die Bilder zum heutigen Thema des Tages finden Sie wie immer im
Internet unter www.dwd.de/tagesthema.

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.08.2023

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