Thema des Tages (Cor)
Wetter aktuell
Hitze und Sonne im Zusammenspiel lassen den Körper auf Hochtouren
laufen! Schwere Gewitter bringen vorübergehend leichte Abkühlung.
Die Sonne macht Stress und der Körper reagiert! Die Albedo - ein Maß
für die Wirkweise der Strahlung. Die Folge von Sonne und Hitze sind
abgesehen von Hitzewarnungen und einem erhöhten Gewitterpotential
auch Schweiß und Sonnenbrand.
Derzeit zapft das hochreichende Tief "SANDOR" mit Kern über
Nordwesteuropa und dem Ostatlantik auf seiner Südwestflanke heiße,
subtropische Luft von der Iberischen Halbinsel und dem westlichen
Mittelmeerraum an und transportiert diese nach Deutschland. Bis auf
den vergangenen Donnerstag musste nahezu das gesamte Land bei Werten
um oder über 30 Grad schwitzen. Am heutigen Samstag wird erneut die
heiße Luft von Spanien und dem westlichen Mittelmeerraum angezapft
und bis in die Südosthälfte Deutschlands transportiert. Dort soll es
am heutigen Samstag mit 31 bis 38 Grad wieder sehr heiß werden.
Resultierend ist auch eine Hitzewarnung vor starker Wärmebelastung
aktiv. Während die Kaltfront von "SANDOR" im Westen und Nordwesten
schon für etwas kühlende Quellbewölkung sorgt, kann die Sonne in der
Südosthälfte des Landes vielerorts vom nahezu wolkenlosen Himmel
scheinen. Dabei leidet der Körper nicht nur unter der Hitze, sondern
auch durch die stark einstrahlende Sonne.
Besonders deutlich merkt man die Kraft der Sonne auf der Haut oder an
seiner Kleidung. Aber auch die Umgebung kann das Empfinden der
Sonnenstrahlung stark beeinflussen (z.B. die Stadt als Wärmeinsel).
Von wesentlicher Bedeutung für den Wärmehaushalt ist die sogenannte
"Albedo" (v. lat. albus "weiß"). Sie ist ein Maß für das
Rückstrahlvermögen von diffus reflektierenden, also nicht selbst
leuchtenden Oberflächen, angegeben als das Verhältnis von
reflektierter zu einfallender Lichtmenge. Eine Oberfläche mit einer
Albedo von z.B. 0,3 reflektiert 30% der einfallenden Strahlung und
absorbiert 70%. Je heller die Oberfläche, desto größer ist ihre
Albedo.
Die höchsten Albedo-Werte bis 0,95 werden bei (Neu-) Schnee erreicht.
Trockener heller Sand verfügt über eine Albedo zwischen 0,30 bis 0,45
und strahlt entsprechend bis zu 45% der kurzwelligen Sonnenstrahlung
zurück. Allerdings werden über 55% der Strahlung absorbiert, sodass
sich der Sand soweit aufheizen kann, dass man am Strand teilweise das
Gefühl hat sich die Füße zu verbrennen. Der etwas dunklere Sand der
Wüsten liegt nur geringfügig unter diesen Werten. Bei Grasflächen
oder Waldgebieten werden noch bis zu 20% der einfallenden Strahlung
reflektiert. Die geringste Reflektion und somit die größten
Absorptionswerte weisen Wasser (< 0,1) und durch das vorherrschende
dunkle Mauerwerk auch Straßen und Städte (0,1 bis 0,18) auf.
Neben der Erdbodenoberfläche reflektieren aber auch die Wolken einen
gewissen Anteil an Sonnenstrahlung. Im Verhältnis zum Erdboden sind
deren reflektierte Anteile sogar teilweise deutlich höher.
Grundsätzlich gilt jedoch auch bei den Wolken: je heller, desto
größer das Reflektionsvermögen. Die geringste Albedo weist der Cirrus
(aus Eiskristallen bestehende dünne Schleierwolke) mit Werten
zwischen 0,15 und 0,2 auf. Die höchsten Werte bis 0,8 können die
weißen Schönwetter-/Cumulus-Wolken erreichen. Jedoch ist die Albedo
bei diesem Wolkentyp sehr variabel. Je nach Flüssigwassergehalt und
Tropfengröße in der Wolke kann der reflektierte Anteil deutlich
absinken und nur noch um 40% liegen.
Zum Ende sei den vielen Sonnenanbetern noch gesagt, dass auch
Kleidung mehr oder weniger viel Wärme speichern kann. So absorbiert
dunkle Kleidung die Sonnenstrahlen sehr stark und wandelt sie in
langwellige Wärmestrahlung um, was wir dann direkt auf der Haut
spüren können. Während dieser Effekt vor allem in den noch kühleren
Frühlingsmonaten als angenehm empfunden wird, kann er im heißen
Hochsommer doch eher zur Qual werden. Dann sind leichte helle Stoffe
sowie generell kurzärmlige Bekleidung optimal. Helle Kleidung (weiß,
gelb, etc.) heizt sich nicht so stark auf und reflektiert stattdessen
einen großen Anteil der kurzwelligen Sonnenstrahlung. Doch sollten
unbedeckte Hautflächen ebenfalls dringend durch Sonnencreme geschützt
werden. Wer seine Haut beim Sonnenbaden nicht ausreichend schützt,
schädigt diese nachhaltig. Die UV-A (lange Wellen) Strahlung führt
zwar zu einer kurzfristigen Bräune, die jedoch kaum Lichtschutz
bringt. Dagegen verliert die Haut an Spannkraft und altert bei
langfristiger Bestrahlung frühzeitig. Auch das Hautkrebsrisiko ist
bei häufiger ungeschützter Einstrahlung deutlich erhöht.
Die Prozesse in höheren Luftschichten zusammen mit der Hitze in der
Südosthälfte sowie einer sich ausbildenden flachen Tiefdruckrinne
könnten dabei am heutigen Samstag wieder eine explosive Mischung
werden. Entsprechend besteht regional auch wieder eine erhöhte
Gefährdung für Hab und Gut durch schwere Gewitter. Schon am Vormittag
ziehen von Frankreich und Belgien her auf der Vorderseite der
Kaltfront, die noch über Benelux in Lauerstellung liegt, Schauer und
Gewitter auf. Die verlagern sich im Verlauf des Tages nordostwärts.
Vor allem vom Südwesten bis in die östliche Mitte können die Gewitter
auch kräftig mit Starkregen oder heftigen Starkregen, Sturmböen und
Hagel ausfallen.
Ab dem Abend werden die Wetterzonen vielfältiger. Die Gewitter des
Tages erreichen Teile Ostdeutschlands und können lokal weiter
kräftig, teils unwetterartig ausfallen. Zudem greift die Kaltfront
auf den Nordwesten und Westen über und geht ebenfalls mit Schauern
und einzelnen Gewittern einher. Dabei steht der Wind besonders im
Fokus. Die meiste Musik soll aber wieder im Süden spielen. Dort wird
von Frankreich her, ähnlich wie in der Nacht auf Mittwoch, erneut ein
Gewittercluster erwartet, welches nachfolgend mit schweren Sturmböen
oder orkanartigen Böen sowie heftigem Starkregen über
Baden-Württemberg und Bayern hinwegrollen soll. Im Südwesten muss
zudem mit Hagel bis 3 cm gerechnet werden.
Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 15.07.2023
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