Thema des Tages
Wetter aktuell
Der Frühling geizt mit warmen Tagen
Warme Frühlingstage mit Temperaturen über 20 °C sind in diesem Jahr
äußerst rar gesät, vielerorts blieben sie bisher komplett aus. Wie
ungewöhnlich das ist, erfahren Sie im heutigen Thema des Tages.
Es ist Mitte April und der Frühling feiert Bergfest. Gefühlt gab es
aber bisher kaum Tage, an denen man abends schon mal länger draußen
sitzen und den Grill anschmeißen konnte - und zwar ohne, dass man
sich in eine dicke Jacke oder Regenmantel einpacken musste. Während
sich der April tatsächlich anschickt, ein bezogen auf die
vieljährigen Mittelwerte zu kühler Geselle zu werden, verlief der
März sowie generell der Start in das Jahr 2023 eigentlich zu mild.
Setzt man allerdings die "warmen Tage" als Maß an, also Tage, an
denen mindestens 20 °C erreicht wurden, dann sieht es in diesem Jahr
tatsächlich äußerst mau aus.
Repräsentativ sollen an dieser Stelle die DWD-Stationen
Hamburg-Fuhlsbüttel, Frankfurt/Main und München-Stadt betrachtet
werden. Bis einschließlich Donnerstag, den 20. April, schaffte es das
Quecksilber dieses Jahr an keiner der drei Stationen über die
20-Grad-Marke. Die Abbildung 1 zeigt die Statistik der Anzahl warmer
Tage mit Temperaturen über 20 °C bis einschließlich 20. April seit
1961. Es fällt auf, dass es vor allem in Frankfurt/Main und
München-Stadt, also in der Mitte und im Süden Deutschlands, durchaus
selten ist, dass bis zum 20. April noch keine 20 °C erreicht wurden.
In Frankfurt beispielsweise gab es seit 1961 nur 10 Jahre, in denen
man vergeblich darauf wartete. Insbesondere in den letzten 20 Jahren
stellte die 20-Grad-Marke keine echte Hürde mehr dar. In den Jahren
2009, 2014, 2018 und 2020 wurden in Frankfurt an mehr als 10 Tagen 20
°C und mehr gemessen.
In Hamburg, also im Norden unseres Landes, sieht das Bild etwas
anders aus. Dort gibt es häufiger Jahre, in denen man länger auf die
ersten warmen Tage warten muss. Bezogen auf das neue Klimamittel
1991-2020 darf man aber selbst in Hamburg bis zum 20. April 1,5 warme
Tage erwarten, in München 3,6 Tage und in Frankfurt sogar 4,7 Tage.
Zumindest in den Zeitreihen für Frankfurt und München manifestiert
sich die Klimaerwärmung in einem deutlichen Anstieg des Mittelwertes.
Insofern ist die diesjährige Flaute an warmen Tagen zumindest in den
Niederungen der Mitte und des Südens durchaus als eher ungewöhnlich
anzusehen.
Nun hat das Wetter aber ein Einsehen und beschert uns am Freitag und
Samstag verbreitet - und damit auch an den drei betrachteten
Stationen - Temperaturen von über 20 °C und damit die ersten warmen
Tage (siehe Abbildung 2). "Besser spät, als nie", ist man geneigt zu
sagen. Noch passender wäre der Spruch allerdings in den Jahren 1954,
1958 und 1997 gewesen, als man in Frankfurt noch bis in den Mai
hinein warten musste, bis die "20" das erste Mal auf den Wetterkarten
aufblitzte. Der späteste Termin an der Frankfurter Station war der 9.
Mai 1954. Etwas getrübt wird das Frühlingswetter in der Westhälfte,
wo Schauer und Gewitter gegebenenfalls Regenschutz notwendig machen.
[Bild 2: zentriert]
Schauer hin, Gewitter her: Spätestens am Samstag sollte es keine
Ausreden mehr geben: Ab nach draußen und den Grill anfeuern. Auch
wenn Sie kein Freund des "Grillsportes" sind, sollten Sie die
Frühlingswärme auf jeden Fall nutzen, denn sie ist äußerst flüchtig:
Zur neuen Woche kündigt sich der nächste Temperatursturz an.
Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.04.2023
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