Thema des Tages
Wetter aktuell
Osterei(er)
Das Thema des Tages beschäftigt sich heute mit zwei Höhentiefs und
deren Einfluss auf das Osterwetter.
Im Grunde sieht das mit dem Wetter über die Ostertage ja gar nicht so
schlecht aus. Immerhin stehen die Zeichen zumindest auf
vorübergehendem Hochdruckeinfluss. Hoch NADINE beehrt uns. Zwar liegt
ihr Schwerpunkt über Skandinavien, aber schon am heutigen Samstag
streckt sie ihre Fühler in Form eines Bodenkeils nach Westeuropa aus.
Und es kommt noch besser. Denn mit einer allmählichen Verlagerung
nach Osten steigt bei uns der Druck an, bis man am morgigen
Ostersonntag dann tatsächlich von Hochdruckeinfluss sprechen kann.
Sehr schön erkennt man dies auf der linken Seite der Abbildung 1. Sie
zeigt die Druckverteilung über weiten Teilen Europas am morgigen
Sonntag um 12 UTC (14 Uhr MESZ). Der Schwerpunkt von Hoch NADINE
liegt dann über Nordskandinavien (knapp außerhalb der Karte).
Ansonsten zeigt sich viel Blau in einem breiten Streifen von
Skandinavien und Nordwestrussland bis zur Iberischen Halbinsel und
ins westliche Mittelmeer - und das Blau deutet auf hohen Luftdruck
hin. Insbesondere Nordeuropa verzeichnet praktisch flächendeckend
Druckwerte von über 1025 hPa, einen Wert, den auch der Nordosten
Deutschlands erreicht. Die in grün, gelb und rot gehaltenen Gebiete
niedrigen Luftdrucks beschränken sich hingegen auf das östliche
Mittelmeer und den Nordatlantik.
Nun bedeutet hoher Luftdruck im April nicht automatisch sonniges
Wetter. Teilweise ist es bei Hochdruckwetter auch neblig, und dass
der April oft Schauer und Gewitter bereithält, das geht schon aus der
Begrifflichkeit des Aprilwetters hervor. In diesem Jahr hält das
Osterwetter aber noch zwei besondere Überraschungseier bereit. Es
handelt sich um zwei Höhentiefs, eines über Südosteuropa, das andere
über Mittelschweden und der nördlichen Ostsee.
Die beiden Höhentiefs sind in Abbildung 1 auf der rechten Seite nicht
nur anhand des niedrigen Geopotentials (Linien mit entsprechenden
Zahlenwerten) zu erkennen, sondern auch mittels der bläulichen
Einfärbung, welche in diesem Teil der Abbildung die tiefen
Temperaturen widerspiegelt. Das Höhentief über Südosteuropa kratz
dabei auch morgen noch am Südosten Deutschlands - was vor allem Süd-
und Ostbayern recht dichte Wolken und noch ein paar Tropfen, in den
Hochlagen oberhalb von 1000 bis 1200 Meter auch ein paar Flocken
beschert.
Bezüglich des zu erwartenden 24-stündigen Niederschlages bis in die
Nacht zum Ostermontag gibt Abbildung 2 einen großräumigen Überblick.
Auffällig ist der Unterschied in der Wetteraktivität zwischen dem
südosteuropäischen und dem skandinavischen Höhentief. Während
Südosteuropa im genannten Zeitraum großflächige Niederschläge zu
erwarten hat, bleibt es über Mittelschweden und der nördlichen Ostsee
praktisch trocken.
Die Gründe dafür sind vielschichtig. So ist z. B. die skandinavische
Luftmasse insgesamt deutlich trockener als diejenige über dem Balkan.
Die Menge des niederschlagbaren Wassers, einem Maß für das
Niederschlagspotential, liegt im Bereich des nördlichen Höhentiefs
bei 8 mm, im Bereich des südosteuropäischen Höhentiefs dagegen bei
bis zu 20 mm. Darüber hinaus konzentriert sich im Norden die Feuchte
auf die unteren Luftschichten. Durch die Tatsache, dass die
Atmosphäre dort oberhalb der -10 Grad-Isotherme sehr trocken ist,
wird eine effektive Tröpfchenbildung verhindert. In der Folge sind
auch die Niederschlagsmengen gering.
Da das Balkan-Ei schon dabei ist, sich nach Südosten zu entfernen,
wird das Wetter über dem Südosten am Montag deutlich freundlicher als
am Sonntag. Über Westeuropa steht dann aber schon das nächste
Frontensystem parat, um ab der Nacht zum Dienstag bzw. am Dienstag
das Wetter in ganz Deutschland wechselhaft, regnerisch und windig zu
gestalten - und das ganz ohne "Höhen-Osterei".
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.04.2023
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