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Frühjahrsmüdigkeit - Woher kommt sie und was kann man dagegen tun?

Die Natur erwacht aus ihrem Winterschlaf und die Tage werden länger, 
aber viele Menschen fühlen sich müde und schlapp. Die Rede ist von 
der sogenannten Frühjahrsmüdigkeit. Was sind die Ursachen und wie 
kann man sie überwinden?

Jedes Jahr im Frühling beginnt die Natur zu erwachen. Blumen und 
Sträucher blühen in bunten Farben, die Bäume schlagen aus und die 
Sonne zeigt sich an den länger werdenden Tagen immer häufiger am 
Himmel. Auch wenn der Winter aktuell noch nicht klein beigeben 
möchte, klopft der Frühling immer häufiger und eindrucksvoller an. Am
gestrigen Montag beispielsweise wurde im Südwesten an vielen Orten 
die 20-Grad-Marke geknackt. Gerade jetzt verspüren viele Menschen 
aber eine intensive Schläfrigkeit oder Mattheit - sie sind von der 
Frühjahrsmüdigkeit betroffen. Trotz ausreichend Schlaf ist man 
tagsüber müde; manche Menschen haben zusätzlich mit Schwindel, 
Kreislaufproblemen, Kopfschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten 
zu kämpfen. Diese Symptome treten üblicherweise nach den ersten 
warmen Frühlingstagen auf. Meist ist dies im Zeitraum von Mitte März 
bis Mitte April der Fall. Frühjahrsmüdigkeit ist aber keine 
Krankheit, vielmehr muss sich der menschliche Organismus an die 
veränderten klimatischen Bedingungen erst langsam gewöhnen. 
Schätzungsweise leidet über die Hälfte der Deutschen in 
unterschiedlichem Maße an obigen Symptomen, wobei Frauen häufiger und
oft schlimmer betroffen sind als Männer.

Was verursacht die Frühjahrsmüdigkeit?

Die Ursachen der Frühjahrsmüdigkeit sind medizinisch noch nicht 
vollständig geklärt. Dennoch gibt es mehrere Faktoren, die für die 
Müdigkeit und die Kreislaufprobleme verantwortlich sein können.

Im Frühjahr steigen die Temperaturen wieder deutlich an und schwanken
zudem häufig stärker als im Winter. Dies bekamen bzw. bekommen wir 
aktuell besonders eindrucksvoll zu spüren. Nach dem Wintercomeback in
der Nacht zum vergangenen Samstag meldete sich am gestrigen Montag 
der Frühling bemerkenswert zurück. Und genauso geht es auch weiter. 
Hinter einer Kaltfront fließt erneut polare Kaltluft ein und es gibt 
Schneeschauer bis ins Flachland, bevor am kommenden Freitag schon 
wieder regional die 20-Grad-Marke geknackt wird. Gerade diese 
Temperaturschwankungen sind eine der Auslöser für Frühjahrsmüdigkeit.
Während sich die Blutgefäße bei Kälte verengen, um wenig Wärme zu 
verlieren, weiten sie sich mit den ansteigenden Außentemperaturen 
wieder geringfügig. Dadurch sinkt der Blutdruck etwas ab, was bei 
manchen Menschen zu Müdigkeit und Schwindel führen kann.

Eine weitere Ursache ist eine Umstellung des Hormonhaushalts. Dabei 
stehen das "Glückshormon" Serotonin und das "Schlafhormon" Melatonin 
quasi im Konkurrenzkampf. Evolutionsbedingt schaltet der Körper im 
Winter auf Sparmodus und die Produktion von Melatonin, das nur bei 
Dunkelheit ausgeschüttet wird, ist erhöht. Dieses Hormon ermöglicht 
uns einen erholsamen Schlaf. Werden nun die Tage im Frühling wieder 
länger, so wird mit ansteigender Lichtintensität vermehrt Serotonin 
produziert, das für die Aktivität des Körpers und für eine gute 
Stimmung zuständig ist. Gleichzeitig wird die Ausschüttung von 
Melatonin gehemmt. Allerdings dauert es einige Wochen, bis sich der 
Hormonhaushalt komplett umgestellt hat. Es kommt dadurch zu einem 
vorübergehenden Ungleichgewicht zwischen den beiden "Gegenspielern", 
worauf einige Menschen mit Müdigkeit reagieren - die einen mehr, die 
anderen weniger. Spätestens nach einem Monat sollte man sich 
allerdings an die helleren Tage und kürzer werden Nächte gewöhnt 
haben.

Was kann man gegen Frühjahrsmüdigkeit tun?

Eines gleich vorweg: Geben Sie der Frühjahrsmüdigkeit nicht nach und 
werden Sie nicht zum "Couchpotato". Bei einem Mittagsschlaf würde 
nämlich wieder mehr Melatonin gebildet und Serotonin verbraucht. 
Genau das möchte man aber vermeiden. Tanken Sie anstelle dessen 
Sonne, sodass sich der Körper leichter auf die neuen 
Lichtverhältnisse einstellen kann. Zudem hilft dabei viel Bewegung an
der frischen Luft, auch wenn Sie dazu vielleicht erst ihren "inneren 
Schweinehund" überwinden müssen. Dadurch bringen Sie den Kreislauf 
wieder in Schwung. Sie müssen auch nicht gleich die Sportschuhe aus 
dem Schrank holen. Schon ein 20-minütiger Spaziergang in der Sonne 
wirkt sich positiv aus. Verzichten Sie dabei auf eine Sonnenbrille. 
Um vermehrt Serotonin zu bilden, muss der Körper das Sonnenlicht 
nämlich auch über die Netzhaut aufnehmen. Außerdem können 
Wechselduschen oder kneippsche Wechselbäder helfen, den Kreislauf 
anzukurbeln und den Blutdruck zu heben. Wenn Sie der 
Frühjahrsmüdigkeit vorbeugen möchten, empfiehlt sich regelmäßiger 
Sport. Je fitter Sie sind, desto höher sind die Chancen, dass die 
Frühjahrsmüdigkeit gänzlich ausbleibt.

Heute und am morgigen Mittwoch sind zumindest regional noch Regen- 
und Winterjacke gefragt, da noch einige Regen-, Schnee- und 
Graupelschauer unterwegs sind. Morgen Nachmittag kommt im Westen aber
schon immer öfter die Sonne zum Vorschein. Donnerstag und Freitag ist
es dann in den meisten Landesteilen trocken und bis zum Freitag 
werden auch wieder frühlingshafte Temperaturen über 15 Grad, am 
Oberrhein und Neckar sogar über 20 Grad erreicht. Beste Bedingungen 
also, um Ihrer Frühjahrsmüdigkeit den Kampf anzusagen!

Dr. rer. nat. Markus Übel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 14.03.2023

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