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Wetter aktuell
Schwere Waldbrände in Chile

Chile wird zurzeit von besonders schlimmen Waldbränden heimgesucht. 
Das hat nicht nur meteorologische, sondern auch kulturelle Ursachen.

Seit Anfang Februar wüten außergewöhnlich schwere und tödliche 
Waldbrände in Chile. Anhand der Satellitenbildsequenz bekommen wir 
eine vage Vorstellung von dem Ausmaß der Brände. Wenn selbst vom 
Weltraum aus deutlich erkennbar wird, wie aus grünen Flächen 
"plötzlich" dunkelbraun verbrannte werden, muss es sich um gewaltige 
Brandherde handeln. Tatsächlich wird die binnen weniger als 10 Tagen 
niedergebrannte Fläche auf über 350.000 Hektar beziffert. Das 
entspricht fast das 1,5-fache des Saarlandes. Über 1000 Haushalte 
wurden komplett zerstört, dutzende Menschen starben. Die Ursachen der
Katastrophe sind dabei nicht nur meteorologischer, sondern auch 
kultureller Natur.


Ein Blick auf die Witterung der letzten Wochen und Monate zeigt, dass
es in Chile nicht nur langanhaltende Phasen viel zu hoher 
Temperaturen gab, sondern auch extrem wenig Niederschlag. In Santiago
de Chile beispielsweise war es im November und Dezember über Wochen 2
bis 4, teilweise bis 6 Grad zu heiß. Im Mittel waren die vergangenen 
90 Tage knapp 2 Grad zu warm. Höchsttemperaturen über 30 Grad Celsius
standen fast auf der Tagesordnung. Nach kurzer Verschnaufpause legte 
Ende Januar die nächste Hitzewelle los. Bei Waldbränden spielt die 
Temperatur aber eigentlich nur eine untergeordnete Rolle, viel 
entscheidender ist die Trockenheit, hervorgerufen durch 
niederschlagsarme Witterung. In der Stadt Chillán zum Beispiel 
regnete es zwischen Mitte November und Mitte Januar überhaupt nicht, 
der geringe Regen in der zweiten Januarhälfte war nur ein Tropfen auf
den heißen Stein. Obwohl wir uns in Chile zurzeit in der sommerlichen
Trockenzeit befinden, wären auf Basis der vieljährigen Mittelwerte in
den vergangenen 90 Tagen immerhin etwa 60 l/m² zu erwarten gewesen. 
Somit baute sich im Laufe der Zeit ein durchaus veritables 
Niederschlagsdefizit auf. Die Niederschlagsarmut kann in Verbindung 
mit " La Niña", einer großräumigen Zirkulationsanomalie gesehen 
werden, die Trockenheit an der Pazifikküste Südamerikas begünstigt. 
Heißer, trockener Wind fegte jüngst über die ausgetrockneten 
Landschaften und wirkte wie ein Brandbeschleuniger - die 
meteorologischen Voraussetzungen für gefährliche Waldbrände waren 
geschaffen.

Für die Entzündung von Waldbränden bedarf es allerdings immer einer 
Zündquelle, Spontanentzündungen sind erst ab mehreren Hundert Grad 
Celsius möglich. Zündquellen können natürlich sein, zum Beispiel in 
Form eines Blitzeinschlages. In den allermeisten Fällen ist aber der 
Mensch oder die Folgen seines Handelns verantwortlich, sei es 
vorsätzlich, z. B. durch Brandstiftung, oder unbeabsichtigt durch 
unvorsichtiges oder fahrlässiges Verhalten. 

Ein weiterer kultureller Aspekt stellt die in Chile von Monokulturen 
dominierte Forstwirtschaft dar. Insbesondere die ausgedehnten, 
eigentlich in Australien beheimateten Eukalyptus-Plantagen sind ein 
gefundenes Fressen für die Flammen, da sie recht wenig Feuchtigkeit, 
dafür aber reichlich Öle enthalten, die sich fast explosiv entzünden.


Da Veränderungen in einem über viele Jahrzehnte gewachsenen 
"Wald-Modell" nicht innerhalb kürzerer Zeit zu erwarten sind, bleibt 
nur die Hoffnung auf einen Wetterumschwung. Doch auch dieser bleibt 
zumindest in den kommenden Tagen erst einmal aus. Mit Regen ist 
ausgerechnet in den von den Waldbränden betroffenen Regionen nicht zu
rechnen.


Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 13.02.2023

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