Thema des Tages


Wetter aktuell
Die Sonne machte 2022 Überstunden - Endbilanz
Mit 2024 Sonnenstunden war 2022 das sonnigste Jahr in Deutschland 
seit Messbeginn. Im heutigen Thema des Tages ziehen wir ausführlich 
Bilanz.

2024,1 Stunden - so lange schien die Sonne im vergangenen Jahr im 
deutschlandweiten Flächenmittel. Damit war 2022 in Deutschland das 
sonnigste Jahr seit Beginn regelmäßiger Aufzeichnungen im Jahre 1951,
also seit mindestens 72 Jahre. Einigermaßen mithalten konnten 
lediglich die Jahre 2018 und 2003 mit 2015,4 und 2013,7 
Sonnenstunden. Während die "Top 3" also relativ eng beieinander 
liegen und jeweils die Marke von 2000 Sonnenstunden überschreiten 
konnten, wird der Abstand zu Platz 4 und 5 schon deutlich größer. Das
Jahr 1956 (Platz 4) kam immerhin noch auf 1984 Stunden (40 Stunden 
weniger als 2022), 2020 (Platz 5) liegt mit 1896 Stunden aber mit 128
Stunden weit abgeschlagen dahinter. Die Jahre 2003, 2018 und allen 
voran 2022 stellen also absolute Ausnahmejahre in Punkto Sonnenschein
dar.


Vergleicht man das Jahr 2022 mit der international gültigen 
Referenzperiode 1961 bis 1990 (1544 Sonnenstunden), so machte die 
Sonne stolze 480 Überstunden (im Schnitt 1h 19min pro Tag) und lag 
damit 31,1% über dem Jahressoll. Übrigens, im bisher sonnenärmsten 
Jahr 1977 zeigte sich die Sonne in Deutschland gerade einmal 1362 
Stunden am Himmel, was nur etwa 2/3 der Sonnenscheindauer von 2022 
entspricht. Damals schien die Sonne also 662 Stunden (1h 49min pro 
Tag) weniger. Allerdings gibt es in den letzten Jahrzehnten in 
Deutschland einen Trend hin zu mehr Sonnenschein. In der aktuelleren 
Referenzperiode 1991 bis 2020 registrierte man nämlich 
durchschnittlich 1665 Sonnenstunden, also 120 Stunden bzw. 7,8% mehr 
als in der vorherigen 30-jährigen Periode. Betrachtet man nur das 
vergangene Jahrzehnt (2011 bis 2020), dann wird der Trend noch 
deutlicher. In dieser 10-Jahres-Periode lachte die Sonne sogar 
durchschnittlich 1734 Stunden vom Himmel. Auch der lineare Trend im 
Zeitraum von 1951 bis 2022 zeigt eine deutliche Zunahme um 161,9 
Stunden (ca. 10%) und im 21. Jahrhundert lagen gerade einmal 4 Jahre 
leicht unter dem Mittel. Diese Tendenz ist in fast allen Monaten 
erkennbar. Besonders deutlich sticht allerdings der April heraus, der
im Klimamittel signifikant sonniger geworden ist. Dennoch bleibt 2022
im Hinblick auf Sonnenschein ein Ausnahmejahr und liegt 359 Stunden 
(21,6%, 59min/Tag) über der Referenzperiode 1991 bis 2020 und 290 
Stunden (16,7%, 48min/Tag) über der durchschnittlichen 
Sonnenscheindauer der Periode 2011 bis 2020.


Betrachtet man unterschiedliche Regionen in Deutschland, so fällt 
auf, dass die Sonne im Südwesten und Süden (Rheinland-Pfalz, 
Saarland, Baden-Württemberg, Bayern) besonders selten von Wolken 
verdeckt war. Das sonnigste Bundesland war Baden-Württemberg mit 
2176,3 Sonnenstunden (1961-1990: 1607,1 Stunden, 1991-2020: 1738,4 
Stunden). Etwas seltener schien die Sonne hingegen im Norden und 
Nordwesten (Schleswig-Holstein, Niedersachsen) sowie in Thüringen. 
Das "sonnenärmste" Bundesland war Schleswig-Holstein mit 1933,9 
Sonnenstunden (1961-1990: 1567,1 Stunden, 1991-2020: 1657,4 Stunden);
2022 war dort nur das viertsonnigste Jahr. Prozentual gesehen ist die
Abweichung zum vieljährigen Mittel der Jahre 1961 bis 1990 im Westen 
am größten (+38,7% in Rheinland-Pfalz, +37,8% in Nordrhein-Westfalen)
und im Nordosten am geringsten (+21,0% in Mecklenburg-Vorpommern). 
Der sonnigste Ort war Rheinfelden im äußersten Südwesten 
Baden-Württembergs mit unglaublichen 2355 Sonnenstunden (im Schnitt 
6h 27min pro Tag). Im sonnenärmsten Ort Glücksburg-Meierwik bei 
Flensburg schien die Sonne mit 1663 Stunden (5h 33min pro Tag) fast 
700 Stunden (ca. 2h/Tag) weniger!


Schauen wir uns zuletzt den Jahresverlauf an. Lediglich der Januar 
verzeichnete eine leicht unterdurchschnittliche Sonnenscheinbilanz; 
der Oktober und Dezember waren in etwa durchschnittlich. In allen 
übrigen Monaten schien die Sonne überdurchschnittlich oft. Ganz 
besonders fleißig war die Sonne im März. Stolze 235 Stunden strahlte 
sie vom Himmel, länger als in durchschnittlichen Sommermonaten. Die 
alten Märzrekorde wurden regelrecht pulverisiert! Auf das 
zweitsonnigste Frühjahr folgte der sonnigste (meteorologische) Sommer
seit Messbeginn. Fast 820 Stunden strahlte die Sonne in den Monaten 
Juni, Juli und August vom Himmel. Bereits Ende August - und damit so 
früh wie noch nie zuvor - wurde das vieljährige Mittel der Jahre 1961
bis 1990 überschritten. Danach wurde es im Kampf um den Thron aber 
nochmals spannend. Der September verlief nämlich "nur" 
durchschnittlich, sodass die Jahre 2018 und 2003 bis Ende September 
das vergangene Jahr doch nochmal überholen konnten. Erst zwei sehr 
sonnige Hochdrucklagen Anfang Oktober sowie zwischen dem 25. Oktober 
und 15. November stellten die Weichen für den neuen Rekord. Oktober 
und November konnten somit das Überstundenkonto weiter füllen. Eine 
extrem trübe Periode Ende November bzw. Anfang Dezember schürte 
erneut Zweifel, ob es mit dem Rekord klappt. Am 1. Weihnachtstag (25.
Dezember) war es aber schließlich soweit - der alte Rekordhalter 2018
wurde vom Thron gestoßen und bis zum Jahresende konnte 2022 seinen 
Vorsprung noch um ein paar Stunden ausbauen.


Wie lange das Jahr 2022 an der Spitze bleibt (2018 konnte den Rekord 
gerade einmal 4 Jahre halten) bleibt ebenso abzuwarten wie die Frage,
ob sich der Trend hin zu mehr Sonnenstunden in Deutschland auch in 
den kommenden Jahrzehnten fortsetzt.


Dr. rer. nat. Markus Übel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 14.01.2023

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Diesen Artikel, eventuell im Text erwähnte Bilder und das Archiv der "Themen des Tages"
finden Sie unter www.dwd.de/tagesthema

Weitere interessante Themen zu Wetter und Klima finden
Sie auch im DWD-Wetterlexikon unter: www.dwd.de/lexikon