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Atmosphärischer Fluss oder Warm Conveyor Belt?

Atmosphärische Flüsse können auch als Teil von warmen 
Transportbändern oder Warm Conveyor Belts charakterisiert werden. Die
Zusammenhänge werden kurz aufgezeigt.

Extreme Niederschläge in Verbindung mit intensiven außertropischen 
Zyklonen können mitunter zu Überschwemmungen führen, wenn letztere 
über Land ziehen.

In der Fachliteratur gibt es eine Debatte über den Zusammenhang 
zwischen Warm Conveyor Belts (WCB oder auch warme Transportbänder 
genannt) und atmosphärischen Flüssen. Um Verwirrung zu vermeiden, 
soll zunächst eine begriffliche Klärung erfolgen. Ein atmosphärischer
Fluss ist ein langer und schmaler Korridor mit starkem horizontalen 
Wasserdampftransport. Letzterer wird anhand eines Schwellwerts für 
den vertikal integrierten Wasserdampftransport (IVT) identifiziert 
und befindet sich typischerweise vor der Kaltfront in intensiven 
außertropischen Zyklonen, wo sowohl die Werte für die spezifische 
Feuchte der Luft als auch die horizontalen Windgeschwindigkeiten in 
der unteren Troposphäre relativ hoch sind. 

Ein warmes Transport- oder Förderband (WCB) ist eine relative 
Luftströmung zur Zyklone, die von der atmosphärischen Grenzschicht 
bis in die obere Troposphäre aufsteigt. 

Die exakten dynamischen Mechanismen, durch die feuchte Luft in die 
Zyklonen transportiert wird, sind jedoch bislang nur unzureichend 
verstanden. Die Analyse einer Vielzahl von Zyklonen zeigt jedoch, 
dass innerhalb des Warmsektors einer Zyklone die Luftströmung relativ
zur Ausbreitungsrichtung der Zyklone rückwärtsgerichtet ist. Diese 
niedertroposphärische Luftströmung (die so genannte Feeder-Strömung) 
verlangsamt sich, wenn sie die Kaltfront erreicht, was zu einer 
Konvergenz der Feuchteströme und damit zur Bildung eines Bandes mit 
hohem Feuchtegehalt führt.

Ein Zweig der Feeder-Luftströmung geht in Richtung Zentrum der 
Zyklone und liefert Feuchte an die untere Basis des warmen 
Förderbandes (auch Warm Conveyor Belt genannt), der in der Folge 
langsam aufsteigt und sich somit Niederschlag bildet (siehe Bild 1 / 
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2023/1/12.html). Der 
andere Zweig dreht sich vom Tiefzentrum weg und führt Feuchte (oder 
Wasserdampf) aus der Zyklone heraus. In Zugrichtung der Zyklone führt
dieser Export zu einem Filament mit sehr hohem spezifischen 
Feuchtegehalt in der Luft (Feuchtekonvergenz), der die Zugbahn der 
Zyklone regelrecht markiert (und oft zur Identifizierung 
atmosphärischer Flüsse verwendet wird). Es wurde festgestellt, dass 
sowohl die Niederschläge im Rahmen des Tiefs als auch der 
Wasserdampftransport zunehmen, wenn die Feuchtigkeit im 
Feeder-Luftstrom anwächst. Damit lässt sich grob gesagt die 
Verbindung zwischen atmosphärischen Flüssen und den Niederschlägen 
erklären, die aus dem Aufstieg des Warm Conveyor Belts (WCB) 
resultieren. Im nachfolgenden Bild sind die wesentlichen 
Luftströmungen nochmals zusammengefasst.

Im Thema des Tages vom 11.01.2023 wurde bereits über die Auswirkungen
und regionale Verbreitung atmosphärischer Flüsse berichtet 
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2023/1/11.html).

Der Impact solcher Extremwetterereignisse liegt auf der Hand, wie 
aktuell an der Westküste der USA oder aber bei so genannten rapiden 
Zyklogenesen über Teilen des Nordatlantik mit ausgeprägten WCB's, die
West- und zuweilen auch Mitteleuropa mit heftigen Regenfällen 
(kombiniert mit veritablen Sturmlagen) bevorzugt im Winterhalbjahr 
beeinflussen können.


Dipl.-Met. Dr. Jens Bonewitz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 12.01.2023

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