Thema des Tages


Wetter aktuell
Auf der Suche nach weißen Weihnachten

Heute wollen wir uns im Thema des Tages nicht nur auf Deutschland 
beschränken, sondern einen Blick über die Landesgrenzen hinaus in die
Welt werfen und der Frage nachgehen: Wo wird das Weihnachtsfest 
"weiß" werden?

Der Definition nach spricht man beim Deutschen Wetterdienst von 
"weißen Weihnachten", wenn am 24., 25. und 26. Dezember an einer 
Wetterstation jeweils mindestens ein Zentimeter Schnee gemessen wird.
Dass wir dies in den meisten Teilen Deutschlands auch in diesem Jahr 
nicht erreichen werden, konnte man bereits in den vergangenen Tagen 
abschätzen. Nicht einmal die höheren Mittelgebirgsgipfel sind mit 
Schnee bedeckt. Einzig in den deutschen Alpen findet man ab etwa 1200
bis 1500 Metern eine mehr oder weniger mächtige Schneedecke, die 
jedoch aufgrund der milden Witterung in den vergangenen Tagen leiden 
musste. Lediglich ab etwa 2000 Meter kommen dann Schneehöhen von rund
100 cm vor, was jedoch für die Jahreszeit vergleichsweise wenig ist. 


Wer seine Hoffnung noch auf einen plötzlichen Wintereinbruch über die
Weihnachtsfeiertage setzt, der muss an dieser Stelle leider 
enttäuscht werden. In vielen Regionen Deutschlands fällt das 
Weihnachtsfest wieder grau-grün aus. Aber wie sieht es denn in 
anderen Ländern der Welt aus? Wo gibt es denn die jedes Jahr aufs 
Neue herbeigesehnten weißen Weihnachten?

Dafür muss man gar nicht so weit weg. Denn insbesondere in den 
Westalpen gab es in den vergangenen 24 Stunden einiges an Neuschnee. 
In den Hochlagen der französischen Alpen werden aktuell Schneehöhen 
von teils über 150 cm angezeigt und im Laufe des Montags (zweiter 
Weihnachtsfeiertag) ist dort weiterer Neuschnee in Sicht. 

Bereits gestern konnte man an dieser Stelle den Weihnachtsmann auf 
seiner Reise durch Lappland begleiten (siehe Thema des Tages vom 
23.12.2022 
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/12/23.html). Dort 
sind weiße Weihnachten ebenfalls nicht verwunderlich. Je nach Region 
liegen dort bereits jetzt schon beträchtliche Schneemengen, die 
sicherlich zur Abkühlung nach dem an Heiligabend obligatorischen 
Saunagang beitragen werden. In der Nacht zum Montag wird insbesondere
in Teilen Schwedens weiterer Neuschnee erwartet.  

Winterlich, aber wenig besinnlich gestaltet sich das Wetter derzeit 
in den USA. Dort sorgte ein Wintersturm zwar pünktlich zum 
Weihnachtsfest für Schneefälle, insbesondere in den nördlichen und 
mittleren Landesteilen. Allerdings ist die Stimmung dort gerade alles
andere als gemütlich: Aufgrund massiver Schneefälle und gefährlicher 
Glätte waren viele Straßen gesperrt, Flüge wurden gestrichen - nicht 
gerade förderlich für die Reisepläne zum Fest. Flächenweise kam es zu
Stromausfällen. Außerdem gab es einen massiven Temperaturabfall. 
Teilweise sanken die Temperaturen innerhalb von nur 24 Stunden um 
rund 40 Grad ab, im Südwesten Wyomings wurde ein Temperaturrückgang 
von 29 Grad in 2 Stunden gemessen. In Montana zeigte das Thermometer 
lokal bis -50 °C an, zusammen mit dem eisigen Wind lag die gefühlte 
Temperatur unter -60 °C. Der amerikanische Wetterdienst spricht 
bereits von einem historischen Ereignis.  

Auf der anderen Seite des Pazifiks in Japan werden "unsere" 
durchschnittlichen Schneemengen in Deutschland allenfalls müde 
belächelt. Im sogenannten "Yukiguni", was übersetzt so viel wie 
"Schneeland" bedeutet und im Nordteil der größten japanischen Insel 
Honshu liegt, fallen in Staulagen über 3700 Zentimeter an Neuschnee 
pro Jahr! Der Grund: kalte sibirische Luftmassen, die über dem 
verhältnismäßig warmen Japanischen Meer viel Feuchtigkeit aufnehmen 
können, treffen auf eine über 3000 Meter hohe Gebirgskette: die 
japanischen Alpen. Die Schneehöhe kann dort allerdings nicht gemessen
werden. Denn wenngleich die schneereichste Region der Erde nach 
Schneehaubenidylle und einem heftigen Muskelkater für Frau Holle 
klingt, ist diese Gegend schlichtweg unbewohnbar. Die Station, die 
dem japanischen Wetterdienst (JMA) nach pro Jahr die höchsten 
Schneefallmengen misst, steht auf nur 890 Meter im Erholungs- und 
Badeort Sukayu Onsen im Norden von Honshu. Dort werden 1764 
Zentimeter im Jahr an Neuschnee registriert. Zurzeit zeigen sich dort
laut den japanischen Kollegen allerdings "nur" 141 Zentimeter. 
Vorhersage für die Feiertage: Insbesondere im "Yukiguni" kann über 
einen Meter an Neuschnee zusammenkommen! Es geht doch! 

Auf der Südhalbkugel herrscht zurzeit hingegen Sommer! An Teilen der 
brasilianischen Küste beispielsweise trägt man am heutigen 
Heiligabend zum Barbecue bei Höchstwerten von etwa 30 Grad 
wahrscheinlich eher luftige Sommerbekleidung. Gebietsweise ziehen 
dort aber auch kräftige Gewitter mit Starkregen auf. 

Im Westen Australiens findet Weihnachten sogar bei schweißtreibenden 
Temperaturen von über 40 °C statt. Häufig verlegt man dort das Fest 
dann kurzerhand an den Strand oder Pool. Ironischerweise wird 
trotzdem hin und wieder ein Weihnachtslied à la "White Christmas" 
angestimmt, wobei damit wohl eher die weißen Sandstrände gemeint sein
dürften. Damit "Santa Claus" in seiner dicken, roten Jacke dabei 
nicht eingeht, sind dort auch Bade- oder Surfshorts salonfähig, der 
Schlitten samt Rentiere werden des Öfteren auch gegen Wasserskier 
oder Surfbretter eingetauscht.

Und mit dieser kleinen Weltreise wünschen wir, die Meteorologinnen 
und Meteorologen aus der Vorhersage- und Beratungszentrale des 
Deutschen Wetterdienstes, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein 
ruhiges und gesegnetes Weihnachtsfest.


MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 24.12.2022

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