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Wütender „Nanmadol“

Über dem Süden Japans tobt der Supertaifun „Nanmadol“. Einer der
gefährlichsten Stürme, die die Region je gesehen hat.

Wenn tropische Wirbelstürme auf der anderen Seite der Erdkugel es bis
in die deutschen Nachrichten schaffen, dann muss es sich schon um ein
außergewöhnliches Ereignis handeln. Um ein solches handelt es bei
Supertaifun „Nanmadol“ zweifellos.
Entstanden ist „Nanmadol“ bereits vor etwa einer Woche am 9.9.22 in
der Philippinensee als sogenannte tropische Depression, quasi eine
Art Tiefdruckgebiet, was sich durch rege Gewittertätigkeit bemerkbar
macht. Solche Systeme erregen die Aufmerksamkeit der zuständigen
Wetterdienste, denn diese tropischen Tiefs sind es, aus denen sich
ausgewachsene Stürme entwickeln können. Nach einer kurzen
Schwächephase begann diese Störung sich zwei Tage später, ab dem
11.9., erneut zu intensivieren. Wiederum zwei Tage später, wir
schreiben nun inzwischen den 13.9., wurde dieses System als
Tropensturm klassifiziert und erhielt dabei vom japanischen
Wetterdienst seinen Namen.
Weil man selten davon hört, folgt an dieser Stelle ein Exkurs in die
Namensgebung der pazifischen Wirbelstürme. Im Gegensatz zur
atlantischen Systematik mit Namen in alphabetischer Reihenfolge
werden für den Pazifik die Namen durch ein Komitee aller betroffenen
Anrainerstaaten unter Federführung der WMO festgelegt. Dabei trägt
jedes Land in alphabetischer Reihenfolge einen landestypischen Namen
bei, das heißt den Anfang macht Kambodscha (beginnt im englischen mit
?C?), zuletzt kommt Vietnam. Im aktuellen Fall entstammt der Name
„Nanmadol“ dem Mikronesischen und referenziert eine untergegangene
Ruinenstadt auf der mikronesischen Insel Pohnpei. Ebenfalls anders
als in der atlantischen Systematik kennt der Pazifik keine
Tropensturmsaison; die Namensliste wird ununterbrochen weitergeführt.
Im Atlantik beginnt die Namensgebung in jedem Jahr dagegen immer
wieder bei ?A?.
Aber zurück zu „Nanmadol“: Am 15.9. wurde der Sturm als Taifun
eingestuft. Zu diesem Zeitpunkt lag die Windgeschwindigkeit immerhin
schon bei 120 km/h. In den folgenden Stunden begann der Sturm nun,
eine immer weiter nordwestwärts gerichtete Zugbahn einzuschlagen und
intensivierte sich dabei immer weiter. Bereits am nächsten Tag, dem
16.9., wurde er vom ?Joint Typhoon Warning Center? als Supertaifun
klassifiziert. Die mittleren Windgeschwindigkeiten lagen inzwischen
bei exorbitanten 240 km/h.

In der Folge zog der Taifun weiter nordwärts auf die südjapanische
Küste zu und erreichte diese am heutigen Sonntag mitteleuropäischer
Zeit direkt über der Stadt Kagoshima auf der Hauptinsel Ky?sh?. Zuvor
hatte er sich bereits schon leicht abgeschwächt, die mittleren
Windgeschwindigkeiten lagen aber immer noch bei über 170 km/h.

Was aber macht den Taifun nun so gefährlich? Es ist das Zusammenspiel
der zu diesem Zeitpunkt außergewöhnlich hohen Windgeschwindigkeiten
in Zusammenspiel mit extrem heftigen Regenfällen und der
Geländebeschaffenheit. Die japanischen Inseln bestehen zu großen
Teilen aus stark zerklüftetem Gelände und von den Küsten aus schnell
ansteigendem Gebirgshinterland. Das führt rasch zu schweren
Überflutungen und Erdrutschen in den Tälern. Außerdem sind die
Windgeschwindigkeiten so außergewöhnlich hoch, dass es für weniger
stabil gebaute Gebäude kritisch werden kann bezüglich der Windlast,
auch wenn der Sturm wohl nicht so extrem heftig auf das Land trifft,
wie vorher prognostiziert.

Nach dem ?Landfall? schwächt sich Nanmadol in der Folge rasch ab,
bringt aber in den kommenden 24 bis 48 Stunden in weiten Teilen
Japans noch eine ganze Menge Regen und Überflutungen.

M.Sc. Felix Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.09.2022

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