Thema des Tages
Wissenschaft Kompakt
Auf der Suche nach dem Schatz am Ende des Regenbogens
Wechselhaftes Schauerwetter ist in Deutschland eingekehrt und
mitunter wurden nach einem Schauer wunderschöne Regenbögen gesichtet.
Doch wie entstehen diese und findet man tatsächlich einen Schatz am
Ende des Regenbogens?
Fast jeder kennt die irische Sage von dem Topf voll Gold am Ende des
Regenbogens. Doch bevor der Blick auf das räumliche Ende des
Regenbogens fällt, wird der zeitliche Anfang eines Regenbogens
betrachtet. Ein Regenbogen ist ein optisches Phänomen, das entsteht,
wenn Sonnenlicht auf Regentropfen trifft. Das Sonnenlicht wird von
dem Regentropfen zweimal gebrochen, einmal beim Eintritt und einmal
beim Austritt. Brechen heißt, dass das Sonnenlicht an der Oberfläche
des Tropfens in eine andere Richtung gelenkt wird, als die aus der es
kommt. Das Sonnenlicht sieht zwar auf den ersten Blick weiß aus,
besteht jedoch aus verschiedenen Farben (Wellenlängen), die
unterschiedlich stark gebrochen werden. Genauer wird der blaue
Bestandteil (kurze Wellenlängen) des Sonnenlichts stärker gebrochen,
der rote (lange Wellenlängen) weniger stark. Dadurch wird das
Sonnenlicht in seine unterschiedlichen Bestandteile aufgeteilt und
das Auge nimmt nun die unterschiedlichen Farben wahr. Vereinfacht
darstellen lässt es sich mit einem Prisma aus Glas.
Bei einem Regenschauer fallen viele Tropfen und an jedem von ihnen
wird das Sonnenlicht gebrochen. Wie stark die Brechung ausfällt,
hängt davon ab, in welchem Winkel die Sonne steht. Dabei gilt, je
höher die Sonne steht, desto kleiner wirkt der Regenbogen. Weiterhin
?wandert? der Regenbogen mit dem Blickfeld des Betrachters und dessen
Position zur Sonne und dem Bogen, steht man also an verschiedenen
Orten, nimmt man den Regenbogen anders wahr.
An dieser Stelle bildet sich das erste Problem, das Ende des
Regenbogens zu finden. Begibt man sich auf die Suche, wird man
schnell feststellen, dass sich die Position des Regenbogens relativ
zum eigenen Standort verändert.
Das zweite Problem ergibt sich, wenn der Einfallswinkel des
Sonnenlichts verändert wird. Je höher die Sonne, desto kleiner der
Regenbogen. Im Umkehrschluss: je tiefer die Sonne, desto größer der
Regenbogen. Bewegt man sich selbst nach oben, desto tiefer steht die
Sonne im Blickfeld und sehr schnell ergibt sich daraus das zweite
Problem, welche jegliche Chancen auf den Topf voll Gold
zunichtemacht. Denn steht die Sonne tief genug, ist für den
Beobachter ein Kreis zu sehen ? und der hat bekanntlich weder Anfang
noch Ende.
Um jetzt auch noch den allerletzten Funken Hoffnung auf den Goldtopf
zu nehmen, muss klargestellt werden, dass der Regenbogen immer ein
Kreis ist und lediglich durch den Horizont nicht als solcher
wahrzunehmen ist.
Abschließend kann man sagen, dass die Kobolde ihre Aufgabe sehr ernst
nehmen und es tatsächlich geschafft haben, das allerbeste Versteck
für das Gold zu finden.
Wer sich nun dennoch auf die Suche nach dem Topf voll Gold begeben
möchte, dem wünschen wir viel Erfolg und starke Nerven. Möglichkeiten
dafür bieten sich am heutigen Samstag und morgigen Sonntag sicherlich
einige, denn Regenschauer begleiten uns durch das gesamte Wochenende.
Dipl.-Met. Marcel Schmid zusammen mit den Praktikantinnen Jana
Schitthof und Carolin Probst
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.09.2022
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
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