Thema des Tages

Die "Atmosphäre" des Mondes

Bald sollen wieder Menschen auf dem Mond landen. Sie haben damit die 
Möglichkeit, die einzigartige Atmosphäre auf der Mondoberfläche zu 
genießen - wobei, eine Atmosphäre gibt es dort ja gar nicht. Warum 
eigentlich? 

Im Rahmen der Artemis-Mission der NASA ist geplant, dass seit 1972 
erstmals wieder Menschen auf der Mondoberfläche landen. Frühestens 
2025 soll dies der Fall sein. Neben ihren Forschungsaufgaben, wie zum
Beispiel der Untersuchung von Wasser- bzw. Eisvorkommen (wurden vor 
knapp zwei Jahren am Südpol des Mondes entdeckt), bleibt aber 
sicherlich auch etwas Zeit, um die einzigartige Stimmung auf dem Mond
zu genießen. Den Blick auf das Wetterradar kann sich das 
Astronautenteam dabei sparen, denn wettertechnisch hat der Mond nicht
viel zu bieten. Es fehlt ihm schlicht und ergreifend eine dafür 
notwendige Atmosphäre, also ein ihn umhüllendes Gasgemisch. 

Das liegt aber nicht etwa daran, dass er kein Planet ist, denn der 
Titan (größter Mond des Saturn) kann beispielweise eine solche 
vorweisen. Auch bei Planeten ist ihr Vorhandensein wahrlich keine 
Selbstverständlichkeit, auch wenn in unserem Sonnensystem mit 
Ausnahme des Merkurs alle Planeten über eine mehr oder weniger gut 
ausgeprägte Atmosphäre verfügen. Für ihren "Erwerb" muss ein 
Himmelskörper diverse Voraussetzungen erfüllen. 

Einen im wahrsten Sinne des Wortes massiven Vorteil hat ein 
Himmelskörper, der ein große Masse besitzt. Denn je schwerer er ist, 
desto größer ist auch seine Anziehungskraft auf andere Teilchen, z. 
B. eben auf Gasmoleküle. Anders ausgedrückt: Ist ein Himmelskörper zu
leicht, also seine Anziehungskraft zu gering, kann er keine Gase in 
seiner Nähe halten. Sie würden in den Weltraum "abhauen".

Von Nachteil ist dagegen ein "erhitztes Gemüt". Je höher nämlich die 
Temperatur auf der Oberfläche ist, desto größer ist auch die 
Bewegungsenergie der dortigen Gasmoleküle. Das wiederum hat einen 
direkten Einfluss auf ihre Geschwindigkeit, die dabei nämlich 
ebenfalls zunimmt. Tja, und ab einer bestimmten Geschwindigkeit 
können sich die Gasteilchen letztendlich von der Anziehungskraft des 
Himmelskörpers losreißen und in den unendlichen Tiefen des Weltalls 
verschwinden. 

Ein letzter Punkt, der sich positiv auf den Erhalt einer Atmosphäre 
auswirkt, bezieht sich auf die Gase selbst, die auf einem 
Himmelskörper z. B. durch Ausgasen (Gasaustritt aus festem oder 
flüssigem Material) entstehen. Da Gasmoleküle mit einem kleineren 
Molekulargewicht schneller sind als die mit einem größeren, stehen 
für Erstere die Chancen deutlich besser, dem Anziehungsfeld des 
Himmelskörpers zu entkommen. 

Die Erde konnte sich in all diesen Punkten behaupten und verfügt 
somit über die Zusammensetzung des Gasgemisches, das unsere 
Atmosphäre ausmacht und dort bis zu einer Höhe von etwa 100 km über 
dem Erdboden recht konstant vorhanden ist: 78,08 % Stickstoff, 20,95 
% Sauerstoff, 0,93 % Argon und weniger als 1 % Spurengase (z.B. 
Kohlendioxid). Der Wasserdampf, der den wichtigsten Bestandteil für 
unser Wetter darstellt, nimmt aufgrund starker räumlicher und 
zeitlicher Schwankungen etwa 1 bis 4 % der Luft ein. 

Der Mond muss dagegen ohne Atmosphäre auskommen - zumindest im 
wissenschaftlichen Sinne. Atmosphäre im Sinne von Ästhetik und 
Stimmung bietet er aber allemal.  

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 01.09.2022

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