Thema des Tages
Bauernregeln
Wer kennt sie nicht - die Bauernregeln. Schon als Kind in der Schule
lernt man sie kennen. Aber was genau hat es damit eigentlich auf sich
und was sagen sie aus?
Bauernregeln sind alte Volkssprüche, die meist in Reimform verfasst
wurden und Auskunft über das Wetter und die Folgen für die
Landwirtschaft geben sollten. Entstanden sind sie aus langjährigen
Beobachtungen, meist in Klöstern und wurden über viele Generationen
weitergegeben. Es wurde versucht, aus den Beobachtungen Rückschlüsse
auf das kommende Wetter zu ziehen. Dabei muss die Region, für die
eine Bauernregel aufgestellt wurde, berücksichtigt werden, denn
bestimmte Wetterphänomene, die in den Bauernregeln beschrieben
werden, treten in manchen Regionen häufiger auf als in anderen. So
gibt es für einen Tag mehrere Regeln, die sich durchaus widersprechen
können, da eine beispielsweise für die Ostsee gilt und eine andere
für den Alpenraum. Auch muss die Entstehungszeit der Wetterregeln
berücksichtigt werden, um eine eventuelle Verschiebung, die mit der
Einführung des gregorianischen Kalenders einhergegangen ist, zu
berücksichtigen.
Welche Regeln gibt es?
Es gibt allgemeine Regeln für jeden Monat, aber auch Vorhersagen für
einzelne Tage. Für die Vorhersage der nächsten Wochen oder von
Jahreszeiten sind Lostage von Bedeutung. An Lostagen werden teils
meteorologische Besonderheiten beschrieben, welche immer wieder zur
gleichen Zeit im Jahr auftreten, sodass Aussagen über das Wetter der
nächsten Tage aber auch über die dann zu erledigenden Aufgaben in der
Landwirtschaft getroffen werden können.
Zu den bekanntesten und auch beliebtesten Bauernregeln zählt die
Siebenschläfer-Regel. Sie bezieht sich ursprünglich auf den 27. Juni,
aufgrund der gregorianischen Kalenderreform mittlerweile auf den 7.
Juli. Der Name stammt allerdings nicht vom Tier Siebenschläfer, wie
viele Menschen denken, sondern geht auf eine Legende zurück. Laut
dieser Legende suchten sieben Brüder vor der Christenverfolgung in
einer Höhle Zuflucht, wurden dort eingemauert und fielen in einen
tiefen Schlaf. Nachdem die Höhle dann ungefähr 200 Jahre später, am
27. Juni 446 entdeckt wurde, wachten die sieben Brüder wieder auf.
Eine Fassung dieser Regel lautet "Wie das Wetter am Siebenschläfer
sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt". Kurz gesagt, wenn
am Siebenschläfertag die Sonne scheint, tut sie das auch in den
nächsten sieben Wochen. Regnet es hingegen, dann ist auch in den
darauffolgenden 7 Wochen häufiger mit Regen zu rechnen. Die heutige
Trefferquote dieser Regel hängt von der Region ab, so trifft sie in
München zu 80%, in Berlin dagegen nur zu 68% zu. Die Höhe der
Übereinstimmung wird auf eine vom Jetstream abhängige Großwetterlage
zurückgeführt, die in dieser Zeit herrschen und für einige Wochen
anhalten kann.
Eine weitere sehr bekannte Bauernregel ist die der Hundstage. Als
Hundstage werden die heißen Tage zwischen dem 23. Juli und dem 23.
August bezeichnet. Der Name stammt vom Sternbild Großer Hund. Vom
Aufgang des Sternbildes bis zum Untergang vergehen 30 bis 31 Tage,
diese Tage werden als Tage vom Großen Hund oder kurz Hundstage
bezeichnet. Schon die Ägypter stellten einen Zusammenhang zwischen
der Wiederkehr des Sternbildes und den Tagen der größten Sommerhitze
her. Durch die Präzession der Erdachse hat sich die Zeit der
Hundstage um etwa vier Wochen verlagert. Der Aufgang des Sternbildes
ist heute ab dem 30. August zu beobachten und ist eher ein Zeichen
für den nahenden Herbstanfang geworden.
Beliebt ist außerdem die Schafskälte. Oft gibt es zwischen dem 4. und
20. Juni in Mitteleuropa einen Kälteeinbruch. Der Name der
Schafskälte stammt daher, dass die Schafe meist bis zu diesem Datum
geschoren werden und der Kälteeinbruch für die Tiere durchaus
bedrohlich werden kann. Die Schafskälte entsteht durch die
unterschiedlich schnelle Erwärmung von Land und Meer. Die Landmassen
sind im Juni bereits stark erwärmt, das Meer allerdings noch relativ
kalt. Dadurch entstehen Tiefdruckgebiete über der See, die dann kalte
Luft polaren Ursprungs nach Europa bringen. Statistisch betrachtet,
trat die Schafskälte in den letzten 100 Jahren zu etwa 61% ein.
Einige Regeln sprechen nicht von festen Tagen, an denen auf das
Wettergeschehen geachtet werden sollte, um eine Prognose zu treffen,
sondern beziehen sich auf die Natur. Hierfür muss man besonders auf
Tiere achten, denn sie haben ein gutes Gespür für Wetterwechsel. Viel
zitiert: "Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter". Warum
ist das so? In der Regel kräht ein Hahn auf dem Misthaufen, wenn sich
Regen ankündigt, also die Luftfeuchtigkeit ansteigt. Das sorgt dafür,
dass der Hahn dann auf dem Misthaufen Würmer zum Fressen findet, da
diese vor allem bei feuchtem Wetter ihre Höhlen verlassen. Weitere
Beispiele dafür, dass es sich lohnt, auf Tiere zu achten, findet man
in den Sprüchen "Wenn gen Nord die Gänse ziehn, werden bald die
Veilchen blühn" oder "Schwalben tief im Fluge - Gewitter kommt zum
Zuge". Anhand dieser Regeln lassen sich auch "spontane"
Wetteränderungen berücksichtigen.
Viele "Bauernweisheiten" sind so formuliert, dass sie immer gültig
sind, aber gleichzeitig keine richtige Aussage treffen oder einfach
als Sprichwörter dienen, aber nichts mehr mit den Bauernregeln im
ursprünglichen Sinne zu tun haben. Sprüche wie "Gefriert`s an
Silvester zu Berg und Tal, geschieht es dies Jahr zum letzten Mal."
oder "Ist der Hahn heiser, kräht er morgens etwas leiser." haben
nichts mehr mit einer Wettervorhersage zu tun, dafür klingen sie
lustig.
Praktikantin Jana Schitthof in Zusammenarbeit mit Dipl.-Met.
Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.08.2022
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
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