Thema des Tages

Tornados, Taifune, und was sie (nicht) miteinander zu tun haben

Warum gibt es in den USA so viele Tornados? Und was ist eigentlich 
der Unterschied zwischen Tornados, Taifunen und Hurrikans?

Immer mal wieder sieht man in den Nachrichten Bilder von Orten an 
denen ein Tornado oder ein Hurrikan wütete. Beide hinterlassen meist 
eine Schneise der Verwüstung, worin unterscheiden sich dann 
eigentlich Hurrikans von Tornados?
 
Hurrikans sind tropische Wirbelstürme - genauso wie Taifune und 
Zyklone. Wie es der Name schon vorgibt, entstehen sie in den Tropen. 
Über dem warmen Meer verdunsten große Mengen an Wasser, welches mit 
der warmen Luft aufsteigt, durch die Corioliskraft beginnt das Ganze 
sich zu drehen - auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeiger, auf der 
Südhalbkugel mit dem Uhrzeiger. Der Antrieb für einen solchen 
Wirbelsturm ist die feuchtwarme Luft über dem Ozean, über Land fehlt 
dieser Antrieb, wird also wieder schwächer. Hurrikans sind also 
großräumig (Rekord: 2200 km, 1979) und über dem Wasser auch langlebig
(Rekord: 31 Tage, 1994). Ob der Sturm dann am Ende ein Hurrikan, ein 
Taifun oder ein Zyklon ist, entscheidet die örtliche Lage. Tropische 
Wirbelstürme über dem Atlantik oder Ostpazifik heißen Hurrikans, über
dem Nordwestpazifik Taifune und über dem Südpazifik sowie dem 
indischen Ozean heißen sie Zyklone. 
Tornados hingegen entstehen auf andere Art und Weise und sind sehr 
viel kleiner (in der Regel bis einige hundert Meter Durchmesser) und 
kurzlebiger (in der Regel weniger als eine Stunde) als die tropischen
Wirbelstürme. Tornados entstehen meist an einem Gewitter mit 
rotierendem Aufwind (Superzelle). Mitunter reicht die Rotation dieses
Aufwindes bis zum Boden - es entsteht ein Wirbel, den man in der 
Folge als Tornado sichtbar wahrnehmen kann.
 
Alleine im Jahr 2021 gab in den USA 1314 Tornados, wovon es 
vergleichsweise nur einige wenige in die Nachrichten hierzulande 
geschafft haben. Zum Vergleich: in Deutschland gab es im selben Jahr 
41 bestätigte Tornados. Der Durchschnitt von 1991 bis 2010 liegt in 
den USA bei 1251 Tornados pro Jahr, das ist eine ganze Menge. Doch 
warum ist das so?

Für Tornados braucht es, wie oben beschrieben, Superzellen mit 
vertikaler Windscherung. Betrachtet man die Orographie der USA, so 
erkennt man, dass sich die nordamerikanischen Gebirge von Nord nach 
Süd erstrecken - an der Ostküste die Appalachen, im Westen die Rocky 
Mountains. Dazwischen ist es flach. Genau in dieser Ebene, den Great 
Plains, bildet sich ein Korridor, in dem sich ungehindert feuchtwarme
Luft vom Golf von Mexiko nach Norden und kalte Polarluft nach Süden 
ausbreiten können, hinzu kommt die trockene Luft von der Luftströmung
über die Rocky Mountains. Schieben sich diese Luftmassen nun 
übereinander, wobei sich die kühlere Luft über der wärmen befindet, 
kommt es zu großen Temperaturunterschieden mit der Höhe (labile 
Schichtung). An der Grenze der Luftmassen gibt es außerdem starke 
Unterschiede in der Windrichtung und -stärke. Da die Bedingungen für 
die Entstehung von Superzellen und Tornados auf diese Weise 
regelmäßig vor allem im Spätfrühling beziehungsweise Frühsommer 
erfüllt sind, kommt es dort insbesondere zu dieser Jahreszeit immer 
wieder zu Tornadoausbrüchen.
In Deutschland sieht es anders aus, die feuchtwarme Mittelmeerluft 
kann nicht ungehindert nach Norden strömen; ihr stehen schlichtweg 
die Alpen im Weg. Somit bilden die Alpen für uns eine natürliche 
Barriere, die "explosive" Luftmassengegensätze wie in Nordamerika 
verhindert und somit auch eine Vielzahl an tornadobringenden 
Gewitterzellen.

Praktikantin Carolin Probst in Zusammenarbeit mit M.Sc. Felix 
Dietzsch
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 16.08.2022

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