Thema des Tages

Regen rund ums Mittelmeer 

Während Hoch OSCAR bei uns für sonniges und trockenes Wetter sorgt, 
gibt es rund ums Mittelmeer in der kommenden Woche Schauer und 
Gewitter. Das heutige Thema des Tages wirft einen Blick auf diese 
Niederschläge. 

Bei uns ist das Wetter für die kommende Woche recht schnell 
durchdekliniert: Weitgehend trocken, viel Sonne und, zwar zögerlich, 
aber doch kontinuierlich, ansteigende Temperaturen. Das bedeutet, 
dass schon am morgigen Montag (8.8.) im Südwesten wieder 30 oder 31 
Grad erreicht werden. Und die 30-Grad-Marke schiebt sich im 
Wochenverlauf immer weiter nach Norden und Osten, am kommenden 
Freitag sollte sie dann wieder sehr verbreitet gerissen werden, mit 
Spitzenwerten, die am Donnerstag und Freitag bei bis zu 33 Grad 
liegen. 

Das Wetter rund ums Mittelmeer kann zumindest bei den Temperaturen 
noch ein bisschen was drauflegen. Insbesondere im Zentrum der 
Iberischen Halbinsel, in Griechenland und der Türkei sowie in 
Albanien liegen die Höchstwerte um, teilweise aber auch deutlich über
35 Grad. Ähnliches gilt auch für die Afrikanische Mittelmeerküste. 

Letztere kann bezüglich des Niederschlages (oder besser bezüglich der
Trockenheit) in der kommenden Woche, zumindest abschnittsweise, 
durchaus mit Deutschland mithalten. So soll es z. B. in Ägypten 
ebenso trocken bleiben wie an der Küste Algeriens.
Dies legen u.a. die Modellergebnisse des Europäischen Zentrums für 
Mittelfristige Wettervorhersage (EZMWF) nahe, wobei andere 
Vorhersagemodelle durchaus ähnliche Ergebnisse liefern. Die 
beigefügte Abbildung 
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/8/7.html) zeigt 
für die Mittelmeerregion die aufsummierten Niederschläge des IFS 
(Vorhersagemodell des EZMWF) bis in die Nacht zum kommenden Samstag. 


Auffällig sind vor allem die Regenfälle, die es in Italien, aber auch
auf dem Balkan, in Griechenland und von dort bis in die Türkei und 
ans Schwarze Meer geben soll. Dafür verantwortlich ist nicht nur 
recht niedriger bodennaher Druck, sondern auch ein größerer 
Tiefdruckkomplex in der Höhe, der u.a. in etwa 5,5 km Höhe, aber auch
in anderen Höhenschichten zu erkennen ist. Für die Entwicklung von 
Schauern und Gewittern spielt dem niedrigen Druck ein großes 
Feuchteangebot in die Karten. Die Wassertemperaturen liegen im 
Mittelmeer bei bis zu 30 Grad, entsprechend hoch ist die Verdunstung 
und damit auch die verfügbare Feuchte. 

Ein Ergebnis dieser Konstellation ist das verbreitete Auftreten von 
Schauern und Gewittern. Fast erinnert die Situation an den Herbst, in
dem es im Mittelmeerraum immer wieder zu teils heftigen Schauern und 
Gewittern kommt. Dabei liefert das warme Oberflächenwasser nicht nur 
die Feuchte, sondern erwärmt auch noch die untersten Luftschichten 
und verstärkt damit zusätzlich die Labilisierung der Atmosphäre. 

Wendet man den Blick der Iberischen Halbinsel zu, so sorgen dort 
tiefer Luftdruck am Boden und ein kleinräumiges Höhentief über der 
Biskaya und Galizien für Hebung. Entsprechend sollen die Nordhälften 
Spaniens und Portugals, und insbesondere die Pyrenäen, einiges an 
Regen abbekommen, wobei im Binnenland oftmals der Mangel an Feuchte 
auch die 
Niederschlagsmengen limitiert. Apropos Niederschlagsmengen: Bezüglich
der Verteilung und der Intensitäten liefert die Grafik mit den darin 
angegebenen Mengen rund ums Mittelmeer wohl eher ein 
weichgezeichnetes Bild. Das ist ein Problem, das viele global 
rechnende und damit meist grob aufgelöste Modelle plagt. Einerseits 
wird es wohl nicht die gesamten niederschlagsaffinen Regionen 
treffen, und wenn es eineEcke trifft, dann auch nicht über den 
gesamten Zeitraum hinweg. Wie auch bei uns sind Schauer und Gewitter 
im Mittelmeergebiet oft lokal eng begrenzt, d. h. punktuell gibt es 
viel Regen, nicht weit weg davon bleibt es aber trocken. Andererseits
fällt in kräftigen Gewittern wahrscheinlich einiges mehr als die in 
der Grafik angegeben Mengen. Ob es über 100 l/qm werden, wie sie vom 
Modell in Rumänien angedacht werden, bleibt abzuwarten. Genau dort 
soll sich am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag der Kern des o.
e. großräumigen Höhentiefs intensivieren und für die entsprechenden, 
in der Grafik angegebenen Spitzenniederschläge sorgen. Ob das genau 
so kommt bleibt abzuwarten.  

Dipl.-Met. Martin Jonas 
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 07.08.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

Diesen Artikel und das Archiv der "Themen des Tages"
finden Sie unter www.dwd.de/tagesthema

Weitere interessante Themen zu Wetter und Klima finden
Sie auch im DWD-Wetterlexikon unter: www.dwd.de/lexikon