Thema des Tages
Ein zu trockener Juli geht zu Ende
Nicht einmal die Hälfte des klimatologischen Niederschlagssolls wurde
im diesjährigen Juli in Deutschland erreicht. In seinen letzten Tagen
startet der Monat nun noch einmal den Versuch, die aktuelle
Niederschlagsbilanz aufzubessern.
Nach der aktuellen Pressemitteilung des Deutschen Wetterdienstes vom
Freitag, den 29.07.2022 (Link unterhalb des Artikels unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/7/30.html), wurde
nach vorläufigen Berechnungen der klimatologisch durchschnittliche
Monatsniederschlag in Deutschland um mehr als die Hälfte unterboten.
Vielerorts war es über weite Strecken des Monats viel zu trocken.
Insbesondere in Teilen von Rheinland-Pfalz und dem Saarland musste
man sich sicherlich über jeden einzelnen Tropfen Regen freuen. Dort
wurde (nach vorläufigen Zahlen) der zweittrockenste Juli seit Beginn
der Wetteraufzeichnungen gemessen. Trockener war nur der Juli im Jahr
1949. Statt der im Monatsschnitt zu erwartenden 72 l/qm fielen im
diesjährigen Juli in Rheinland-Pfalz in der Fläche lediglich 10 l/qm,
im Saarland waren es nur 7 l/qm. Trauriger Spitzenreiter war die
Station in Wittlich bei Trier (RLP), die (zumindest bisher) nur 0,5
l/qm seit Monatsanfang registrierte. Dazu kamen außergewöhnlich warme
Temperaturen (im Schnitt mehr als 2,5°C zu warm). Die Folgen sind
bereits jetzt schon sichtbar: Die Pegel der Flüsse sinken immer
weiter, auch die Grundwasserspiegel fallen ab. Selbst beim
Spaziergang durch den kühlen Wald fallen Pflanzen ins Auge, die ihre
Blätter kraftlos hängen lassen.
Auch die Landwirtschaft ist von den Folgen betroffen. So muss bereits
jetzt mit Ernteeinbußen gerechnet werden. Auch der Präsident des
Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, rechnet "mit großen
Ernteeinbußen", sollte es in nächster Zeit nicht regnen. Trockenheit
und Hitze seien in einigen Regionen ein großes Problem.
Eine weitere Folge von Trockenheit aufgrund ausbleibender
Niederschläge und gleichzeitiger Hitze ist die erhöhte Wald- und
Grasbrandgefahr. Immer wieder erreichten uns in diesem Monat
Nachrichten von ausgebrochenen Feuern. Aktuell stehen insbesondere
die Waldbrände im Elbe-Elster-Kreis (Brandenburg) sowie in der
Sächsischen Schweiz (Sachsen) im Fokus, wo der diesjährige Juli
ebenfalls sehr trocken ausfällt. Die Meteorologen des Deutschen
Wetterdienstes sind deswegen in permanentem Austausch mit den
Leitstellen vor Ort und liefern neben Prognosen der
Windgeschwindigkeit und -richtung auch Vorhersagen für möglicherweise
lindernde Niederschläge.
Zum Ende des Monats versucht nun Tief "Frieda" die zum Teil
katastrophale Niederschlagsbilanz noch einmal aufzubessern und bringt
schauerartigen, teils gewittrigen Regen. Aber wie so oft bei
sommerlichen Gewitterlagen sind die Niederschläge ungleich verteilt.
Einige Regionen bleiben komplett trocken. In anderen Regionen liegen,
ähnlich wie Licht und Schatten, Trockenheit und "Weltuntergang" sehr
dicht beieinander. Dies lässt sich auch recht einfach in der Grafik
zum Thema des Tages (obere Abbildung) erkennen. Dort sind die aus den
Wetterradarsystemen abgeleiteten Niederschlagsmengen der vergangenen
24 Stunden (Stand: Samstag, 30.07.2022, 08 Uhr MESZ) abgebildet.
Insbesondere die rot-violetten Punkte fallen dabei ins Auge. Lokal
wurde an diesen Punkten mehr als 60 l/qm registriert, zum Teil fielen
die Mengen in nur wenigen Stunden. In der Folge kam es am gestrigen
Freitag auch zu Überschwemmungen sowie vollgelaufenen Kellern und
Unterführungen.
Auch am heutigen Samstag besteht insbesondere noch vom östlichen
Alpenrand über den Osten und Teile der Mitte bis nach
Schleswig-Holstein die Gefahr weiterer Schauer und einzelner
Gewitter. Das hochaufgelöste deutsche Modell ICON-D2 zeigt in seinen
24-stündigen Niederschlagsvorhersagen (untere Abbildung links)
insbesondere vom Erzgebirge bis kurz vor Hamburg lokal eng begrenzt
deutlich erhöhte Niederschlagsmengen. Diese dienen als Hinweis auf
die potenzielle Unwettergefahr durch Starkregen. Allerdings müssen
die kräftigsten Niederschläge nicht unbedingt dort fallen, wo sie vom
Modell vorhergesagt werden. Die Regionen mit erhöhter Unwettergefahr
durch Starkregen lassen sich so dennoch ganz gut abschätzen.
Nach einer meist trockenen Nacht bringt dann der Ausläufer des
Nordmeertiefs "Genoveva" am Sonntag zumindest der Nordhälfte
Deutschlands weiteren Regen. Anhand des streifenartigen Musters in
den Niederschlagsprognosen lässt sich jedoch bereits jetzt schon
erahnen, dass die Schauer erneut nicht alle Regionen gleich treffen
werden.
Zum Ende des Monats startet der "Wettergott" also einen Versuch, die
zum Teil katastrophale Niederschlagsbilanz des aktuellen Monats noch
etwas aufzupolieren. Natürlich kann man bei den vorhergesagten
Niederschlagsmengen keine Wunder erwarten, insbesondere der Südwesten
wird auch an diesem Wochenende gänzlich trocken bleiben. Allerdings
sollte der Niederschlag in einigen Regionen doch zumindest
vorübergehend für eine gewisse Linderung sorgen.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.07.2022
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
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