Thema des Tages

Die Serienmeister in Sachen Wärme und Hitze

Die kommenden Tage halten gebietsweise Hitze für uns bereit. Grund
genug, mal zu schauen, wie lange die Wärme bzw. Hitze bei vergangenen
Hitzewellen maximal blieb. Wo gab es die längsten Serien?

Mit der neuen Hitzewelle der kommenden Tage steigen die Temperaturen
vor allem im Süden und in der Mitte wieder verbreitet über 30 Grad,
lokal kann es 35 Grad heiß werden. Ab Mittwoch/Donnerstag kühlt es
von Norden her vorübergehend etwas ab (im Norden dann 18 bis 24 Grad,
im Süden nur noch vereinzelt über 30 Grad), bevor ab Sonntag/Montag
die nächste Hitzewelle auf uns zurollt, wobei die Details dafür aber
noch nicht geklärt sind.

Für einen Vergleich von Hitzewellen hat der Autor dieses Textes eine
statische Untersuchung durchgeführt. Dabei wurden tägliche CDC-Daten
(Climate Data Center des Deutschen Wetterdienstes) von bis zu 1238
Stationen in Deutschland untersucht und diese hinsichtlich der
längsten Serien ausgewertet.

Als ersten Kriterium soll der Sommertag fungieren, der meteorologisch
durch eine Tageshöchsttemperatur von 25 Grad oder mehr definiert ist.
In dieser Kategorie ist Kehl-Odelshofen (Baden-Württemberg) der
Seriengewinner. Die Station am Rhein liegt knapp 80 km nördlich von
Freiburg. Sie schaffte vom 6. Juli bis zum 29. August 2003 enorme 55
Sommertage hintereinander im damaligen „Jahrhundertsommer“ (siehe
Grafik unten bzw. unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/7/11_Bild.png).

Bei den heißen Tagen, meteorologisch gesehen also Tagen mit einer
Höchsttemperatur von 30 Grad oder mehr, schießt Freiburg im Breisgau
(Baden-Württemberg) den Vogel ab. Dort gab es als längste Serie in
Deutschland vom 9. bis zum 27. Juli 2006 satte 19 heiße Tage am
Stück! Am 9. Juli 2006 endete übrigens die 18. Austragung einer
Fußballweltmeisterschaft, die in Deutschland stattfand und dort das
„Sommermärchen“ brachte. Freiburg erlebte damals anschließend also
noch ein zweites, allerdings eher fragwürdiges „Sommermärchen“.

Bei 35 Grad oder mehr (inoffiziell als Wüstentage bezeichnet) gibt es
sogar drei Spitzenreiter. Mit jeweils 12 Tagen am Stück (!) teilen
sich Perl-Besch (Saarland), Mainz (Rheinland-Pfalz) und Karlsruhe
(Baden-Württemberg) diese zweifelhafte Ehre. An allen drei Stationen
passierte das zwischen dem 2./3. und dem 13./14. August 2003, also
auch im Jahrhundertsommer.

Bei den Tropennächten (Tiefsttemperatur nicht unter 20 Grad) liegt
mit der Station auf der Insel Greifswalder Oie
(Mecklenburg-Vorpommern) eine stark durch das Meer beeinflusste Serie
mit 13 Tropennächten am Stück zwischen dem 18. und 30. Juli 2006
vorne (übrigens im beinahe gleichen Zeitraum der Serie heißer Tage,
s.o.). Wenn das Meerwasser mehr als 20 Grad hat, kühlt es auch in den
Sommernächten an der Station kaum darunter ab. Die 12 Tropennächte am
Stück, die es an 5 Stationen in der Mitte und im Süden Deutschlands
(Frankfurt-Main-Westend (Hessen), Weinbiet (Rheinland-Pfalz),
Stuttgart (Neckartal) (Baden-Württemberg) und erneut Kehl-Odelshofen
und Freiburg) zwischen dem 2./3. und dem 13./14. August 2003 gab,
sind deshalb fast schon beachtlicher.

Ob die nun kommende Hitze solche Rekorde sogar übertreffen kann,
steht noch nicht fest. Mit der kleinen Pause ab Mittwoch/Donnerstag
könnten aber insbesondere die Serien durchbrochen werden. Die zweite
Hitzewelle Ende der Woche/Anfang kommender Woche müsste daher schon
länger anhalten, damit es „klappt“.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.07.2022

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