#DWD #Thema des Tages 2022-06-20: Kaltlufteinbrüche im Frühjahr – Teil 3: Später Frost
Thema des Tages
Kaltlufteinbrüche im Frühjahr – Teil 3: Später Frost
Die große Hitze ist erstmal vorbei. Ideales Timing für die
Veröffentlichung des dritten Teils unserer Reihe zu den
Kaltlufteinbrüchen im Frühjahr, in dem es um die Spätfröste geht.
Während Cottbus am gestrigen Sonntag mit einer Höchsttemperatur von
39,2 Grad einen neuen Hitzerekord geknackt hat und Reste der
Wochenendhitze auch heute noch im äußersten Süden Deutschlands zu
finden sind, können die meisten von uns endlich wieder durchatmen und
-lüften. In der aus Nordwesten eingeflossenen kühlen Meeresluft geht
die Temperatur in der kommenden Nacht zum Dienstag zwischen Nürnberg
und Hamburg gar verbreitet auf einstellige Werte zurück. In
anfälligen Tal- und Muldenlagen kann das Thermometer bodennah bis
nahe 0 Grad absacken. Und das in der kürzesten Nacht des Jahres zur
Sommersonnenwende! Gab es das schon mal? Welch Steilvorlage für den
- Teil unserer Reihe „Kaltlufteinbrüche im Frühjahr“, der sich
speziell mit Spätfrösten beschäftigt.
Im Gegensatz zum bisher behandelten Thema Schnee/Schneedecke, bei dem
die meteorologische Mixtur aus Temperatur in der Luft, am Boden und
auch die Niederschlagsverhältnisse perfekt passen müssen, vereinfacht
die Reduzierung auf Fröste die Sache extrem. Entsprechend später
datiert sind die Rekorde, wobei je nach Region einige auch in die
Sommermonate hineinragen. Doch sehen Sie selbst…
Berücksichtigt sind alle gemessenen Minima in 2 Metern Höhe, die
mindestens 0,0 Grad (oder kälter) erreicht haben. Im Mittel sind bis
in die dritte Maidekade hinein noch Spätfröste zu erwarten.
Vereinzelt sind aber selbst Anfang Juni noch negative Temperaturen
verzeichnet worden. Am Beispiel von Emden sieht man, dass selbst in
der jüngeren Vergangenheit am 15.05.2020 noch Rekorde hinsichtlich
des spätesten Auftretens von Frösten gebrochen werden können.
Vermehrt liegen diese aber in den 50er, 60er und 70er Jahren und
damit schon länger zurück.
Schaut man sich ein Niveau tiefer die Minima am Erdboden an, die
standardmäßig in 5 cm Höhe erfasst werden, so verschiebt sich das
Datum noch weiter in den Sommer hinein. Je nach Beschaffenheit des
Bodens kann die Spanne zwischen 2 m und 5 cm locker 5 Grad und mehr
betragen, wenn es sich um trockene, lockere Sandböden handelt. Grund
dafür sind die Lufteinschlüsse im Boden, die hervorragende Isolatoren
für den Bodenwärmestrom sind, wodurch die bodennahen Luftschichten
idealerweise in klaren, windstillen Nächten anhaltend langwellig
ausstrahlen und somit auskühlen können.
Spätfröste haben meist gravierende Folgen für die Landwirtschaft und
Vegetation. Gerade während der Blütezeit können Erfrierungen ganze
Ernten zerstören. An dieser Stelle sei aber auf die entsprechenden
Themen des Tages vom 15.05.2022 über die Eisheiligen
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/5/15.html) sowie
vom 15.04.2021 über Schutzmaßnahmen
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/4/15.html)
verwiesen. Ob sich wirklich Veränderungen oder Auffälligkeiten
bezüglich Kaltlufteinbrüchen im Frühjahr in den vergangenen Jahren
gehäuft zeigen, klären wir im 4. und letzten Teil unserer Serie.
Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.06.2022
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst
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