Thema des Tages

Gewittersaison in den Startlöchern

In den vergangenen Tagen gab es zumindest lokal erste stärkere
Gewitter, die über die Marke „Wintergewitter“ hinausgingen. Das war
ein erster Hinweis auf die Gewittersaison, die normalerweise im Mai
beginnt.

Im Schwarzwald haben die lokal ersten stärkeren Gewitter des Jahres
am Gründonnerstag eine erste Duftmarke gesetzt und Hagel bzw.
Hagelansammlungen und Starkregen gebracht. Diese ersten „Nadelstiche“
von Gewittern sommerlicher Prägung haben erahnen lassen, dass bei nun
allmählich weiter steigenden Temperaturen die Gewittersaison nicht
mehr fern ist. Aber wann beginnt diese eigentlich?

Um das beurteilen zu können, hilft eine kleine statistische
Auswertung von Gewittertagen von vier recht willkürlich ausgewählten
Städten in Deutschland (vorbehaltlich möglicher Fehlmessungen durch
die Automatisierung). Dabei soll Hamburg repräsentativ für den Norden
stehen, Frankfurt für den Westen, Stuttgart für den Süden und Potsdam
für den Osten. So gibt es im April im Durchschnitt im Norden einen
Gewittertag, im Süden dagegen schon zwei (siehe Grafik unten bzw.
unter
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/4/16_Bild.png).

Die Hauptsaison der Gewitter geht jedoch erst im Mai los und dauert
bis zum August. Dann kann an 3 bis 7 Tagen pro Monat mit einem
Gewitter gerechnet werden. Auch in diesen Monaten lässt sich ein
Nord-Süd-Gefälle feststellen: im Norden 3 bis 5, im Süden 5 bis 7
Gewitter pro Monat. Die Fluktuation der Gewittertage von Jahr zu Jahr
ist durchaus beachtlich: So gab es beispielsweise im
gewitterträchtigen Jahr 1974 in Frankfurt an 54 Tagen Gewitter, in
den gewitterarmen Jahren 1962,1998 und 2015 aber nur an 15 Tagen.

In den gewitterstärksten Monaten Juni und Juli steigt die Anzahl der
Gewittertage allgemein auf 4 bis 7. Mit knapp 6 Tagen zeigt sich der
Juni in Frankfurt als der Monat mit den meisten Gewittertagen, bei
den anderen ausgewählten Städten ist es der Juli. Dabei kommt
Stuttgart in diesem Monat auf beinahe 7 Gewittertage, Potsdam und
Hamburg auf etwa 5.

Im September geht die Gewittertätigkeit wieder deutlich zurück und
erreicht fast das April-Niveau. In den Monaten Oktober bis März gibt
es in Deutschland nur noch selten Blitz und Donner. Mehr als ein
Gewitter pro Monat ist dann statistisch die Ausnahme. Interessant ist
aber, dass im Winter im Norden Gewitter häufiger sind als im Süden –
dort begünstigt das wärmere Meer die Entwicklung. Im Sommer dagegen
sorgt das Meer küstennah für kühlere Temperaturen – und damit auch
für weniger Gewitter.

Die meisten Langzeitvorhersagen verschiedener Wettermodelle gehen für
die nächsten drei Monate (Mai, Juni und Juli) von etwas zu trockenen
Verhältnissen aus und berechnen im Durchschnitt bis zu 50, lokal
vereinzelt sogar bis zu 100 l/qm weniger Niederschlag relativ zum
Mittel des Zeitraums 1993-2016. Das wäre ein Hinweis auf häufig
hochdruckdominierte Wetterlagen, bei denen Gewitter hintenanstehen
müssten und die Saison dadurch eher schwach ausfallen würde.
Allerdings sei auch angemerkt, dass Langzeitvorhersagen keine
präzisen Wettervorhersagen sind, sondern nur Wahrscheinlichkeiten
z.B. für trockenere oder nassere Verhältnisse angeben, sodass
diesbezüglich sicherlich noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.04.2022

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