Thema des Tages

Was wäre wenn…? – Die Erde ohne Mond!

In der Nacht zum Freitag ist der Mond bei klarem Nachthimmel wieder
einmal in voller Pracht zu sehen, es herrscht Vollmond. Dabei sorgt
der Mond nicht nur für etwas Licht in der Nacht, er beeinflusst auch
das Leben auf der Erde am Tag. Was wäre aber, wenn er nie existiert
hätte?

Der Mond hat erstaunlich große Einflüsse auf die Erde, obwohl er so
viel kleiner als diese ist und sich so weit weg von ihr befindet.
Deshalb hätte es einen starken Effekt, wenn er nicht mehr da wäre.

Aufgrund der riesigen Massen von Erde und Mond üben die beiden
Himmelskörper starke Anziehungskräfte aufeinander aus und
beeinflussen sich gegenseitig. Eine Wirkung des Mondes kann man dabei
täglich an den Meeresküsten beobachten: die Entstehung von Ebbe und
Flut.

Durch die Anziehungskraft des Mondes wird die Erde verformt und somit
an den Orten, die dem Mond zugewandt sind, beziehungsweise den Mond
abgewandten Seiten, gestreckt und an den anderen Stellen gestaucht.
Dadurch gerät auch das Wasser der Meere und Ozeane in Bewegung und es
entstehen zweimal täglich Ebbe und Flut. Die Stärke dieser variiert
je nach Konstellation von Sonne, Erde und Mond. Befinden sich alle
drei Himmelskörper in einer Linie, so sind die Gezeiten besonders
stark, man spricht dann von „Springtiden“. Anders sieht es aus, wenn
der Mond im rechten Winkel zur Sonne steht (auf der Erde sichtbar als
Halbmond). Dann sind die Gezeiten schwächer („Nipptiden“). Dabei gibt
es Orte, an denen der Unterschied zwischen Ebbe und Flut stärker ist,
wie zum Beispiel an der Bay of Fundy in Kanada. Hier ist eine
Differenz der Meeresspiegelhöhe von bis zu 21 Metern möglich. Anders
sieht es beispielsweise an der Ostseeküste aus, wo der Tidenhub „nur“
etwa 30 Zentimeter beträgt. Dafür finden Wissenschaftler:innen
unterschiedliche Begründungen. Ausschlaggebend ist hierbei jedoch
stets das Volumen des Meeres: je größer der Ozean, desto mehr Wasser
wird bewegt und somit ist die Differenz auch höher. Auch der Wind
kann zu einer Erhöhung der Flut führen, wenn er vom offenen Meer in
Richtung Küste weht. Dies wird dann als Sturmflut bezeichnet.

Die Gravitationskraft des Mondes hat darüber hinaus aber auch noch
einen weiteren Effekt: Sie ist dafür verantwortlich, dass die
Rotationsachse der Erde bezogen auf ihre Umlaufbahn um die Sonne mehr
oder weniger stabil um etwa 23,5 Grad geneigt ist.

Doch was wäre, wenn es den Mond nie gegeben hätte? Ohne die
Gravitationskraft des Mondes wäre diese Stabilität nicht gegeben. Im
Extremfall könnte sich die Rotationsachse der Erde Berechnungen
zufolge sogar um bis zu 90 Grad neigen, verglichen mit der
Erdumlaufbahn. Infolgedessen wäre eine Hälfte der Erde für ein halbes
Jahr komplett der Sonne zugeneigt und die andere Seite hätte mit
halbjähriger Dunkelheit und eisigen Temperaturen zu kämpfen. Es gäbe
demnach nur zwei Jahreszeiten, was beträchtliche Folgen für unser
Klima und damit auch für Flora und Fauna nach sich ziehen würde.

Ohne den Mond gäbe es außerdem natürlich auch nicht die durch ihn
hervorgerufenen Gezeiten. Die Erde würde sich dann deutlich schneller
um ihre eigene Achse drehen, da der Mond als eine die Erde
ausbremsende Kraft im Kräftegleichgewicht von Sonne, Erde und Mond
dient. Eine Drehung um die eigene Achse geschähe dann schon innerhalb
von 6 bis 8 Stunden und der derzeitige Tag-Nacht-Rhythmus wäre so
nicht existent.

Die deutlich schnellere Drehung der Erde hätte auch direkte
Auswirkungen auf das Wettergeschehen: Stürme mit
Windgeschwindigkeiten von mehreren 100 km/h wären keine Seltenheit
und die atmosphärische Zirkulation, so wie wir sie heute kennen, gäbe
es in der Form nicht.

Der Mond ist also in vielerlei Hinsicht essenziell für das Leben auf
der Erde. Gut also, dass er unseren Planeten voraussichtlich noch ein
paar Milliarden Jahre umkreisen wird, auch wenn die Erde bis dahin
leider nicht mehr bewohnbar sein wird…

Praktikant Lorenz Gölz in Zusammenarbeit mit Dipl.-Met. Tobias
Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 17.03.2022

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