Thema des Tages

Wetterberuhigung in Sicht?!

Ein ‚klares‘ ‚Jein‘ ist die Antwort auf diese Frage. Wie die
vergangene Nacht in Sachen Sturm verlief und wie es weitergeht, lesen
Sie im heutigen Thema des Tages.

Die Kaltfront von Sturmtiefkomplex ANTONIA (genauer genommen ANTONIA
III) ist in der Früh des heutigen Montags südostwärts abgezogen. Sie
griff gestern Nacht etwa zwischen 22 und 23 Uhr auf den Nordwesten
des Landes über und kam rasch südostwärts voran. An ihr entwickelte
sich ein gut ausgeprägtes Band aus teils kräftigen Schauern und
einzelnen Gewittern, in deren Nähe es zu schweren Sturm- bis
orkanartigen Böen kam. Beispielsweise meldete Lüdenscheid um 1 Uhr
117 km/h, Chemnitz um 5 Uhr 110 km/h und Roth südlich von Nürnberg um
6 Uhr 113 km/h (siehe grafische Übersicht der Spitzenböen zwischen
gestern 19 Uhr und heute 07 Uhr unter https://t1p.de/31u2).
Nach 7 Uhr sorgte die Kaltfront im äußersten Südosten Bayerns noch
für teilweise schwere Sturm- und orkanartige Böen. Die Station
Frasdorf-Greimelberg meldete beispielsweise um 9 Uhr 107 km/h.
Die stärksten Böen wurden standesgemäß auf exponierten Berggipfeln
registriert. Auf dem Brocken und dem Feldberg im Schwarzwald kam es
zu extremen Orkanböen über 140 km/h.

Dazu gab es mancherorts eine ‚weiße Überraschung‘. Oberhalb von 300
bis 400 m konnte sich vorübergehend eine dünne Neuschneedecke
ausbilden, in Verbindung mit kräftigeren Schauern kamen teilweise
sogar in tiefen Lagen nasse Flocken an.

War’s das jetzt in Sachen Sturm? Nein! Zwar lässt der Wind hinter der
Front vorübergehend nach, legt gegen Mittag von Westen her aber
bereits wieder zu. Dann kommt Tief ANTONIA I (ältester Teil des
Komplexes) nämlich höchstpersönlich vorbei, bzw. zieht von der
Nordsee kommend ost- südostwärts über Norddeutschland – allerdings
unter Abschwächung. Das bedeutet, dass es zunächst einmal stürmisch
bleibt, besonders in der Nähe von Schauern bzw. einzelnen Gewittern,
in exponierten Lagen und auf den Bergen sind auch wieder schwere
Sturmböen zu erwarten.

Gegen Abend lässt dann der Wind von Westen her aber deutlich nach, im
Norden tut er das – mit Herannahen bzw. Überqueren des Tiefkerns –
bereits am Nachmittag. Es bleibt zwar auch in der kommenden Nacht
noch windig, Sturmböen beschränken sich dann aber zunehmend auf die
Hochlagen der Berge und die Nordsee.

Ähnlich sieht’s auch am Dienstag aus. Mit BIBI steht nämlich bereits
das nächste Tief in den Startlöchern, allerdings thront es über
Island und ist schwächer ausgeprägt als die Vorgänger. Der Wind
bleibt also ein Thema, fällt aber deutlich gedämpfter aus als in den
vergangenen Tagen und heute. D.h. es wird erneut windig, stürmisch
aber nur in höheren Berglagen, an der See und in Alpennähe.

Tja und mit Blick auf den Mittwoch – man glaubt es kaum: Hochdruck!
Weiten Teilen des Landes steht ein sehr freundlicher und überwiegend
trockener Tag ins Haus, im Osten wird es zwar zumindest bis zum
Nachmittag einmal mehr recht windig, im Südwesten dagegen sogar
windschwach.

Das ändert sich aber bereits am Donnerstag wieder, wenn der nächste
Tiefausläufer von Westen auf Deutschland übergreift und vor allem in
der Westhälfte für einen windigen Tag sorgt. Diesen wird es am
Freitag unter Tiefdruckeinfluss dann wohl generell in der Nord- und
Nordwesthälfte geben, ehe sich nach aktuellem Stand pünktlich zum
Wochenende erneut ein Hochdruckgebiet über Deutschland aufbaut. Wie
lange es das aber dieses Mal bei uns aushält, ist noch unsicher.

Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 21.02.2022

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