Thema des Tages

Dauerregen-Tief „PETER“ – Ein Steckbrief

Aktuell bringt Tief „PETER“ in der Osthälfte Deutschlands anhaltende
Regenfälle. Wir schauen uns das Tief im heutigen Thema des Tages
etwas genauer an.

Name: Seinen Namen erhielt „PETER“ am gestrigen Mittwoch von der
Aktion „Wetterpate“, einer Kooperation der Berliner Wetterkarte e.V.
und der Freien Universität Berlin, die seit November 2002 die Vergabe
der Hoch- und Tiefnamen organisieren. Dabei kann die Patenschaft
eines Hochs und Tiefs käuflich erworben werden. Der Pate kann dann
das Druckgebilde mit dem entsprechenden Anfangsbuchstaben selbst
benennen. Zugelassen sind dabei allerdings nur standesamtlich
anerkannte Vornamen. Im Gegenzug erhält der Namenspate unter anderem
eine Wetterkarte und eine Dokumentation der Lebensgeschichte des
Druckgebildes. Der Erlös der „Taufe“ wird zur Unterhaltung der
studentischen Wetterbeobachtung an der Station Berlin-Dahlem und zur
Fortführung einer ununterbrochenen und über hundert Jahre alten
Beobachtungsreihe genutzt. Der Pate von Tief „PETER“ ist übrigens ein
gewisser Peter Worms.

Geburtsort: Auf der Vorderseite eines Langwellentroges, der sich am
Mittwoch vom Nordmeer bis zur iberischen Halbinsel erstreckte,
entstand ein Tief im Golf von Genua. Dieses zog entlang der
Alpensüdseite, wo es sich schließlich abschwächte. In der vergangenen
Nacht zum Donnerstag kam es dann aufgrund der nahezu südlichen
Überströmung der Alpen im österreichischen Alpenvorland zu einer
sogenannten Lee-Zyklogenese, also einer Tiefdruckentwicklung auf der
windabgewandten Seite des Gebirges, aus der Tief „PETER“ hervorging.

Alter: „PETER“ ist noch recht jung. Seit der Lee-Zyklogenese sind
noch keine 12 Stunden vergangen (Stand: 08 Uhr MEZ).

Lage und Zugrichtung: Aktuell findet sich „PETER“ bereits über dem
Norden Tschechiens an der Grenze zu Deutschland und Polen wieder und
zieht auf seiner nördlichen Zugbahn bis zum Abend über Nordwest-Polen
hinweg. Gegen 20 Uhr erreicht das Tief die polnische Ostseeküste im
Bereich Westpommerns. Am Freitag verlagert sich „PETER“ dann über die
Ostsee und das Baltikum bis nach Finnland und verliert allmählich
seinen Einfluss auf Deutschland.
Aktueller Luftdruck: Dieser beträgt zurzeit etwa 995 hPa.

Besondere Eigenschaften und Auswirkungen: Das Bodentief wird vom
Nordrand der Ostalpen unter leichter Intensivierung auf
„Vb-ähnlicher“ Zugbahn nach Nordwestpolen gesteuert. Dabei werden
feuchte und warme Luftmassen aus dem Mittelmeer nach Norden
advehiert, wo sie auf kühlere Luftmassen nördlich der Alpen
aufgleiten. Mit diesen Hebungsprozessen sind dann auch länger
anhaltende Niederschläge verbunden, die aus den Alpen heraus auf den
gesamten Süden Deutschlands bis zu den östlichen Mittelgebirgen
ausgegriffen haben und schließlich in der kommenden Nacht über die
Uckermark und Vorpommern abziehen. Entsprechende Dauerregenwarnungen
mit Mengen von gebietsweise 30 und 40 l/qm in 24 Stunden wurden
größtenteils bereits am gestrigen Mittwoch ausgegeben.

Allerdings unterscheidet sich das Tief von einem klassischen
„Vb-Tief“ durch eine schnellere Verlagerung und geringere Dynamik.
Klassische „Vb-Tiefs“ sind bekannt für ihr erhebliches
Unwetterpotenzial, die durch kräftige Hebung und langsame Verlagerung
verbreitet für Starkregen sorgen und zu einer schadensträchtigen
Hochwassersituation führen können. Bei einer „Vb-Wetterlage“ fielen
beispielsweise am 12.08.2002 in Zinnwald (Osterzgebirge) 312 l/qm in
nur 24 Stunden, was gleichzeitig auch den deutschen Regen-Rekord
darstellt. Das ist rund das Zehnfache von den aktuell vorhergesagten
Regenmengen. Von einem rekordverdächtigen Dauerregen sind wir bei
dieser Lage also sehr weit entfernt!

Weitere Eigenschaft: „PETER“ dreht, wie andere Tiefdruckgebiete auf
der Nordhalbkugel auch, zyklonal, das heißt gegen den Uhrzeigersinn.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.11.2021

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