Thema des Tages

Vulkanblitze

Die Erde brodelt fortwährend und immer wieder gibt es 
Vulkanausbrüche, wie vor Kurzem erst des La Soufrière auf St. Vincent
und den Grenadinen in der Karibik. Häufig sind die Vulkanausbrüche 
von Vulkanblitzen begleitet. Doch wie entstehen diese?


Es zischt und brodelt, die Erde bebt und plötzlich bricht ein Vulkan 
aus. Ständig passiert das irgendwo auf der Welt. Teilweise auf 
wirklich beeindruckende sowie auch furchteinflößende Art und Weise. 
Vulkanausbrüche begleiten die Menschheit seit jeher. Plinius, ein 
antiker Augenzeuge schildert, beispielsweise eine Gas-Aschewolke und 
die in ihr stattfindenden Gewitter folgendermaßen: "Eine schaurige 
schwarze Wolke, kreuz und quer von feurigen Schlangenlinien 
durchzuckt, die sich in lange Flammengarben spalteten, Blitzen 
ähnlich, nur größer." Solche Blitze, die denen in Gewittern ähneln, 
gibt es häufig bei Vulkanausbrüchen und waren schon mehrmals 
Gegenstand von Untersuchungen.

Beispielsweise wurden an der LMU München kleine Vulkanexplosionen im 
Labor nachgestellt. Dabei wurde echte Vulkanasche unter hohem Druck 
in einem Edelstahlrohr nach oben katapultiert und der nachgestellte 
Vulkanausbruch mithilfe einer Hochgeschwindigkeitskammer durch 
Plexiglasfenster beobachtet. Dabei wurden selbst bei dieser sehr 
kleinen Ascheeruption sogenannte Vulkanblitze festgestellt. Diese 
Blitze lassen sich durchaus mit den Blitzen in herkömmlichen 
Gewittern vergleichen. Logischerweise ist Hochspannung in beiden 
Fällen die Voraussetzung, allerdings sind die physikalischen 
Entstehungsbedingungen mitunter sehr unterschiedlich.

Damit Asche sich aufladen kann, gibt es unterschiedliche Mechanismen.
Das geschieht durch Wechselwirkung mit Wasser, die Wechselwirkung mit
der Umgebungsatmosphäre bzw. der natürlichen Radioaktivität, die 
Ladungstrennung durch fragmentieren der Aschepartikel und die 
triboelektrische Aufladung, die durch Reibung zwischen den 
Aschepartikeln entsteht. Vor allem die letzten beiden Punkte sind von
größerem Interesse, denn sie sind eng mit der Dynamik von explosiven 
Ausbrüchen verknüpft. Bei einem Ausbruch wird nämlich Magma 
zerrissen, also fragmentiert und es entstehen feste Partikel, die 
unterschiedlich groß sind. Diese werden nun im Schlot des Vulkans 
sowie später auch in der Atmosphäre nach oben katapultiert und stoßen
mit hoher Energie zusammen oder fliegen aneinander vorbei. Dabei 
kommt es nun zur elektrostatischen Aufladung und Ladungstrennung. Es 
entstehen also positiv und negativ geladene Teilchen. In der 
Aschewolke kommt es nun also ähnlich wie in einer Gewitterwolke, wo 
ebenfalls Ladungstrennung stattfindet, zum Aufbau einer großen 
Spannung. Auf der einen Seite die positiv geladenen Ascheteilchen 
weiter oben in der Wolke und die negativ geladenen weiter unten. Wird
die Spannung nun also zu groß, kommt es zur Entladung mit dem 
Vulkanblitz. Diese Blitze können mit Messantennen registriert werden.


Besonders relevant ist die Messung solcher Blitze für die Luftfahrt, 
denn es lassen sich Rückschlüsse auf die Größe der Aschepartikel 
ziehen und kleinere Aschepartikel halten sich länger in großen Höhen 
und können somit die Luftfahrt erheblich beeinflussen, wie damals im 
März 2010 nach dem Ausbruch des Eyjafjallajökull auf Island.

Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 13.04.2021

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