Thema des Tages

Bilderbuch-Aprilwetter

Nach einem sommerlich anmutenden Märzende zeigt sich der April nun 
von seiner klassischen Seite. Mit der von Norden einfließenden 
arktischen Polarluft stellt sich Aprilwetter ein, wie es im 
Bilderbuch steht. Wie kommt es aber zu den raschen Wetterwechseln, 
die man gerne als Aprilwetter bezeichnet?


Noch in der vergangenen Woche konnte man im T-Shirt in der Sonne 
sitzen und selbst die ersten kurzen Hosen wurden im Freien gesichtet.
Die Wetterstation Rheinau-Memprechtshofen (Baden-Württemberg) 
verzeichnete am vergangenen Mittwoch (31.03.2021) mit 27,2 Grad sogar
einen neuen März-Temperaturrekord. 


Über das Osterwochenende fand dann in mehreren Schüben polare 
Kaltluft ihren Weg nach Deutschland, wie man bereits in den 
vergangenen Tagen an dieser Stelle im Thema des Tages wiederholt 
lesen konnte. 


Am gestrigen Ostermontag (05.04.2021) war dann vom vorangegangenen 
"Märzsommer" nichts mehr zu spüren. Eine Kaltfront überquerte 
Deutschland von Nord nach Süd und brachte zunächst Regen, der 
allmählich in Schneeregen und Schnee überging. Ihr folgten von der 
Nordsee her weitere Schnee-, Schneeregen- und Graupelschauer. 
Teilweise konnte sich der Schnee auf mehrere Zentimeter akkumulieren 
und auch das eine oder andere kurze Gewitter trat in Erscheinung. Bei
Tageshöchstwerten von 4 bis 10 Grad und einem stürmischen Wind war 
also eher wieder an die Winterjacke statt an T-Shirt und kurze Hose 
zu denken. Einzig im Süden, wo die Kaltfront erst im Laufe des 
Nachmittags eintraf, schafften es die Temperaturen nochmal auf 
zweistellige Werte. 


Letztere sind am heutigen Dienstag aber auch Geschichte und die 
Erinnerung an die "Märzhitze" verblasst rasch bei den vorhergesagten 
Tageshöchstwerten von 2 bis 7 Grad. Im Bergland kommt die Temperatur 
tagsüber erst gar nicht aus dem Frostbereich heraus. Vielerorts 
wechseln sich Sonne und dichte Wolken ab. Hier und da schaffen es die
Schneeschauer auch bis in tiefste Lagen und so schnell, wie sie 
aufziehen, so schnell sind sie auch wieder weitergezogen. Dazu weht 
ein böiger, teils stürmischer Wind. Der April zeigt sich also von 
seiner klassischen Seite. Aber wie kommt es eigentlich zu diesen 
schnellen Wetterwechseln? 


Die Ursache für das chaotisch wirkende Wetter findet sich in der 
unterschiedlich schnellen Erwärmung von Wasser- und Landmassen. 
Während sich das Land durch die bereits hochstehende, kräftige 
Aprilsonne schon richtig aufheizen kann, brauchen die großen Gewässer
deutlich länger um "auf Touren zu kommen". So können dann teils große
horizontale Temperaturunterschiede zwischen Meer und Kontinent 
entstehen. 


Die Kaltluft, die ihren Ursprung in der Arktis über Schnee- und 
Eisflächen findet, wird nun auf ihrem Weg nach Mitteleuropa über dem 
Nordmeer und der Nordsee in den unteren Luftschichten langsam erwärmt
und nimmt dabei etwas Feuchtigkeit auf. Trifft diese in Fachkreisen 
auch als maritim bezeichnete Polarluft nun auf das Festland, welches 
sich durch die Sonne bereits kräftig erwärmt hat, entsteht dabei ein 
starker vertikaler Temperaturgradient. Dann spricht man von einer 
"labilen" Luftmasse, die bodennah vom Land erwärmt wird, in höheren 
Luftschichten jedoch noch sehr kalt ist. Aktuelles Beispiel: Während 
die Temperaturen bodennah am Nachmittag meist bei einstelligen 
Pluswerten liegen, herrscht in 5 Kilometer Höhe bei Temperaturen von 
rund minus 40 Grad eisige Kälte. 


Nach physikalischen Gesetzmäßigkeiten erfährt nun die bodennahe 
wärmere Luft, die gleichzeitig auch leichter ist als die höher 
liegende Kaltluft, einen Auftrieb und steigt auf. Im Laufe ihres 
Aufstiegs kühlt sie in der kälteren Umgebung ab und der in ihr 
enthaltene Wasserdampf kondensiert. Es bilden sich zunächst dichte 
Wolken, aus denen schließlich, je nach Feuchte- und 
Temperaturverhältnissen, Niederschläge als Regen, Schnee oder Graupel
zum Erdboden fallen. 


Aber wie kommt es nun zu den schnellen Wetterwechseln? Wo Luftmassen 
aufsteigen, müssen aus Massenerhaltungsgründen auch wieder welche 
nachströmen. Dies geschieht durch absinkende Luftmassen in der 
Umgebung. Dieses Absinken hat dort dann Auflockerungen zwischen den 
Schauerwolken zur Folge. Die beschriebenen Prozesse sind in der 
Grafik zum Thema des Tages unter 
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2021/4/6.html 
schematisch und vereinfacht dargestellt. 


Auch der Tagesgang hat einen wichtigen Einfluss auf das 
Schauerwetter: Wie bereits erwähnt, spielt die den Erdboden 
erwärmende Sonne eine maßgebliche Rolle bei der Entwicklung von 
Schauern. In der Nacht, wenn die Sonne auf der anderen Seite der 
Erdkugel scheint, kann der Boden auskühlen. Entsprechend nehmen auch 
die vertikalen Temperaturunterschiede etwas ab, die Schauer werden 
seltener und die Bewölkung geht zurück. Sinkt die Temperatur dann am 
Erdboden in den Frostbereich ab, können nasse Stellen schnell 
gefrieren und es wird glatt. 


Das derzeitige Aprilwetter hält noch bis morgen an. Ab Donnerstag 
stellt sich dann wieder vermehrt Hochdruckeinfluss ein, die 
Niederschläge klingen ab und auch die Tageshöchstwerte steigen 
allmählich wieder auf zweistellige Werte an. 


MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 06.04.2021

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