Thema des Tages

Ein turbulentes Wochenende

Das vergangene Wochenende fiel vor allem in der Nordhälfte 
Deutschlands recht stürmisch aus. Teilweise ging es sehr turbulent 
zu: Im Norden Dortmunds sowie in thüringischen Schmalkalden gab es 
sogar Tornadoverdachtsfälle.

Nachdem das Wetter am vergangenen Freitag, dem 26.03.2021, bei 
sonnigen Tageshöchstwerten von bis zu 19 Grad (Spitzenreiter war die 
Station Neunkirchen - Bad Mergentheim in Baden-Württemberg mit 18,7 
Grad) frühlingshaft warm anmutete, folge ein Wochenende mit 
Turbulenzen. 


Bereits in der Nacht zum Samstag fegte die Kaltfront des 
Nordmeertiefs "Quasimodo" von West nach Ost über Deutschland hinweg. 
In der ihr folgenden Kaltluft entwickelten sich am Samstag tagsüber 
diverse Schauerlinien und auch einige Gewitter konnten sich 
ausbilden. Darüber hinaus legte der Wind merklich zu. Recht 
verbreitet wurden starke bis stürmische Böen gemessen (zwischen 50 
und 75 km/h), stellenweise traten Sturmböen bis 85 km/h auf. Bei 
einzelnen kräftigen Entwicklungen konnten selbst schwere Sturmböen 
von bis zu 100 km/h beobachtet werden, zum Beispiel gegen 13 Uhr an 
der Station in Querfurt an der Mühle Lodersleben im Süden 
Sachsen-Anhalts. Die Wetterstation auf dem Brocken, dem höchsten Berg
Norddeutschlands, toppte die Windgeschwindigkeiten aufgrund ihrer 
exponierten Lage: Dort wurden orkanartige Böen von 116 km/h gemessen.



Der den Wind begleitende Niederschlag kam nicht überall in flüssiger 
Form vom Himmel. Besonders in den Hochlagen der Mittelgebirge 
akkumulierten sich wenige Zentimeter Neuschnee. Aber auch in tiefen 
Lagen fiel der Niederschlag teils in fester Form, nämlich als 
Graupel. Da dies häufig sehr plötzlich vonstattengeht, wird immer 
wieder auch der eine oder die andere Verkehrsteilnehmer*in 
überrascht. So kam es auch am vergangenen Samstag zu einigen 
glättebedingten Unfällen. 


Darüber hinaus gab es kurz nach 11:00 Uhr MEZ einen 
Tornadoverdachtsfall im Norden Dortmunds. Anwohner aus der Region 
schilderten ein Schadensbild, das auf einen Tornado schließen lässt. 
Über eine Strecke von mehreren Hundert Meter wurden Dächer beschädigt
und teilweise abgedeckt, Gegenstände flogen durch die Luft, Äste 
wurden reihenweise von den Bäumen gerissen. Außerdem wurde in einem 
Industriegebiet ein Lkw auf die Seite geworfen. Auch ein erster Blick
auf die Radarbilder, die sich den sogenannten "Dopplereffekt" zunutze
machen, um Windgeschwindigkeiten relativ zum Radarstandort 
aufzuzeigen, deuten auf eine rotierende Gewitterzelle hin. Ein 
weiterer Verdachtsfall ereignete sich im thüringischen Schmalkalden 
gegen 15 Uhr MEZ. Auch dort legen die Schadensbilder einen Tornado 
nahe.


Allerdings müssten weitere Untersuchungen folgen, um mit 
abschließender Sicherheit von einem Tornado sprechen zu können. Dies 
würde eine genauere Untersuchung der Schäden vor Ort beinhalten. Denn
Tornadoschäden sind recht spezifisch und unterscheiden sich von 
Schäden, die beispielsweise aufgrund von Fallböden in Gewittern 
entstehen können. Tornados verursachen in der Regel eine Schneise der
Verwüstung, die auch teilweise unterbrochen sein kann. Typisch ist 
darüber hinaus die unterschiedliche Fallrichtung von Bäumen oder die 
sehr weite Verfrachtung von Gegenständen. 


Im Süden Deutschlands ging es am Samstag hingegen etwas entspannter 
zu. Zwar wurden die "Südländer" nicht ganz vom Wind verschont, auch 
dort traten gebietsweise Windböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 60
km/h auf. Die der Kaltfront folgenden Schauer und Gewitter schafften 
es jedoch nicht bis zum Alpenrand. 


In der Nacht zum Sonntag beruhigte sich das Wettergeschehen dann 
weitgehend, zumindest vorübergehend. Am gestrigen Sonntag lebte der 
Wind im Tagesverlauf erneut auf. Dabei beschränkte sich das windige 
Wetter jedoch meist auf die Nordwesthälfte. In Schauernähe sowie im 
Nordseeküstenumfeld wehte der Wind auch zeitweise stürmisch mit bis 
zu 73 km/h, die beispielsweise auf der Hallig Hooge im 
schleswig-holsteinischen Wattenmeer gemessen wurden. Die Station 
Glücksburg-Meierwik bei Flensburg verzeichnete sogar knappe 80 km/h. 
Spitzenreiter war, wie konnte es auch anders sein, erneut der 
exponierte Brocken mit 90 km/h (16 Uhr MESZ).  


Heute spielt der Wind - mit Ausnahme auf dem Brocken im Harz sowie im
Norden im Küstenumfeld - keine Rolle mehr. In den kommenden Tagen 
liegt der Fokus wohl eher auf dem ruhigen, fast schon frühsommerlich 
anmutenden Wetter mit viel Sonnenschein und Temperaturen von bis zu 
25 Grad!  

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 29.03.2021

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