Thema des Tages

Frühling mit Sommerfeeling und dann die kalte Osterdusche?!


Wir nähern uns dem Frühling mit Sommerfeeling und auch Ostern kommt 
mit großen Schritten dichter. Daher aufbauend auf das gestrige Thema 
ein weiterer Blick auf die verschiedenen Vorhersagen und deren Güte. 


Das Wetter in Deutschland stellt, wie schon im gestrigen Thema des 
Tages beschrieben, nach dem durchwachsenden Samstag mit Aprilwetter 
die Weichen vorübergehend auf warmen und sonnigen Frühling. Doch 
pünktlich zu Osten kommt von Norden Polarluft und lässt die 
Temperaturen purzeln. Wie nachhaltig die spätwinterliche 
Wetterepisode ist, steht aber noch in den Sternen.   

Verantwortlich für den zunehmend ruhigen und teils schon 
frühsommerlich anmutenden Wettercharakter ist Hoch NICOLE, die am 
heutigen Sonntag über Norditalien vor Anker gegangen ist. Allenfalls 
der Norden liegt noch im Einflussbereich einer ausgeprägten 
Tiefdruckzone, die sich von Neufundland bis nach Skandinavien zieht 
und auf dessen Südflanke wiederholt Randtiefs sowie deren Ausläufer 
ostwärts ziehen. Dabei wird der Norden am heutigen Sonntag noch von 
der Warmfront von Tief RAMA bei Island gestreift, die nachfolgend 
Regen bringt, bevor Hoch NICOLE die Tiefs weiter Richtung 
Skandinavien abdrängt und somit auch im Norden die Sonne zunehmend 
erstrahlen lässt. Da der Schwerpunkt von NICOLE vom Golf von Genua 
bis nach Tschechien reicht, kann auf deren Westflanke zudem warme 
Luft aus Südwesteuropa angezapft und bis nach Deutschland geführt 
werden. Zusammen mit der immer stärker werden Sonne schaffen es die 
Temperaturen am Dienstag und Mittwoch wohl schon bis an die 
Sommerschwelle von 25 Grad heran. Vielleicht kann im Westen und 
Südwesten hier und da sogar die 25 Grad überschritten werden. 

Ab Mittwoch bekommt Hoch NICOLE eine starke Partnerin im 
europäisch-atlantischen Wettergeschehen. Über dem Atlantik schiebt 
sich ein neues Hoch in den Nordatlantik und kann sich dort richtig 
aufplustern. Getrennt wird das neue Hoch von Hoch NICOLE zunächst 
noch von einer Tiefdruckrinne samt Tiefausläufer, die sich am 
Dienstag von Skandinavien über die Britischen Inseln hinweg bis zu 
den Azoren erstreckt. Doch schon am Mittwoch nimmt das neue Hoch 
Kontakt zu Hoch NICOLE über dem europäischen Festland auf. Hoch 
NICOLE ergibt sich freiwillig und gibt West- und Mitteleuropa 
zunehmend frei, während sich das Hoch zwischen Island und Schottland 
weiter stärkt (vgl. Graphik 1.). Durch die Drehbewegung des Hochs im 
Uhrzeigersinn schaufelt es vom Nordmeer und Grönland kalt Luft 
südwärts, die Deutschland in der Nacht zum Donnerstag erreicht. Die 
Grenze zwischen der warmen Frühlingsluft und der kalten Luft polaren 
Ursprungs bildet schließlich eine Kaltfront, die das Land bis 
Freitagmorgen südwärts überquert und den Temperatursturz im ganzen 
Land einläutet. Im Vergleich zum Dienstag und Mittwoch sollen die 
Temperaturen mit Ausnahme der Küstenbereiche -da wird es ja zur 
Wochenmitte nicht so warm- am Freitag und Samstag teils um mehr als 
10 Grad fallen. Die zeigen sowohl das deutsche ICON-Modell als auch 
das europäische IFS-Modell. Da zunächst aber keine größeren Tiefs in 
der Wetterküche mitmischen und somit das Hoch seinen Einfluss bis 
nach Mitteleuropa ausbaut, sind wohl vielerorts keine größeren 
Niederschlagsmengen zu erwarten. Allenfalls an den Alpen regnet es 
durch Nordstau ab Freitag länger, in mittleren und höheren Lagen 
fällt Schnee. Und auch im Nordosten und Osten sorgen ab 
Donnerstagnachmittag bis Sonntag Regen- oder Schneeregenschauer, im 
Bergland Schneeschauer sowie Temperaturen zwischen 6 und 11 Grad für 
einen eher spätwinterlichen Eindruck. Im Westen und Südwesten kann 
sich durch das nähere Hoch die Sonne häufiger durchsetzen, sodass 
dort die Temperaturen mit Werten zwischen 8 und 14 Grad etwas höher 
liegen (vgl. Graphik 3 & 4).

Insgesamt scheint der Temperatursturz unter Berücksichtigung 
verschiedener Wettermodelle als auch Ensembleläufe gleichermaßen 
sicher wie der Frühling mit Sommerfeeling zuvor. Allenfalls die 
Stärke des Temperaturrückgangs ist noch nichts vollends geklärt, da 
weiter einzelne Modellläufe einen etwas sachteren Temperaturverlauf 
hin zu milderen Werten liefern. Ab Sonntag ist die Prognosegüte 
schließlich ziemlich schlecht. Zwar lassen sich für Städte über 
Deutschland verteilt auch Schwerpunkte ausmachen, aufgrund der 
Unterschiede zwischen den Modellen und Modellläufen kann aber 
höchstens eine grobe Tendenz gegeben werden. Demnach scheint der 
Süden wieder zunehmend in den Einflussbereich milderer Luft zu 
gelangen, während im Norden die Mehrzahl der Informationen eher 
kühlere Bedingungen zeigen (Vgl. Graphik 2). Wer jedoch Klarheit 
liebt, muss sich gedulden und die Prognosen weiter beobachten. Wir 
bleiben für Sie am Wetterball. 


Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 28.03.2021

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