Thema des Tages

Sturm Luis wirbelte am Samstag über Deutschland


Das Tief Luis brachte am gestrigen Samstag Sturm nach Deutschland. 
Verbreitet traten Sturmböen auf. Welche Region wie stark betroffen 
war wird im heutigen Thema des Tages betrachtet. 


In Deutschland hat sich eine spannende und für uns Meteorologen auch 
sehr arbeitsintensive Wetterlage eingestellt. Es handelt sich um eine
zyklonale West- bis Nordwestlage. Das bedeutet, dass Deutschland 
unter Tiefdruckeinfluss steht und immer wieder Tiefausläufer über uns
hinwegziehen. Dabei wurden wir in den letzten Tagen auch von den 
Sturmfeldern der Tiefdruckgebiete Klaus (v.a am Donnerstag) und Luis 
am gestrigen Samstag erfasst. Die Windgeschwindigkeiten waren 
flächendeckend ähnlich hoch.

Wollen wir uns aber nun näher mit Sturmtief Luis befassen. Es wurde 
am vergangenen Donnerstag an der Südspitze Grönlands "geboren", zog 
dann als eher uninspiriertes Tief über den Nordwestatlantik um sich 
dann am Freitag über Irland zum Sturmtief zu mausern. Am 
Samstagmorgen lag das Zentrum von Luis bereits im Bereich der 
Doggerbank (westliche Nordsee) und in der Nacht zum Sonntag erreichte
es die Lübecker Bucht. Über Deutschland konnte sich am Samstag daher 
ein ausgeprägter Luftdruckunterschied bilden. Er betrug am 
Samstagnachmittag zwischen dem Norden Deutschlands und dem Süden 
Deutschlands fast 30 hPa. Dieser Unterschied drückte sich in 
stürmischem Wind aus. Das Sturmfeld erreichte am Morgen den Westen 
und dehnte sich im Tagesverlauf zunehmend ostwärts aus. Die stärksten
Böen (aus westlichen Richtungen) traten dabei an der Kaltfront auf 
sowie in den nachfolgenden teils gewittrigen Schauern. Bei Schauern 
und insbesondere Gewittern kann nämlich ein vertikaler 
Impulstransport ausgelöst werden. Dies bedeutet nichts anderes, als 
dass sich der Höhenwind, der normalerweise durch fehlende Reibung 
stärker weht als der Wind am Boden, nach unten durchgreift und hier 
für markante Böen sorgt. Gestern beispielsweise betrug der Wind in 
850 hpa (etwa 1500 m Höhe) 100-120 km/h.

Die gestrigen Böenwerte erreichten im Flachland gebietsweise 
tatsächlich um 100 km/h. Ganz vereinzelt auch darüber. Hier mal die 
Top 4 der gestern im Flachland des DWD-Netzes gemessenen Böen.

1. Leuchtturm Alte Weser (Niedersachsen) 118 km/h, Bft. 11

2. Neu-Ulrichstein (Hessen) 114 km/h, Bft. 11

3. Borkum-Süderstraße (Niedersachsen) 110 km/h, Bft. 11

4. Xanten, Düsseldorf (beide Nordrhein-Westfalen) und Büsum 
(Schleswig-Holstein) 99 km/h, Bft. 10

Aber auch an einigen weiteren Stationen wurde Windstärke 9 bis 10 
gemessen. Weitere Werte können Sie der angefügten Grafik entnehmen. 
Interessant ist sicherlich auch, dass die prädestinierten Lagen an 
der Ostseeküste nicht so hohe Böenwerte aufweisen können. Dies lag an
der Nähe zum Kern des Tiefdruckgebietes um den es für gewöhnlich 
nicht so stark weht.

In der vergangenen Nacht hat sich der Wind abgeschwächt, denn Luis 
verlagerte sich in die mittlere Ostsee und der Luftdruckgradient über
Deutschland beträgt nun noch etwa 20 hPa. Gleichwohl treten auch 
heute in Schauernähe starke bis stürmische Windböen zwischen 50 und 
70 km/h auf. In den Folgetagen bleibt es zwar windig, aber ein neuer 
ausgewachsener Sturm steht bis auf Weiteres nicht auf dem Programm. 
Allerdings dreht die Windrichtung zunehmend auf Nord, sodass 
Meeresluft subpolaren Ursprungs herangeführt wird. Es stellt sich 
damit ein sehr wechselhafter Wetterabschnitt ein und bis in mittlere 
Lagen fällt Schnee. An den Alpen schlägt der Winter nochmals voll zu 
und bis Wochenmitte kommt in höheren Lagen durchaus 50-100 cm 
Neuschnee vom Himmel. Es bleibt also spannend beim Wetter und uns 
Meteorologen geht die Arbeit sicherlich nicht aus.


Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 14.03.2021

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