Thema des Tages

Warum ist der Himmel blau?


Die Frage, warum der Himmel blau ist, hat sich sicherlich jeder schon
einmal gestellt. Doch blau ist nicht gleich blau. Während man am 
Wochenende zumindest in der Südhälfte einen tief blauen Himmel 
beobachten konnte, war das Blau vor einer Woche milchig trüb. Im 
heutigen Thema des Tages wollen wir diesen Phänomenen auf den Grund 
gehen.


Die Himmelsfarben haben etwas mit der Streuung des Sonnenlichtes in 
der Atmosphäre zu tun. Das Sonnenlicht selbst erscheint hellweiß. 
Tatsächlich setzt es sich allerdings aus den bekannten 
Regenbogenfarben von violett, blau, grün über gelb bis hin zu rot 
zusammen. Dabei entsprechen verschiedene Farben jeweils separaten 
Wellenlängen. Je kürzer die Wellenlänge, desto energiereicher das 
Licht und umso mehr verschiebt sich die Farbe Richtung violett. 
Langwelligeres Licht ist energieärmer und geht daher eher ins 
Rötliche. Die höchste Strahlungsintensität hat die Sonne bei einer 
Wellenlänge von etwa 550 nm, was etwa gelbgrün entspricht. Trifft nun
dieses Licht auf Partikel oder Moleküle in der Atmosphäre, so wird es
in verschiedene Richtungen abgelenkt, ähnlich wie ein Wasserstrahl, 
der auf ein Hindernis trifft.

Dies ist natürlich nur eine sehr vereinfachte Darstellung. Für die 
Experten, die es genauer wissen wollen, muss man in die Atomphysik 
gehen. (Für das Allgemeinverständnis kann dieser Abschnitt auch 
übersprungen werden.) Das Licht besteht aus Lichtquanten, den 
sogenannten Photonen. Bei einem Streuprozess trifft ein Photon auf 
eine Elektron, das sich in einer Wolke um den Atomkern bewegt. Es 
wird von diesem Elektron absorbiert, wobei das Elektron dessen 
Energie aufnimmt und in einen angeregten, also energiereicheren 
Zustand übergeht. Diese Energiemenge gibt das Elektron in Form eines 
neuen Photons aber sofort wieder ab, wobei das Elektron wieder in den
Ausgangszustand zurückfällt. Das neue Photon fliegt nun aber in eine 
andere Richtung, sodass der Eindruck entsteht, dass das Licht 
abgelenkt wird. Da das neue Photon exakt dieselbe Energiemenge wie 
das alte Photon hat, hat das gestreute Licht auch dieselbe Farbe.

Ist das streuende Partikel deutlich kleiner als die Wellenlänge des 
Lichtes, was bei Molekülen der Fall ist, so ist die Stärke der 
Streuung von der Wellenlänge abhängig. Man spricht dann auch von 
Rayleigh-Streuung (nach dem englischen Physiker Baron Rayleigh 1846 
-1919). Das heißt, blaues oder violettes Licht wird deutlich stärker 
gestreut als rotes. So erscheint der Himmel durch die Streuung der 
Sonnenstrahlen an Molekülen blau.

Sind die streuenden Partikel jedoch gleichgroß oder größer als die 
Wellenlänge des Lichtes, so wird das Licht über alle Wellenlängen 
gleich stark gestreut (Mie-Streuung nach dem Physiker Gustav Mie 1868
? 1956). Somit erscheint das gestreute Licht weiß. Größere Partikel 
hat man beispielsweise bei Dunst, verschmutzter Luft oder wie 
vergangene Woche bei Saharastaub. Dann erscheint das Blau des Himmels
hellblau oder leicht milchig-trüb. Hat man allerdings nur wenige 
große Partikel in sehr trockner Luft, sowie es an diesem Wochenende 
der Fall war oder wie man es häufig im Gebirge erlebt, so hat man 
kaum Mie-Streuung und der Himmel zeigt sich tiefblau.


Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 09.03.2021

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