Thema des Tages

Was gibt es Neues beim Wetter?

Seit Jahresbeginn dümpeln wir zwischen Hochs und Tiefs mit nur wenig 
Bewegung in der Wetterküche, aber durch Feuchteeinschub immer wieder 
weißen "Überraschungen". In unserem Büro nennt man das "Gammellage". 
Die setzt sich weiter fort, auch wenn Tief AHMET jetzt von Osten her 
angreift.

In den wenigen Tagen seit Jahresbeginn hat sich beim Wetter nicht 
viel getan. Erkennbar ist das unter anderem an der vielleicht für den
ein oder anderen verwirrenden Namensgebung der Hoch- und 
Tiefdruckgebiete auf den Wetterkarten. Eigentlich werden in diesem 
Jahr die Hochdruckgebiete mit Frauennamen und die Tiefdruckgebiete 
mit Männernamen versehen. Nun finden wir aber auch heute wieder Hoch 
ALEXANDER über Nordeuropa und Tief LISA über dem Mittelmeer auf 
unseren Karten. Die zwei sind Relikte aus 2020, die sich einfach 
nicht verabschieden wollen. Das ist typisch für eine "Gammellage": 
wenig Bewegung, wenig Veränderung, aber dadurch nicht unbedingt 
"besser" vorhersagbares Wetter.

Denn die zwei Druckgebilde bewegen sich schon, wenn auch nur wenig 
und langsam. Sie schieben sich mal nach Norden, mal nach Süden, fast 
könnte man meinen, sie führen einen alten höfischen Tanz auf: 
gebührender Abstand, aber kein Partnerwechsel. Da wir in Deutschland 
in der Zone zwischen den beiden Zentren liegen, ist unser Wetter von 
eher östlichen Strömungen geprägt. Somit wird kühle Luft zu uns 
geführt, die durch das Anzapfen von Meeren (mal Ostsee, mal 
Mittelmeer) aber auch feucht ist. In der Folge kommt es immer wieder 
zu Niederschlägen, die durch die kühle Luft im Bergland durchgehend, 
im Flachland hin und wieder als Schnee fallen. Da nicht genau 
vorausberechnet werden kann, wie sich die Druckgebilde verlagern, 
sind auch die Niederschlagsphasen und die vom Schnee betroffenen 
Regionen immer wieder anders.

Nun hat sich gestern aus dem umfangreichen Tiefdruckkomplex LISA über
dem Süden Europas ein kleines Tief entwickelt: AHMET. Der hat durch 
die Nähe zum Mittelmeer reichlich Feuchtigkeit geladen und wird sich 
langsam nordwärts über Osteuropa und schließlich Polen auch nach 
Deutschland bewegen. Das bedeutet für uns einen kräftigen 
Feuchtenachschub aus Osten. Die Frage ist nun: Wo genau zieht AHMET 
lang? Er schiebt relativ milde Luft vor sich her, hat aber eine kalte
"Schleppe". Er wird also zunächst Regen, später aber Schneeregen und 
Schnee bringen. Unter Umständen kann es auf kalten Böden und in den 
Übergangsbereichen von Regen zu Schnee auch mal kurz zu gefrierendem 
Regen kommen. Die Bestimmung der Niederschlagsphase in den einzelnen 
Regionen im Osten und Nordosten Deutschlands ist also schwierig. Die 
Modelle nähern sich zwar immer mehr einer Zugbahn an (Polen und die 
Oder nach Ost- bzw. Nordostdeutschland), es gibt aber auch noch 
Ausreißer. Weiter voran scheint das Tief nicht zu kommen, es bleibt 
über Nordostdeutschland und Polen liegen und schwächt sich in den 
Folgetagen ab.

Auf jeden Fall kommt ein Schwall feuchter Luft aus Osten zu uns, die 
am morgigen Mittwoch mehr und mehr zu Schneefall führt. Abgesehen von
den Küstenbereichen, an denen die Ostsee für eine Milderung der Luft 
sorgt und so die Schneewahrscheinlichkeit senkt, muss man sich also 
in den kommenden Tagen auf glatte und teils verschneite Straßen 
einstellen. Besonders im Erzgebirge und Harz, teils aber auch im 
Fläming kann es vorübergehend mal mäßig schneien. Weiter westlich 
sowie im Süden fällt auch zeit- und gebietsweise Schnee oder 
Schneeregen, die Intensität ist dort aber deutlich geringer, sodass 
es voraussichtlich nur für wenige Zentimeter Neuschnee reichen wird. 
In den tiefsten Lagen im Westen und Nordwesten bleibt der Schnee 
unter Umständen gar nicht liegen. An der Nordsee sorgt meist 
auflandiger Wind ebenfalls für zu milde Luft und eher keine 
geschlossene Schneedecke.


Dipl.-Met. Jacqueline Kernn 
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale 
Offenbach, den 05.01.2021

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